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Perfekte Zähne Veneers und Bleaching: ein strahlendes Lächeln zu welchem Preis?

Ein perfektes, weisses Lächeln führt zum Erfolg. Und das geht ganz einfach, verspricht die Werbung von Zahnkliniken und Zahnärzten, die immer aggressiver um Kundschaft buhlen. Was die Werbung verschweigt: Für ein neues Lächeln zahlt man oft einen hohen Preis. Finanziell und gesundheitlich.

Der 30-jährige Moderator Robino Rich stört sich an seinen kurzen Eckzähnen und will sich mit Veneers zu einem perfekten Lächeln verhelfen. Veneers sind dünne Schalen aus Keramik oder Kunststoff, die auf die Zähne aufgebracht werden, damit sie schöner aussehen.

Robino Rich hat sich gut informiert, ist drum skeptisch, ob sich das Abschleifen der Zähne tatsächlich lohnt. Denn um Veneers zu platzieren, müssen eigentlich gesunde Zähne abgeschliffen werden.

Mithilfe von «Puls» holt er sich verdeckt Offerten von seinem Zahnarzt in Deutschland, sowie von zwei Kliniken in Zürich. Beide Kliniken versprechen in ihrer Werbung genau das perfekte Lächeln, das er sich wünscht. 

Der hohe Preis perfekter Zähne

Dieses perfekte Lächeln kostet zwischen 3000 Euro und 28'800 Franken, zeigen die Offerten. Warum diese enorme Differenz?

Robino Rich bespricht die Preisangebote mit Nicola U. Zitzmann, der Leiterin der Klinik für Rekonstruktive Zahnmedizin an der Universität Basel.

Die eine Klinik will ihm statt der zwei Eckzähne gleich zwölf Zähne mit Veneers aufschwatzen. Was genau die Klinik mit diesen zwölf Zähnen machen will, ist aus der Pauschalofferte nicht ersichtlich. «Das klingt nach einer Gesamtsanierung, die sie definitiv nicht brauchen», so Nicola Zitzmann.

Vorsicht bei der Beratung von Zahnbehandlungen

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  • Überbehandlungen: Patientinnen und Patienten werden während der Behandlungen oder Beratung zusätzliche, oft unnötige Behandlungen angeboten (z. B. Kronen, Implantate).
  • Entscheidungsdruck: Die Patientin wird gedrängt, in kurzer Zeit Entscheidungen zu treffen, die unter Umständen lebenslange Folgen haben.  
  • Ignoriert werden: Zahnärzte gehen nicht auf die Wünsche der Patientinnen und Patienten ein.
  • Behandlungen im Ausland: Zahnbehandlungen können dort massiv billiger angeboten werden als in der Schweiz. Es gibt dort seröse und unseriöse Angebote, eine umfassende Vorrecherche ist absolut zwingend. 
  • Wichtigster Ratschlag: Nie unter Zeitdruck einer Behandlung zustimmen. Bei Unsicherheit oder ungutem Gefühl eine Zweitmeinung einholen.

Die zweite Klinik empfiehlt immerhin nur sechs Veneers für 7200 Franken. Wenn er sofort bezahlt, gibt es drei Prozent Rabatt.

Einzig der deutsche Zahnarzt stellt eine detaillierte Auflistung zur Verfügung: Für zwei Zähne verlangt er 3000 Euro. Allerdings will er gemäss dieser Auflistung, die zwei vorderen Schaufeln mit Kronen überziehen.

Grundsätzlich gilt: bei jungen Patienten mit gesunden Zähnen immer zuerst das Minimalinvasivste, was möglich ist.
Autor: Nicola Zitzmann Leiterin der Klinik für Rekonstruktive Zahnmedizin / Uni Basel

Für Nicola Zitzmann ist klar: alle drei Offerten schiessen weit übers Ziel hinaus. Sie rät Rich grundsätzlich von Veneers ab, denn seine Zähne sind gesund. «Grundsätzlich gilt: bei jungen Patienten mit gesunden Zähnen immer zuerst das Minimalinvasivste, was möglich ist. »


Das Problem: Mit jedem präparierten Zahn nimmt man Zahnsubstanz weg – diese Zähne müssen dann sicher in zehn oder zwanzig Jahren erneut behandelt werden – allerdings unter wesentlich schlechteren Bedingungen, weil die Zähne schon beschädigt sind.

Überraschende Empfehlung der Expertin

Nicola Zitzmann, die von andern Zahnärztinnen und Zahnärzten regelmässig als Gutachterin im Bereich Zahnersatz konsultiert wird, empfiehlt Robino Rich nach eingehender Untersuchung einen Aufbau der Eckzähne mit Kunststoff. Kostenpunkt 800 Franken.

Für den Moderator ist nach diesem Nachmittag ganz klar: Veneers kommen für ihn nicht infrage. Wenn er etwas machen lässt, dann die vorgeschlagene Variante mit Kunststoff.

Für den Entscheid aber wird er sich Zeit lassen. Auch das ist eine der Lehren, die er auf der Suche nach dem perfekten Lächeln gelernt hat.

Bleaching: die Methode macht den Unterschied

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Im Trend sind Gadgets zum Bleichen der Zähne, also Bleaching. Die Puls-Checker Willi und Afreed haben diverse solcher Gadgets von der Kohlenzahnpasta bis zu Strips und Pens mit LEDs getestet. Ihr Fazit: Alle diese Gadgets zum Bleachen zu Hause sind ihr Geld nicht wert. Im Gegenteil raten sie klar ab von Produkten mit Kohle- oder Diamantpartikeln. Diese schmirgeln den Zahnschmelz ab, der die Zähne vor äusseren Einflüssen schützt.

Einzig das professionelle Bleaching beim Zahnarzt hält das Versprechen und hellt die Zähne sichtbar auf. Hier gibt es zwei Methoden.

Entweder bleacht man direkt beim Zahnarzt mit relativ hoch konzentriertem Wasserstoffperoxid. Das kostet ein paar hundert Franken, hält aber drei bis fünf Jahre. Billiger ist das Bleaching für zu Hause mit weniger hoch konzentriertem Wasserstoffperoxid. Das ist günstiger, hält aber weniger als ein Jahr an.

Puls, 11.12.2023, 21:05 Uhr

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