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Tipps vom Therapeutenpaar 5:1 – die Formel für eine glückliche Beziehung

Eine rundum glückliche Beziehung, das ist Hollywood. Beziehung ist Arbeit. Auch für das Psychotherapeutenpaar Sandra Figlioli-Hofstetter und ihren Ehemann Patrick Figlioli. Die beiden sind nicht nur ein Paar, sie gehen auch selbst in Paartherapie. Und sie teilen ihre Tipps für eine gute Beziehung.

Natürlich streitet das Psychologenpaar auch. Aber die beiden haben dank Ihrer Tätigkeit als Psychotherapeuten und regelmässige Teilnehmer einer Paartherapie einige Tipps auf Lager. Notabene selbst erprobt.

5:1-Formel

Eigentlich klingt sie ganz einfach, die Formel für eine glückliche Beziehung: Fünf Komplimente, einmal Kritik, kurz: 5:1. Und doch ist sie im Alltag so schwer umzusetzen. Das weiss auch das Psychotherapeutenpaar. «Dem Partner gegenüber auch im Streit noch positive Punkte zu äussern, ist ganz schön schwierig», sagt die Psychologin.

Die Formel 5:1 hat in der Forschung gezeigt , dass damit eine langfristige glückliche Beziehung eher gelingen kann. Es gehe nicht darum, worüber man streitet, oder wie oft man streitet. «Es geht darum, dass die Wertschätzung innerhalb der Paarbeziehung bleibt», sagt die Psychotherapeutin.

Wie funktioniert's?

Fünf Komplimente und ein Kritikpunkt, also kann man dem Partner oder der Partnerin nach fünf Mal loben oder fünf positiven Äusserungen so richtig eins auswischen? «Natürlich ist das verführerisch, aber genau so funktioniert es eben nicht», sagt Patrick Figlioli. Da musste er sich gegenüber seiner Frau Sandra schon richtig zusammennehmen, gibt er zu.

Zwei Personen in einem Aufnahmestudio mit mehreren Mikrofonen.
Legende: Nehmen regelmässig an einer Paartherapie teil: Sandra Figlioli-Hofstetter und ihr Ehemann Patrick Figlioli. SRF/Regula Zehnder

«Es geht vielmehr um ein Verhältnis zwischen angenehmen und unangenehmen Äusserungen.» Es müssen also nicht fünf Komplimente sein. Das kann auch eine liebevolle Berührung am Arm sein, ein Nachfragen, wie der Tag gelaufen ist, Wertschätzung, eine zuwendende Geste, einen Fehler eingestehen und sich entschuldigen, oder gemeinsames Lachen.

Natürlich darf man, wenn es um den Kritikpunkt geht, auch unangenehmes loswerden. Aber wie so oft macht der Ton die Musik.

Komplimente machen hat eine positive Wirkung auf beide

Für die Psychologin Sandra Figlioli-Hofstetter sind die fünf positiven Äusserungen ein gutes Training, auch im Alltag vermehrt Komplimente zu machen .

«Mir fällt Positives schon auf, aber dass ich das nicht als selbstverständlich ansehe und auch ein Lob ausspreche – daran arbeite ich», gesteht sie ein. Und noch etwas sei wichtig, unterbricht ihr Mann: «Die eigenen Wertvorstellungen und Glaubenssätze muss man für 5:1 über Bord werfen.»

Wie geht das? Es geht darum, dass man den Partner oder die Partnerin mit allen ihren Eigenheiten wertschätzt. Seine Frau, so Figlioli, sei eher die Kreative und Intuitive, er dagegen sei organisiert und pragmatisch. Er ist Frühaufsteher, sie bleibt am Morgen lieber liegen. «Deshalb hinterlasse ich meiner Frau jeweils eine Grussbotschaft und lasse sie länger schlafen.» Im Gegenzug erwartet der Psychologe keine Grussbotschaft von seiner Frau, oder dass sie gar früh mit ihm zusammen aufsteht.

Wie das Paar die eigene Beziehung pflegt

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  • Eigentlich passen wir wie Schloss und Schlüssel zusammen , aber dennoch klemmt das Schloss ab und zu. Deshalb gehen wir als Paar in Paartherapie. Dafür muss man nicht kurz vor der Trennung stehen oder ständig streiten. Auf diese Weise reflektieren wir unsere Beziehung und arbeiten daran. Mit Hilfe und Blick von aussen.
  • Fliegen bei uns die Fetzen , versuchen wir innezuhalten. «Ich verlasse jeweils den Raum», sagt Sandra Figlioli-Hofstetter. Bereinigen kann man die Situation immer noch, wenn sich die Wogen geglättet haben. Das kann nach einer Viertelstunde oder nach ein paar Tagen sein. «Und zum Schluss umarmen wir uns», ergänzt ihr Mann Patrick Figlioli.
  • Fix in unserer Agenda haben wir Termine für Zwiegespräche vereinbart. Das Zwiegespräch ist aber nicht einfach so ein Gespräch. Es funktioniert nach bestimmten Regeln und hilft, dass sich kein Beziehungsärger aufstaut. Wichtig ist, dass beide Zeit bekommen, zu sprechen, ohne unterbrochen zu werden. Wir empfehlen den Wecker auf fünf Minuten zu stellen. Das ist gar nicht so einfach für den- oder diejenige, der oder die zuhört.
  • Auch fix in unserer Agenda eingetragen ist Me Time , also Zeit für sich selbst. Macht man als Paar alles zusammen, wird man um die Erfahrung geprellt, sich selbständig zu entfalten, sagt das Psychotherapeutenpaar. Achtung: Me Time kann auch zu Eifersucht führen. «Ich hatte mit der Selbständigkeit meiner Frau plötzlich Probleme. Das hat wohl mit Prägungen aus der Kindheit zu tun», sagt Patrick Figlioli.
  • Immer gut ist Humor, am besten tierischer Humor . Suchen Sie sich ein Tier aus, mit dem sie sich identifizieren können. Das macht man am besten, wenn man es gut zusammen hat. Da gibt es schon mal viel zu lachen. So kann man dann im Streit darauf zurückgreifen und dem Partner oder der Partnerin sagen: Genau jetzt machst Du die Giraffe. Oder Du bist gerade stumm wie ein Fisch.

Hand aufs Herz: Wann haben Sie Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin das letzte Mal eine Grussbotschaft hinterlassen? Das wäre dann schon mal eins von fünf Komplimenten.

Radio SRF 1, Ratgeber, 5.8.2024, 11:08 Uhr

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