Im Jahr 2013 war laut Statistischem Bundesamt in der Schweiz eine von 54 Geburten eine Mehrlingsgeburt. Wie viele von ihnen auf natürlichem Weg gezeugt wurden und bei wie vielen medizinisch nachgeholfen wurde, ist unklar – denn dazu gibt es kein Melderegister.
Es kursieren aber Angaben, nach denen nur etwa eine von 80 Schwangeren in unseren Breitengraden ein auf natürlichem Weg gezeugtes Doppelpack austrägt. Noch seltener sind Drillinge: Hier geht man nur von einer Quote von einer pro 7000 Schwangerschaften aus, ohne dass es zuvor zu einer Hormonbehandlung gekommen ist.
Bei einer künstlichen Befruchtung ist die Quote deutlich höher: Nach einer Insemination, also einer Injektion von Spermien nach einer hormonellen Behandlung der Frau, liegt die Wahrscheinlichkeit für Zwillinge bei 20 Prozent. Das heisst also: Die Zunahme der Zwillingsgeburten hat tatsächlich auch zu einem guten Teil mit der Zunahme der Fertilitätsbehandlungen zu tun.
Dabei muss man unterscheiden: Eineiige Zwillinge sind eine reine Laune der Natur, die sich von aussen nicht beeinflussen lässt – die Quote bleibt deshalb schon lange gleich. Denn hier teilt sich spontan eine befruchtete Eizelle, es entstehen zwei oder sehr viel seltener noch mehr Embryonen daraus, die die gleichen Erbanlagen tragen. Damit haben eineiige Zwillinge zwingend immer das gleiche Geschlecht.
Genetik, Alter und Hormone
Anders bei den zweieiigen Zwillingen: Sie sind im Prinzip nichts anderes als normale Geschwister, die zur gleichen Zeit im Mutterleib heranwachsen. Das setzt voraus, dass mindestens zwei zu befruchtende Eizellen vorhanden sind. Das kommt ebenso auf natürlichem Weg wie auch medizinisch unterstützt vor. Und dabei gibt es eine deutliche erbliche Komponente: Die Frauen in der mütterlichen Linie sind hierfür ein guter Orientierungsfaktor.
Daneben spielen aber auch viele andere Faktoren eine Rolle. Zum einen das Alter: Die Produktion des follikelstimulierenden Hormons FSH funktioniert mit den Jahren nicht mehr so reibungslos. Steigt seine Konzentration sehr an, reifen zwei statt einer Eizelle heran, die beide bereit zur Befruchtung sind.
Einen ähnlichen Effekt haben Hormonbehandlungen zur Unterstützung der Fruchtbarkeit der Frau – eine der Möglichkeiten einer Kinderwunschbehandlung. Hier haben die Ärzte keine Chance zu regulieren, wie viele Eizellen heranreifen, und deshalb kann es schnell zu den medizinisch eher gefürchteten «höhergradigen Mehrlingsschwangerschaften» kommen – also zu Drillingen oder noch mehr.
Drastischer Rat zur Abtreibung
Wenn es deshalb nach den Ärzten geht, geben sie der In-vitro- oder ICSI-Methode nach einer hormonellen Stimulierung der Frau den Vorrang. Sie entnehmen dann die herangereiften Eizellen, bringen sie mit Spermien zusammen oder injizieren sogar ein Spermium in eine Eizelle und setzen diese dann der Frau wieder ein – und zwar maximal zwei.
Das Risiko, das eine Zwillingsschwangerschaft mit sich bringt, ist dabei noch vertretbar, doch ab Drillingen werden die Ärzte skeptisch, denn Drillinge sind immer Frühgeburten, mit allen negativen Folgen, die das für das Baby haben kann. Deshalb erfolgt dann oft der Ratschlag an die Eltern, die Schwangerschaft auf zwei Embryonen zu reduzieren.
Um den Paaren diese schwerwiegende Entscheidung zu ersparen, sind die Ärzte darauf erpicht, es erst gar nicht zu Mehrlingen kommen zu lassen und nicht so viele befruchtet Eizellen einzusetzen – auch wenn es dann unter Umständen länger dauert, bis die Frau tatsächlich schwanger ist.