Dengue-Fieber breitet sich auch in Europa aus – davor warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Juli dieses Jahres. Diese Krankheit wird von der Asiatischen Tigermücke übertragen. Warum Dengue-Fieber sich ausbreitet und was dies für die Schweiz bedeutet.
SRF Wissen: Wird in der Schweiz bald Dengue-Fieber von Tigermücken übertragen?
Pie Müller: Die Populationsdichten und die Verbreitungsgebiete nehmen tatsächlich zu – es gibt also immer mehr Tigermücken an mehr Orten als bisher in der Schweiz, auch hier in Basel. Zudem sind unmittelbar vor unseren Grenzen im Süden Dengue-Fälle bekannt. Die Tropenkrankheit verbreitet sich nun vor den Toren der Schweiz, das ist neu. Doch wir sind noch weit weg von den Populationsdichten, die in Norditalien wie in der Lombardei festgestellt wurden.
Klimatisch befinden wir uns am Rande des Ausbreitungsgebiets der Asiatischen Tigermücke.
Dennoch: theoretisch gesehen wäre eine Infektion mit Dengue-Fieber auch in der Schweiz möglich. Stellen wir uns vor: Eine Person kehrt in die Schweiz zurück aus einem Gebiet, wo das Dengue-Virus zirkuliert, und weist bei der Ankunft Dengue-Viren im Blut auf. Hier sticht sie eine Tigermücke, die danach diese Viren in sich trägt und so andere Menschen infizieren kann.
Warum ist die Situation bei uns trotzdem deutlich entspannter als in anderen Ländern?
Der Vorteil der Schweiz: Klimatisch befinden wir uns am Rande des Ausbreitungsgebiets der Asiatischen Tigermücke. Zudem wird das Dengue in tropischen Gebieten in erster Linie durch die Cousine von der Asiatischen Tigermücke, der Gelbfiebermücke ( Aedes aegypti ), übertragen.
Die Gelbfiebermücke ist eine tropische Mückenart und noch viel menschenliebender als die Asiatische Tigermücke. Die Gelbfiebermücke würde bei uns den Winter nicht überleben und kann sich deshalb nicht wirklich ansiedeln. Dies ist ein wichtiger weiterer Grund, weshalb wir hier noch sehr weit weg von einem Szenario einer endemischen, anhaltenden Dengue-Übertragung sind.
Was können wir tun, wenn wir auch hierzulande Tigermücken finden sollten, die das Dengue-Fieber in sich tragen?
Es können Pestizide gespritzt werden, die diese Stechmücken töten. Das wird bereits in Norditalien oder auch in Paris getan. Zudem ist es wichtig, die Reisenden gut zu informieren. Wenn eine Person in ein Land reist, in dem Dengue-Viren zirkulieren, dann sollte sie sich gut vor Mückenstichen schützen.
Entscheidend ist auch die Mithilfe der Bevölkerung, die viel zur Verhinderung von Brutstätten und somit der Verbreitung der Tigermücke beitragen kann. Und auch die Forschung ist gefragt und daran, Methoden zu entwickeln, um die Population von asiatischen Stechmücken ohne Gifte zurückdrängen zu können.
Womit wird experimentiert?
Ein Ansatz ist das Wegfangen der Mücken durch eine hohe Dichte an Mückenfallen oder die Freilassung von sterilen Männchen, die sich mit den Weibchen paaren, sodass diese keine Nachkommen mehr produzieren können.
Wir müssen jedoch davon ausgehen, dass es kein einzelnes Wundermittel geben wird, sondern wir nur Erfolg haben werden, wenn verschiedene Ansätze miteinander kombiniert werden.
Klar ist: Die Populationen der Tigermücke wachsen. Müssen wir künftig auch in der Schweiz lernen, mit Dengue umzugehen?
Durch den Klimawandel werden die Bedingungen für die Tigermücke auch hier immer besser. Wenn sie sich weiterhin so gut ausbreiten und vermehren kann, werden solche Szenarien auch bei uns immer wahrscheinlicher.
Das Gespräch führte Christian von Burg.