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Debakel um Horizon Europe Nachwuchsforschende werden vom Horizon-Rauswurf ausgebremst

Die Schweiz darf bei den Ausschreibungen des nächsten EU-Forschungsprogramms Horizon Europe nicht mitmachen. Das trifft vor allem junge Forschende empfindlich.

Céline Labouesse erforscht, wie die Zellen unseres Körpers mit ihrer Umgebung interagieren. Sie ist 34 Jahre alt und arbeitet als Postdoktorandin am Labor für Macromolecular Engineering der ETH Zürich – «eine Top-Hochschule», sagt die Französin. In ihrem Gebiet gebe es hier viele sehr gute Forschungsgruppen.

Céline Labouesse

Postdoktorandin an der ETH Zürich

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Sie erforscht, wie die Zellen unseres Körpers mit ihrer Umgebung interagieren und arbeitet als Postdoktorandin am Labor für Macromolecular Engineering der ETH Zürich.

Diesen Sommer wollte sich Labouesse um ein Stipendium bewerben – genauer um ein Marie Sklodowska-Curie Stipendium. Es ist Teil des bedeutenden EU-Forschungsprogramms Horizon Europe und für Nachwuchsforschende eine wichtige Geldquelle, die sie ein Stück weit unabhängig macht von ihrem Professor: Das prestigereiche Stipendium deckt das Salär plus Spesen für drei Jahre. «Das ist sehr nützlich, um meine eigene Forschungsgruppe und damit die Karriere zu lancieren», so Labouesse. Doch daraus wird für die junge Biologin vorläufig nichts.

Geld, Unabhängigkeit und Prestige

Der Grund ist ein politischer: Durch den Ausschluss der Schweiz aus dem Forschungsprogramm Horizon Europe kann sie sich nicht auf das Stipendium bewerben.

Ähnlich erging es Outi Supponen, ebenfalls an der ETH Zürich: Am Institut für Flüssigkeitsdynamik erforscht die Finnin physikalische Vorgänge bei Blasen und Tröpfchen – einem wichtigen Gebiet für die Biomedizin. Supponen ist erst 30 Jahre alt und an der ETH bereits Assistenzprofessorin. Auch sie wollte sich bei Horizon Europe bewerben: für einen sogenannten ERC Starting Grant, der mit 1,5 Millionen Euro dotiert ist und viel Renommee bringt.

Outi Supponen

Assistenzprofessorin an der ETH Zürich

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Am Institut für Flüssigkeitsdynamik erforscht die Finnin physikalische Vorgänge bei Blasen und Tröpfchen.

Jahrelang hat sie darauf hingeforscht, um für den Bewerbungsprozess die besten Resultate vorweisen zu können. Nun ist der Zug abgefahren. Outi Supponen ist nicht mehr teilnahmeberechtigt.

Etablierte Forscher trifft es nicht gleich

Zwar sind auch ältere Forscher vom Ausschluss der Schweiz aus Horizon Europe betroffen: Bei Grossprojekten, an denen viele europäische Institutionen beteiligt sind, können sie nicht mehr die Koordination übernehmen. Allerdings vermögen etablierte Forschende solche Nachteile auszugleichen, zumindest kurzfristig. Auch ohne EU-Förderung können sie auf ein internationales Netzwerk zurückgreifen, das sie sich über die Jahrzehnte aufgebaut haben. Und manchmal stehen ihnen noch ganz andere, mitunter grössere Fördertöpfe als die der EU zur Verfügung.

Horizon Europe: Warum die Schweiz nicht dabei ist

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Horizon Europe ist das Forschungsprogramm der Europäischen Union und dauert von 2021 bis 2027. Es ist der Nachfolger von Horizon 2020, das von 2014 bis 2020 lief.

Mit 95,5 Milliarden Euro ist Horizon Europe das weltweit grösste Förderprogramm für Forschung und Innovation. Die Gelder werden über Ausschreibungen und Stipendien gesprochen. Bewerben können sich Forschende und Institutionen aus Ländern der EU und aus sogenannten assoziierten Staaten.

Die Schweiz war seit 2004 ein assoziierter Staat und half mit, das Vorgänger-Programm Horizon 2020 zu finanzieren. Auch für Horizon Europe hat das Parlament einen Kredit gesprochen (6,15 Milliarden Franken).

Bei Inkrafttreten des Programms Mitte Mai hat die EU die Schweiz von der Liste der assoziierten Staaten gestrichen.

Doch für junge Forschende ist der Horizon-Ausschluss ein Debakel. Das sagt auch die Biologin Eva Ringler. Sie ist 37 und seit August 2020 Assistenzprofessorin am Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern. Mit einem Projekt über das Sozialverhalten von Pfeilgiftfröschen hat sie sich für einen ERC Starting Grant beworben – und die erste Runde erfolgreich überstanden. Doch nun wird es schwierig: «Für die endgültige Zuerkennung des Projekts müsste ich an eine Institution in der EU wechseln.»

Eva Ringler

Assistenzprofessorin an der Universität Bern

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Seit August 2020 ist sie Assistenzprofessorin am Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern.

Die Schweiz hilft – doch das Label fehlt

Die Schweiz würde erfolgreich evaluierte Projekte nach der zweiten Phase als Notlösung zwar finanzieren, doch das sei nicht das Gleiche, findet Eva Ringler: «Solche Projekte dürfen nicht das ERC-Label tragen.»

Und das sei ein grosser Nachteil, «vor allem für junge Forscher, die aktuell keine Perspektive für eine längerfristige Anstellung in der Schweiz haben.» Ihnen bleibe nichts anderes übrig, als auszuwandern.

Wissenschaftsmagazin, 21.08.2021, 12:40 Uhr

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