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Kreativitätsbooster Einfach mal liegen lassen – 5 gute Gründe, öfter nichts zu tun

Faul sein? Unbedingt. Studien zeigen: Wer Pausen macht, lebt gesünder, denkt klarer und hat öfter gute Ideen. Warum Müssiggang kein Defizit ist – sondern eine unterschätzte Ressource.

Faul sein. Rumliegen. Aus dem Fenster starren. Klingt nach Zeitverschwendung?

Für unser Gehirn ist genau das hochwirksam. Denn wer bewusst in den Leerlauf wechselt, aktiviert Denkprozesse, die im Arbeitsmodus gar nicht erst in Gang kommen. Noch nicht überzeugt? Dann bitte weiterlesen.

1. Müssiggang macht kreativ

Die besten Ideen kommen selten am Schreibtisch. Sondern beim Spazieren, Duschen oder Herumliegen. Das liegt daran, dass im Zustand des Nichtstuns bestimmte Netzwerke im Gehirn aktiv werden, die Erinnerungen, Zukunftsgedanken und innere Bilder verknüpfen. Forschende nennen das Default Mode Network – eine Art mentaler Freilauf, der kreative Assoziationen möglich macht.

Ein Mann in blauem Anzug sitzt draussen im Park.
Legende: Wer nichts tut, tut ganz schön viel: Das Gehirn ordnet und sortiert im Akkord. IMAGO/Westend61

Eine Studie der University of York etwa zeigte: Wer nach intensiver Denkaufgabe bewusst abschaltet – etwa durch Spazieren oder Tagträumen –, löst im Anschluss komplexe Probleme kreativer. Unser Gehirn nutzt Pausen also nicht nur zur Erholung – sondern zur stillen Weiterentwicklung von Ideen.

2. Wer Pause macht, lebt gesünder

Gezielte Pausen beruhigen nicht nur das Nervensystem, sie tun auch dem Körper gut. Schon wenige Minuten Ruhe senken den Cortisolspiegel, stabilisieren den Blutdruck und normalisieren die Reizverarbeitung im Gehirn.

Studien aus der Psychoneuroimmunologie zeigen: Mikroerholungen stärken messbar das Immunsystem. Eine Meta-Analyse von über 30 Studien ergab: Bereits 5-Minuten-Pausen senken physiologischen Stress und steigern die kognitive Leistung.

3. Genuss ist klüger als Disziplin

Jahrelang lautete die psychologische Empfehlung: Wer sich zusammenreisst, kommt weiter. Heute wissen wir: Menschen, die aktiv geniessen können, sind im Schnitt zufriedener, emotional stabiler – und handeln langfristig gesünder. In mehreren Studien der Psychologinnen Katharina Bernecker und Daniela Becker aus Zürich zeigt sich: Genussfähigkeit – also die Fähigkeit, sich ohne Störgedanken auf schöne Momente einzulassen – korreliert deutlich stärker mit Lebenszufriedenheit als Selbstkontrolle.

Wer lernt ein gutes Essen, eine Pause auf dem Balkon, ein Moment Ruhe bewusst wahrzunehmen, hat mehr vom Leben. Und oft auch mehr Energie für alles andere.

4. Müssiggang schützt vor Überkonsum

Klingt paradox, ist aber psychologisch nachvollziehbar: Wer nicht abschalten kann, versucht oft, sich mit Konsum zu beruhigen: Essen, Alkohol, Handy. Wer dagegen gelernt hat, bewusst nichts zu tun und diesen Zustand zuzulassen, braucht weniger Kompensation von aussen. In einer Untersuchung mit 600 Probanden zeigte sich: Menschen mit niedriger Genussfähigkeit tranken bei Stress häufiger Alkohol, um störende Gedanken zu dämpfen. Bei hoher Genussfähigkeit fiel dieser Zusammenhang weg.

Bewusst faul sein ist also mehr als nett. Es kann vor ungesundem Verhalten schützen.

5. Wer abschaltet, trifft bessere Entscheidungen

Wenn wir im Stress sind, handeln wir oft schnell – aber nicht unbedingt klug. Müssiggang wirkt wie ein kognitiver Filter: Er schafft Abstand und damit Raum für Reflexion. Neurowissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Menschen, die regelmässig zwischen Denkmodus und Ruhezustand wechseln können, flexibler denken und bessere Entscheidungen treffen.

Kurz gesagt: Wer öfter innehält, denkt klarer – und manchmal auch weiter.

Radio SRF 1, Ratgeber, 4.8.2025, 11:08 Uhr

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