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Todesfälle in Italien West-Nil-Virus: Wie gross ist das Risiko in der Schweiz?

Im Tessin wurden wenige infizierte Mücken gefunden, doch Fachleute schätzen derzeit das Ansteckungsrisiko hierzulande als sehr gering ein.

In Italien wächst die Zahl der West-Nil-Infektionen: Dieses Jahr wurden bereits 89 Fälle beim Menschen offiziell bestätigt, acht davon endeten tödlich. Regionalmedien berichten von weiteren Todesfällen. Anders als in unserem Nachbarland gab es in der Schweiz 2025 bisher keine Ansteckungen.

Wie hoch ist das Risiko?

«Es ist derzeit sehr gering», sagt der Tessiner Kantonsarzt Giorgio Merlani. In den letzten Jahren wurden immer wieder infizierte Mücken gefunden, «aber bislang hat sich noch niemand vor Ort mit dem Virus angesteckt.» Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) gibt Entwarnung: «Die Wahrscheinlichkeit von lokalen übertragenen Infektionen beim Menschen wird als sehr gering eingestuft.»

Wie gefährlich ist das Virus?

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Die meisten Infektionen verlaufen harmlos. «Etwa 80 Prozent der Angesteckten merken gar nichts», erklärt der Tessiner Kantonsarzt Giorgio Merlani. Deshalb stuft das BAG das Risiko für die allgemeine Bevölkerung als gering ein.

Rund 20 Prozent entwickeln grippeähnliche Beschwerden wie Fieber oder Kopfschmerzen. Wirklich gefährlich kann das Virus für ältere oder gesundheitlich geschwächte Personen werden: «Weniger als ein Prozent der Infizierten erleiden schwere neurologische Formen», so Merlani. In sehr seltenen Fällen können diese Komplikationen tödlich verlaufen. Eine gezielte Behandlung gegen das Virus gibt es nicht – Ärztinnen und Ärzte können nur die Beschwerden lindern, zum Beispiel mit Schmerzmitteln.

Wie wird das Virus übertragen?

Das Virus zirkuliert vor allem zwischen Vögeln und Stechmücken. Sticht eine Mücke einen infizierten Vogel, nimmt sie das Virus auf und kann es beim nächsten Stich weitergeben. An andere Vögel und selten auch an Menschen oder Pferde. Menschen können sich bei erkrankten Personen nicht anstecken.

So wird das West‑Nil‑Virus in der Schweiz überwacht

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Seit 2010 überwacht der Kanton Tessin gemeinsam mit der Fachhochschule SUPSI das West-Nil-Virus. Dazu werden Mücken in Fallen gefangen, bestimmt und im Labor auf das Virus untersucht. 2022 und 2023 wurden mehrere positive Mückenproben im Mendrisiotto gefunden, 2024 hingegen keine. In der laufenden Saison 2025 wurde bisher ein einziges positives Mückensample in einem Grenzgebiet nachgewiesen.

Zusätzlich ist das West-Nil-Fieber beim Menschen meldepflichtig: Positive Laborbefunde müssen innerhalb von 24 Stunden an das BAG gemeldet werden. Seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2006 wurden sechs Fälle gemeldet – allesamt Reiserückkehrerinnen und Rückkehrer aus dem Ausland, etwa aus Kroatien, Spanien oder der Türkei.

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