Vor rund 350 Jahren prägte der Doktorand Johannes Hofer den Begriff Nostalgie. Er untersuchte Schweizer Söldner im Ausland und beschrieb mit «Nostalgie» ein krankhaftes Heimweh. In seiner Dissertation, die er an der Universität Basel verteidigte, waren böse Geister der Grund für die Symptome der Söldner. Heute verstehen Forschende und Volksmund unter Nostalgie etwas anderes: eine bittersüsse Rückbesinnung auf vergangene Tage.
Die Anfänge der modernen Nostalgieforschung
Einer, der früh angefangen hat, Nostalgie neurowissenschaftlich zu erforschen, ist Petr Janata. Er ist Professor an der University of California in Davis, USA. Im Zentrum seiner Forschung steht die Frage, wie das Gehirn Musik verarbeitet.
Vor 20 Jahren spielt Janata Studienteilnehmenden Musik vor und befragt sie nach ihren Emotionen. Unter den am häufigsten genannten Gefühlen ist die Nostalgie. «Damals hatte man die Nostalgie noch nicht wirklich erforscht», erzählt Janata. Damit meint er eben die Nostalgie als Emotion, wie wir sie heute kennen.
Mit der Musik fand Janata ein Werkzeug: Er konnte sie nutzen, um Nostalgie bei Studienteilnehmenden auszulösen. So konnte er die nostalgische Reaktion des Gehirns untersuchen.
Es hat sich immer wieder gezeigt, dass Hirnareale aktiv werden, die Emotionen verarbeiten
«Man kann sich das so vorstellen,» sagt Janata und zeigt auf seine Stirn. «Die Hirnregion in der Mitte gleich hinter der Stirn wird sehr aktiv.» Janata zeigt auf verschiedene Regionen auf seinem Kopf und zählt auf und zählt auf.
Die Nostalgie ist komplex, das Wissen dazu noch provisorisch - es gebe weiterhin nur wenige Studien dazu. Aber etwas sei klar: «Es hat sich immer wieder gezeigt, dass Hirnareale aktiv werden, die Emotionen verarbeiten», so Janata. Dazu gehört auch das Belohnungssystem. Was Nostalgie von einer einfachen Erinnerung an vergangene Tage unterscheidet, sind die starken Emotionen, die mitschwingen.
Janatas Forschung zeigt: Sinneswahrnehmungen - wie zum Beispiel die Musik aus vergangenen Tagen - können einen gedanklich und emotional in die Vergangenheit zurückkatapultieren. Doch es gibt noch andere Trigger für Nostalgie: unangenehme Gemütszustände etwa. Einsamkeit. Und auch bei Kälte werden Menschen eher nostalgisch.
Komplex, aber oho!
Viele Forschende gehen davon aus, dass Nostalgie eine Bewältigungs-Strategie ist und das Wohlbefinden steigern kann. Dass sie etwa Trauer lindern, bei Einsamkeit Sinn spenden und sogar Schmerz lindern kann. Bei dementen Menschen kann Nostalgie nicht nur das Wohlbefinden, sondern sogar Hirnfunktionen verbessern.
Wie genau das alles funktioniert, wird weiter erforscht. Aber auch ohne jede Hirnregion, die an der Nostalgie beteiligt ist, im Detail zu verstehen, lässt es sich über die Festtage wunderbar in nostalgischen Erinnerungen schwelgen. Mit Oh du Fröhliche im Ohr und Zimtduft in der Nase.