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Grafik eines Schädels, rot gekennzeichnet hinter der Stirn liegt der präfrontale Cortex.
Legende: Der präfrontale Cortex sitzt direkt hinter der Stirn. Colourbox

Präfrontaler Cortex – Der Regisseur im Gehirn

Ohne funktionierenden präfrontalen Cortex ist der Mensch nicht der, der er ist – sondern triebhaft, ungestüm und unvernünftig.

Der präfrontale Cortex (PFC) heisst auch Stirnhirn – weil dieser Teil des Gehirns direkt hinter der Stirn liegt. Seine Bedeutung wird klar, wenn man die ungewöhnlich starke Vernetzung des Stirnhirns betrachtet.

Denn hier findet die Einordnung und Kontrolle diverser Prozesse im Gehirn statt: Der PFC ist es, der uns zur Vernunft mahnt, bevor wir allen Abnehmplänen zum Trotz die ganze Tafel Schokolade essen. Oder der beschwichtigend einschreitet, bevor wir unserer Wut folgen und ausfällig werden oder gar jemanden körperlich angehen. Er ist auch derjenige, dank dem wir uns in Gesellschaft richtig zu benehmen wissen und dank dem wir uns sozial adäquat verhalten können – oder dank dem wir uns organisieren.

Im Stirnhirn sitzt, was den Mensch zum Menschen macht – eine kontrollierte, vernünftige, sozial handelnde Person, die aufgrund ihrer Erfahrungen eigene Entscheidungen trifft, deren Konsequenzen sie mitberücksichtigt. Sprich: Den präfrontalen Cortex kann man trainieren – und genau das geschieht zum Beispiel bei der Erziehung.

Bis zu 25 Jahren braucht er, bis er völlig ausgereift ist. Ein wenig mehr Verständnis ist also angebracht, wenn Kinder unvernünftig oder unangebracht reagieren – ihr Vernunftverhalten muss erst noch gelernt und verankert werden.

Historische Aufnahme eines Einäugigen mit einer langen Eisenstange in der linken Hand.
Legende: Phineas Gage mit Eisenstange. archive.org

Ursprungsort der Unvernunft

Wenn die Prozesse im PFC gestört werden, hat das massive Auswirkungen. Deutlich werden sie an einem der berühmtesten Patienten der Medizingeschichte, dem Eisenbahn-Vorarbeiter Phineas Gage. 1848 geschah ihm ein fürchterlicher Unfall: Eine Eisenstange von fünf Zentimetern Durchmesser trat durch seine linke Wange ein und oben rechts durch den Schädel wieder aus. Dabei wurden grosse Teile seines präfrontalen Cortex zerstört.

Zwar überlebte er, doch Gage war fortan nicht mehr der Gleiche: Aus dem zuverlässigen, freundlichen Mann wurde ein impulsiver, auch ausfälliger Rechthaber. Jegliche vernünftige Planung war ihm nicht mehr möglich, zuverlässiges Verhalten damit undenkbar. Andere Patienten mit Verletzungen des Stirnhirns verloren ihr Kurzzeitgedächtnis, wurden entscheidungsunfähig, verloren alle sexuellen Hemmungen oder waren schlicht sozial nicht mehr verträglich.

Nicht nur Verletzungen können sich auf den PFC auswirken. Auch bei der Schizophrenie, die ja für einen «vernünftigen» Menschen nur schwer zu erfassen ist, soll das Problem im präfrontalen Cortex liegen, der offenbar bei Schizophrenen nicht adäquat aktiviert wird.

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