Mit gerade einmal 36 Jahren erhielt Beatrice Bachmann die Diagnose Brustkrebs. Ihre rechte Brust musste in der Folge vom Krebs ausgeräumt werden. Die Brust wurde zwar anschliessend mit Eigenmaterial wieder aufgebaut, doch eine bakterielle Infektion sorgte dafür, dass die zweifache Mutter die Brustwarze und den Warzenhof verlor. Zurückgeblieben ist zudem eine lange Narbe.
«Das war für mich wie ein aufgedrückter Stempel: Du hast Brustkrebs», beschreibt es die heute 41-Jährige. Jeder Blick in den Spiegel erinnerte sie an die Krankheit. Für die Psyche eine schwierige Situation.
Gestochene Farbpigmente für mehr Weiblichkeit
Beatrice Bachmanns Brustchirurgin Patrizia Sager, Leiterin des Brustzentrums Bern Biel, erzählte ihr von der Möglichkeit einer sogenannten Areola-Pigmentierung. Mit Permanent-Make-up-Farben lässt sich die Areola, also der Brustwarzenhof, täuschend echt tätowieren – inklusive Schattierungen und 3D-Effekt.
«Es gibt Frauen, die wollen das, sobald die Operationsnarben verheilt sind», so Patrizia Sager. «Andere brauchen erst einmal eine Pause von den Eingriffen an der Brust und fragen nach ein oder zwei Jahren danach.»
Schlimm findet Patrizia Sager, dass es immer noch Frauen gibt, die von der Möglichkeit einer Areola-Pigmentierung gar nichts wissen, da ihnen eine entsprechende Tätowierung nie angeboten wurde.
«Ich habe damit auf jeden Fall meine Weiblichkeit wieder zurückgewonnen», schwärmt Beatrice Bachmann. Die Areola-Pigmentierung stiehlt der Narbe die Show – der «Brustkrebsstempel» sei weg.
Brustwarzen-Tätowierungen gehören in professionelle Hände
Für die 59-jährige Marion Hinterreiter war nach Abschluss von Bestrahlung, Brust-Operation und Chemotherapie sofort klar, dass sie die fehlende Brustwarze tätowieren lassen möchte.
Auch für sie war der Blick in den Spiegel und was sie dabei sah, wie eine Art Psycho-Terror. «Du bist krank, hat ein ‹Männchen› im Hinterkopf immer zu mir gesagt.» Trotzdem dauerte es fast fünf Jahre, bis die Vorarlbergerin eine spezialisierte Dermapigmentologin fand, bei der sie sich in guten Händen wusste.
«Einmal bin ich an eine grosse Tattoo-Convention gegangen, um mich umzusehen, wer so etwas anbietet», erzählt Marion Hinterreiter. «Der erstbeste Tätowierer meinte: ‹Ja klar, um drei habe ich noch einen freien Termin. Da kann ich das schnell machen.›» Nur schon beim Gedanken an dieses Erlebnis sträuben sich Marion Hinterreiter noch heute die Haare. Unseriöse Angebote gebe es viele: «Da muss man wirklich gut auf sein Gefühl hören. So eine Tätowierung bleibt ja für immer.»
Bei Dermapigmentologin Ingrid Bregenzer wurde Marion Hinterreiter schliesslich fündig. Beide Seiten hat sie sich bei ihr tätowieren lassen: links eine komplette Areola-Pigmentierung und rechts, wo die Brustwarze und der Warzenhof noch intakt waren, eine Farbangleichung beim helleren Narbengewebe.
In der Regel braucht es drei Sitzungen, bis die Areola-Pigmentierung fertig ist. Gestochen wird weniger tief als bei einem konventionellen Tattoo. Zum Stechen stehen verschiedene Farbpigmente in unterschiedlichen Brauntönen zur Verfügung.
Nach fünf bis sechs Jahren steht allenfalls eine Auffrischung an. Daran verschwenden Beatrice Bachmann und Marion Hinterreiter aber noch keinen Gedanken. Sie leben im Heute und geniessen den Blick in den Spiegel.