Zum Inhalt springen

Tipps von der Psychologin So starten Sie achtsam ins neue Jahr

Waldspaziergänge und ein achtsamer Jahreskalender: Eine Psychologin gibt Tipps zum Jahreswechsel.

Feuerwerk, Kracher, Schaumwein und eine ausgelassene Stimmung, wenn Schlag zwölf Uhr Mitternacht das neue Jahr beginnt. Und dann das neue Jahr feiern, bis es wieder Tag wird. «Mit viel Party habe ich früher auch Silvester gefeiert», sagt die Psychologin und Psychotherapeutin Sandra Figlioli-Hofstetter. Heute macht sie das anders, achtsamer.

Ein Waldspaziergang vor Silvester 

Die Psychologin empfiehlt statt einer ausgelassenen Feier um Mitternacht einen Spaziergang mit Freunden: «Vor Silvester trifft man sich bei Tag im Wald, wobei man sich schnell wieder trennt und allein weitergeht. Jeder und jede überlegt sich dabei, wie das vergangene Jahr war.» Bei der persönlichen Einkehr geht es darum, achtsam durch den Wald zu gehen, allenfalls sammelt man zu den zusammengetragenen Erinnerungen Blätter, Äste oder Tannenzapfen ein. Anschliessend trifft man sich wieder und tauscht sich darüber aus.  

Das neue Jahr mit einem Waldspaziergang begrüssen 

Das Gleiche macht man kurz nach Silvester und reflektiert über das neue Jahr. «Das Gute an diesem Ritual ist, dass man es vor Zeugen macht.» Das zeigt spätestens der Waldspaziergang vor dem nächsten Silvester.  

Denn zum Ende des Jahres kann man dann den Waldspaziergang wiederholen. Und reflektieren:  Wer hat was vom letzten Spaziergang umgesetzt? Was ist gelungen? Was (zum Glück) nicht?

Achtsam durchs Jahr 

«Wer das neue Jahr achtsam begrüsst hat, tut gut daran, auch achtsam durchs Jahr zu gehen», sagt die Psychotherapeutin. So wie unsere Ahnen es machten. Sie begrüssten – entsprechend den Jahreszeiten – bei Tag-und-Nacht-Gleiche im März den Frühling. Auch wir können mit Frühlingsboten aus der Natur den Frühling feiern, empfiehlt Figioli-Hofstetter.

Unsere Ahnen feierten – wie es die Nordländer noch heute tun auch – den längsten Tag und damit den Sommerbeginn. Sie dankten im Herbst für die Ernte, die Mutter Natur geschenkt hat und sie gedachten Anfang November der Toten – ohne daraus einen Totenanlass zu machen. So, wie es bis heute noch in Mexiko gefeiert wird.

All diese Termine im Kreislauf der Natur kann man sich in die Agenda eintragen und sie in der Natur feiern oder die Natur in die gute Stube holen. Mit Ästen und Zweigen, Blumen oder Früchten. 

Rituale und Achtsamkeit sind auch in der Wissenschaft ein Thema 

Sandra Figlioli-Hofstetter ist diplomierte Psychologin und Psychotherapeutin. Universitär ausgebildet und von den Wissenschaften kommend, findet sie es nicht seltsam, sich mit diesen Bräuchen und selbst geschaffenen Traditionen zu beschäftigen. Und diese dann auch noch achtsam zu begehen?

«In meiner Praxis als Psychotherapeutin fällt mir auf, dass viele Rituale, die während Generationen Halt gegeben haben, weggefallen sind.» Sie arbeitet deshalb auch in ihrem therapeutischen Alltag mit Riten und natürlich mit Achtsamkeitsritualen. Gerade in der Achtsamkeit geht es um das Hier und Jetzt. Und dies wird auch im Therapiealltag genutzt.

Dass Rituale Halt geben, haben verschiedene Studien gezeigt. Kein Wunder, läuft seit zwölf Jahren ein Sonderforschungsprogramm an der Universität Heidelberg, welches sich interdisziplinär mit der Erforschung von Ritualen beschäftigt und einmal mehr aufzeigen will, wozu Rituale gut sind. Wer Rituale und Traditionen achtsam begeht, scheint einen doppelten Gewinn zu haben.

Ratgeber, 23.12.2024, 11:10 Uhr 

Meistgelesene Artikel