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Pflanzenkunde Der Bärlauch und seine giftigen Doppelgänger

Die Verwechslung von Bärlauch mit den fast gleich aussehenden Blättern der Herbstzeitlosen kann tödlich verlaufen. Obwohl die Gefahr seit Jahrzehnten bekannt ist, kommt es jedes Jahr zu Vergiftungen.

Von März bis Mai duftet es an feuchten Bachrändern und in Mischwäldern nach dem «wilden Knoblauch», wie der Bärlauch wegen seines Aromas auch heisst, das ihn äusserst beliebt in der Küche macht.

Zur gleichen Jahreszeit spriessen im flachen Gelände (nicht an Hängen) auch die Herbstzeitlosen. Deren Blätter sind auf den ersten Blick kaum vom Bärlauch zu unterscheiden. Bei genauerem Hinschauen erkennt man das Bärlauchblatt am langen dünnen Stiel, während das Blatt der Herbstzeitlosen keinen Stiel hat.

Colchizin, das Gift der Herbstzeitlosen

Trotzdem klingelt beim Toxzentrum Schweiz in Zürich in der Bärlauchsaison regelmässig das Telefon. Zwischen 60 und 80 Anrufer melden sich jedes Jahr, weil sie eine Verwechslung befürchten.

Meist erweist sich der Verdacht als unbegründet. In 35 Fällen aber wurde in den vergangenen 15 Jahren eine Vergiftung mit Colchizin nachgewiesen. Drei Menschen starben am Gift der Herbstzeitlosen.

Vergiftungserscheinungen treten meist erst mit zwei bis sechs Stunden Verzögerung ein. Die Symptome: Brennen im Mund, Schluckbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen mit oft blutigen Durchfällen. Je nach Dosis kann es vor allem bei Kindern bis zum Tod durch Atemlähmung oder Kreislaufversagen kommen, häufig beobachtet man auch Nierenschädigungen. Die Dosis lässt sich nur schwer festlegen, da die Colchizin-Konzentration in den Pflanzen stark variiert.

Auch mit Maiglöckchen kann man Bärlauch verwechseln. Das kann zwar zu Herzrhythmus-Störungen führen, tödlich ist das «Maieriesli» aber nicht.

Tipp: Wenn einige Stunden nach dem Genuss von «Bärlauch» Übelkeit, Erbrechen oder Durchfälle auftreten, sofort das Tox-Zentrum anrufen: Telefon 145

Typische Merkmale des Bärlauchs

  • Elliptische Blätter mit einem Stiel
  • Charakteristischer Knoblauchgeruch
  • Zwei Blätter pro Pflanze wachsen einzeln aus dem Boden
  • Weisse Blüten wachsen in späten Frühling doldenförmig

Typische Merkmale der Herbstzeitlosen

  • Lanzenförmige Blätter ohne Stiel
  • Geruchlos
  • Drei bis vier fleischige Blätter pro Stängel, sie umfassen diesen tulpenartig
  • Blüht erst im Herbst (violette Blüten)

Typische Merkmale des Maiglöckchens («Maieriesli»)

  • Elliptische Blätter
  • Geruchlos
  • Zwei bis drei Blätter umfassen den Stängel, ähnlich der Herbstzeitlosen
  • Mehrere kleine, weisse Blüten hängen vom Blütenstiel

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