Mit den steigenden Gesundheitskosten reisen immer mehr Schweizerinnen und Schweizer ins Ausland. Sie wollen bei kostspieligen Eingriffen wie Schönheitsoperationen oder Zahnsanierungen Geld sparen oder suchen wegen Versorgungslücken im Gesundheitssystem, etwa in der Psychotherapie oder der Pflege, einen Behandlungsplatz im Ausland.
Medizintourismus boomt. Allein für ästhetische Eingriffe sind im vergangenen Jahr 1,5 Millionen Menschen in die Türkei nach Istanbul gereist.
Eine gemeinsame Sprache schafft Vertrauen
Wer sich überlegt für eine medizinische Behandlung ins Ausland zu gehen, sei es auch nur für eine Zahnbehandlung ins europäische Ausland, dem empfehlen Fachleute, sich sorgfältig vorzubereiten: «Ganz wichtig ist bei Behandlungen im Ausland, dass man die Sprache sehr gut versteht und weiss, was auf einen zukommt», sagt Sandra Dutler von der Schweizer Patientenorganisation.
Sie rät auf das Bauchgefühl zu hören: Das Vertrauen zwischen Patientin oder Patient und behandelnder Fachperson müsse stimmen, insbesondere bei grösseren Eingriffen wie z.B. Zahnsanierungen oder Schönheitsoperationen.
Die Klinik sorgfältig auswählen
Genauso wichtig ist es, sich ein umfassendes Bild von der Klinik zu machen, den Behandlungsmethoden und dem Ärzteteam. «Nicht nur über das Internet oder Instagram, sondern sich die Klinik vor Ort anschauen», rät der plastische Chirurg Holger Klein, Leiter der ästhetischen Klinik am Kantonsspital Aarau.
Er empfiehlt auch auf den Facharzttitel und die Erfahrung der Chirurgin oder des Chirurgen zu achten: Mindestens fünf Jahre und darüber, damit eine gewisse Expertise und Routine für die Eingriffe gewährleistet sei.
Zweitmeinung einholen: Auch wenn das kostet
Beide Fachpersonen raten zudem, sich noch in der Schweiz eine Zweitmeinung einzuholen: Ist die Wahl der Behandlung notwendig? Würde sie hier genauso gemacht werden? Auch wenn das kostet: Diese Fragen frühzeitig zu klären, kann am Ende Geld einsparen und hilft auch bei der Entscheidungsfindung, wo Patientinnen und Patienten die Behandlung machen lassen wollen.
Zuletzt ist es wichtig, den Eingriff nicht zu unterschätzen: Es kann zu Komplikationen kommen und jede Operation braucht eine Nachsorge: «Es muss ein Notfallkonzept geben, wie verhalte ich mich, wenn etwas auftritt, das nicht dem normalen Heilungsverlauf entspricht?», sagt Chirurg Holger Klein: Die Patientin oder der Patient müsse wissen, an wen sie sich für die Nachsorge wenden können – auch zurück in der Schweiz.
Risiken abwägen und Komplikationen bedenken
Auch wenn medizinische Behandlungen im Ausland in der Regel jeder selbst zahlen muss, empfiehlt die Schweizer Patientenorganisation im Vorhinein mit der Krankenversicherung und einer Rechtsschutzversicherung Kontakt aufzunehmen: «Es ist immer einfacher, wenn eine Rechtsschutzversicherung involviert ist», sagt Sandra Dutler von der Schweizer Patientenorganisation mit Blick auf mögliche Komplikationen.
Denn wenn eine Fehlbehandlung stattgefunden hat, müssen das Betroffene am Ende selbst beweisen können.