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Sommerhitze verstehen Warum sich 34 Grad im Wasser gut anfühlen und in der Luft nicht

34 Grad im Schatten können den Kreislauf belasten, 34 Grad im Wasser wirken dagegen wohltuend. Wie kann das sein? Was in der Luft drückend heiss ist, empfinden wir im Wasser oft als angenehm. SRF-Wissenschaftsredaktor Daniel Theis kennt die Gründe.

Daniel Theis

SRF-Wissenschaftsredaktor

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Daniel Theis ist promovierter Atmosphärenchemiker und Mikrobiologe. Seine Spezialgebiete sind Energiethemen, Mobilität und technische Entwicklungen. Er arbeitet seit 2013 in der SRF-Wissenschaftsredaktion.

Warum empfinden wir warmes Wasser angenehmer als warme Luft?

Auf den ersten Blick klingt das nicht logisch. Unser Körper produziert aber ständig Wärme – wir sind wie kleine Heizungen, die immer laufen. Ein kleiner Raum mit geschlossenen Fenstern, wo zehn oder zwanzig Menschen drin sind, da wird es schnell einmal wärmer, das kennen wir alle. Denn damit unsere Körper nicht überhitzen, müssen wir ständig Wärme vom Körper abgeben. Und wir sind dabei erstaunlich empfindlich: Rund 37 Grad Körpertemperatur sind ideal, aber schon ab etwa 38 Grad wird es kritisch. Wenn der Wärmeaustausch nicht gut funktioniert, kann es unserem Körper deshalb rasch zu heiss werden.

Und warum funktioniert das in Wasser und Luft unterschiedlich?

Wasser kann Wärme deutlich besser aufnehmen und vom Körper ableiten als Luft. Das lässt sich mit festen Materialien vergleichen: Wenn wir ein Metall berühren, das 20 Grad warm ist, fühlt es sich eher kühl an, weil es Wärme sehr schnell aus unserer Hand zieht. Holz mit derselben Temperatur wirkt dagegen angenehm, weil es Wärme schlechter leitet. Dieser Unterschied erklärt auch unser Temperaturempfinden bei Wasser und Luft. Da Wasser Wärme viel effizienter transportiert, können wir darin höhere Temperaturen ertragen, ohne dass wir uns überhitzt fühlen. Wenn es so warm ist wie jetzt gerade in der Schweiz ist es aber auch nicht allzu ratsam in zu warmes Wasser zu steigen, da ist eher eine lauwarme Dusche angesagt als ein Vollbad mit 34 Grad Wassertemperatur.

Mit diesen Tipps meistern Sie die schwüle Hitze

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  • Lauwarme Dusche vor dem Schlafen kühlt sanft. Kaltes Duschen wirkt oft gegenteilig.
  • Leichte Bettwäsche aus Baumwolle, Seide oder Leinen verwenden.
  • Keine anregenden Getränke wie Kaffee oder Alkohol am Abend, lieber lauwarmer Melissentee.
  • Richtig lüften: morgens oder abends, tagsüber Fenster und Läden geschlossen halten.
  • Sport in die kühleren Morgen- oder Abendstunden legen.
  • Leichte Kleidung aus Naturfasern tragen, Sonnenschutz im Freien nicht vergessen.
  • Viel trinken und wasserreiches Gemüse oder Obst essen, fettige Mahlzeiten meiden.

Was ist die Thermoneutralzone?

Es gibt eine sogenannte Thermoneutralzone, man könnte sie auch «Wohlfühlzone» nennen. In diesem Temperaturbereich muss der Körper weder zusätzliche Wärme erzeugen noch überschüssige Wärme abgeben. Im Wasser liegt diese Zone bei etwa 33 bis 34 Grad Celsius – dort empfinden wir es als angenehm, weder zu warm noch zu kühl. In der Luft ist diese Zone deutlich niedriger. Wenn wir keine Kleidung tragen und uns nicht bewegen, liegt sie ungefähr bei 27 Grad. Faktoren wie Kleidung, körperliche Aktivität oder Wind können diesen Wert natürlich spürbar verändern.

Welche Rolle spielt die Luftfeuchtigkeit?

Luftfeuchtigkeit beeinflusst unser Temperaturempfinden stark. Bei trockenen 27 Grad fühlen sich viele Menschen wohl, bei feuchten 27 Grad kann es schnell unangenehm werden. Der Grund: In feuchter Luft verdunstet Schweiss auf der Haut nur noch schlecht oder gar nicht mehr. Genau diese Verdunstung ist jedoch entscheidend, damit unser Körper überschüssige Wärme abgeben kann. Wenn dieser Kühlmechanismus gebremst ist, staut sich die Wärme, und das Hitzegefühl nimmt deutlich zu.

Radio SRF 1, 14.08.2025, 16:12 Uhr

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