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Hochstapler-Syndrom: Sind Sie auch betroffen?
Aus Ratgeber vom 01.04.2024. Bild: colourbox
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Unverdienter Selbstzweifel Impostor-Syndrom: Wenn man den eigenen Fähigkeiten nicht traut

Erfolg als Glückstreffer: Menschen mit dem Hochstapler-Syndrom werten ihre eigene Leistung systematisch ab und fürchten, andere würden entdecken, wie unbegabt sie seien.

Kennen Sie das? Sie waren erfolgreich und schon werten Sie Ihre Leistung ab: Das war ja bloss Zufall. Haben Sie sogar Angst, dass man Sie als Hochstapler entlarven könnte, dann leiden Sie vielleicht unter dem Impostor-Syndrom, was Hochstapler-Syndrom auch genannt wird.

Aber keine Angst, beim Hochstapler-Syndrom handelt es sich nicht um eine Diagnose. Erstmals erwähnt wurde das Phänomen 1978 von zwei Psychologinnen. Sie beobachteten, dass erfolgreiche Frauen glaubten, ihre Leistungen würden von anderen überschätzt. Trotz herausragender akademischer und beruflicher Erfolge waren die Frauen überzeugt, sie seien nicht besonders klug, würden andere mit ihren Leistungen täuschen. Zudem waren sie von einer Angst geplagt, dass man sie früher oder später als Hochstaplerinnen entlarven würde.

Männer und Frauen sind etwa gleich betroffen

Mittlerweile hat man das Phänomen auch bei Männern untersucht. Auch sie fühlen sich zuweilen als Mogelpackung. Beide Geschlechter sind etwa gleich betroffen. Studien haben gezeigt, dass etwa 70 Prozent der Bevölkerung unter dem Hochstapler-Syndrom leiden.

Wie kommt’s, dass man sich als Hochstapler fühlt?

Eine Prüfung mit Bravour bestanden – die Fragen waren einfach. Ein Projekt erfolgreich abgeschlossen – Zufall. Ein schwieriges Problem gelöst – Glück. «Es geht um massive Selbstzweifel und alte Glaubenssätze, die wir verinnerlicht haben», sagt die Psychologin und Psychotherapeutin Sandra Figlioli-Hofstetter.

Was kann man gegen die Selbstzweifel tun?

«Am besten überlegt man sich, woher die Selbstzweifel kommen», empfiehlt sie. Viele standen in ihrer Kindheit unter Leistungsdruck, oder sie hatten ihren Geschwistern gegenüber Versagensängste. «Auch wenn Eltern die Kinder untereinander vergleichen und die Konkurrenz fördern, kann das Selbstzweifel, die bis ins Erwachsenenleben bleiben, fördern.»

Gedankenmuster erkennen und Selbstbewusstsein stärken

Hat man bei jeder erfolgreichen Leistung das Gefühl, doch nur ein Schaumschläger zu sein, empfiehlt die Psychologin, sich professionelle Hilfe zu suchen.

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Archiv: Impostor Syndrome: Warum wir uns wie HochstaplerInnen fühlen – und was dagegen hilft
Aus Einstein² vom 30.11.2021.
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«Das Hochstapler-Syndrom allein zu kurieren, ist gar nicht so einfach», sagt die Therapeutin. Sie erklärt es ihren Klientinnen und Klienten jeweils so: «Seit Jahren fahren sie auf der gleichen Autobahn. Nun muss sich ihr Auto einen neuen Weg durch unwegsames Gelände suchen, bis daraus eine Strasse wird.»

Glaub nicht alles, was Du Dir selbst erzählst, denn unsere Gedanken sind nicht mit der Realität gleichzusetzen
Autor: Sandra Figlioli-Hofstetter Psychologin und Psychotherapeutin

Mit anderen Worten: Es braucht eine Abkehr von den immer gleichen Selbstzweifeln, und gleichzeitig muss man das Selbstbewusstsein stärken. Bis man sich selbst anerkennt und wertschätzt.

Die Psychologin empfiehlt:

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  • Sich selber beobachten: Wie gehe ich mit Lob um?
  • Kann ich den Erfolg annehmen, weise ich ihn zurück oder werte ich ihn gleich wieder ab?
  • Helfen kann auch ein positives Dankbarkeitstagebuch, in welches man jeden Abend drei Dinge notiert, die man während des Tages gut gemacht hat.
  • «Auf diese Weise können wir unser Gehirn trainieren, auch die positiven Dinge in unserem Alltag zu sehen.»

Der persönliche Tipp der Psychologin

Ihr persönlicher Tipp ist dieser Satz, den man sich bei nagenden Selbstzweifeln immer und immer wieder sagen sollte: «Glaub nicht alles, was Du Dir selbst erzählst.» Der Satz helfe auch ihr persönlich, sagt Figlioli-Hofstetter. «Denn unsere Gedanken sind nicht mit der Realität gleichzusetzen.»

Ratgeber, 1.4.2024, 11:08 Uhr

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