Rot und rund – so leuchtet der Vollmond am 12. Juni am Nachthimmel. An sich nichts aussergewöhnliches, denn der sogenannte «Erdbeermond» taucht jedes Jahr im Juni auf. Aktuell zieht er aufgrund seiner leuchtend roten Farbe allerdings besonders viele Blicke auf sich – aber warum eigentlich?
1. Woher hat der «Erdbeermond» seinen Namen?
Um das zu verstehen, müssen wir ein Stück in die Vergangenheit schauen: Der Vollmond half den Menschen früher dabei, auch ohne Kalender und Uhr ein Gefühl von Zeitspannen und Jahreszeiten zu gewinnen. Das lässt sich auch daran erkennen, wie viele verschiedene Namen die Vollmonde im Verlauf des Jahres tragen. Die Bezeichnungen sind ein Hinweis darauf, was die Menschen beschäftigte, welche Traditionen sie lebten und was sie mit dem Mond in Verbindung brachten.
Bei den Algonquin etwa, einer indigenen Gruppe, die bis heute vor allem in Kanada ansässig ist, galt der Name «Erdbeermond» als Hinweis auf die Zeit im Jahr, in der die Erdbeerernte begann. Auch in Europa gibt es für diesen Vollmond im Juni poetische Bezeichnungen wie «Rosenmond». Doch auch wenn es so klingt: Der Name bedeutet nicht, dass der Mond zwingend rötlich schimmert. Das haben wir aktuell zwei günstigen Bedingungen zu verdanken: Der Mond steht tief am Horizont und die Feinstaubbelastung ist hoch.
2. Wie genau kommt es zur rötlichen Färbung?
Die Farbe kommt von physikalischen Streuprozessen in der Erdatmosphäre – vor allem der Rayleigh- und Mie-Streuung. Wenn die Sonne oder der Mond tief am Horizont stehen (und das ist derzeit der Fall), durchquert ihr Licht einen deutlich längeren Weg durch die Erdatmosphäre. Dabei wird kurzwelligeres Licht (blau, violett) an kleinen Molekülen in der Luft effizient gestreut – was zu einem Überschuss der langwelligeren roten Lichtanteile führt.
Wenn zusätzlich grössere Partikel wie Aerosole, Rauch oder Staub in der Atmosphäre sind – etwa durch Waldbrände, Vulkanismus oder industrielle Emissionen –, tritt Mie-Streuung auf. Diese bewirkt eine noch stärkere Aufhellung und Färbung in Richtung Gelb, Orange oder Rot.
3. Was haben Waldbrände damit zu tun?
In diesem Jahr sorgen die Waldbrände in Kanada, Russland und Südeuropa für zusätzliche Feinstaubbelastung in der Atmosphäre. Diese Rauchpartikel verstärken den Streueffekt und machen den Himmel tagsüber gelblich, die Sonne orange – und den Mond rötlicher als sonst. Satellitensysteme wie Copernicus (EU) und MODIS (NASA) melden aktuell hohe Aerosolwerte in der nördlichen Hemisphäre, was die Lichtdurchlässigkeit verändert.
4. Was können wir daraus lernen?
Die rote Farbe des Mondes kann also auch ein Warnzeichen sein: Sie zeigt, dass unsere Atmosphäre mit Partikeln belastet ist. Für die Forschung ist das eine wichtige Datenquelle. Messwerte von Mond- und Sonnenlicht helfen dabei, Aerosoltypen zu unterscheiden, deren Verteilung zu analysieren – und ihre Auswirkungen auf Klima und Gesundheit besser zu verstehen.
5. Welche Bezeichnungen gibt es noch?
Der Erdbeermond ist, wie bereits erwähnt, Teil einer ganzen Reihe von traditionellen Vollmondnamen, die sich an Jahreszeiten und Naturbeobachtungen orientieren – eine Art lunarer Bauernkalender sozusagen.