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Cern, MeteoSchweiz & Co Wie die drohende Energiekrise die Wissenschaft trifft

Supercomputer, Beschleuniger oder Laseranlagen benötigen sehr viel Strom. Doch was passiert mit diesen Anlagen, wenn der Strom knapp wird oder gar ein Blackout geschieht?

Aktuell herrscht am Paul Scherrer Institut (PSI) in Villingen Hochbetrieb. Forschende aus aller Welt kommen hierher, um an einer der fünf Grossforschungsanlagen ihre Experimente durchzuführen. Sie testen zum Beispiel neue Materialien für Batterien oder das Standardmodell der Teilchenphysik. Wird diesen Winter der Strom knapp, könnte es aber ruhiger werden.

Pläne für den Ernstfall

Das PSI verbraucht etwa so viel Strom, wie gut 25’000 Schweizer Haushalte – pro Jahr 126 Gigawattstunden. Darum rechnet Markus Jörg, der am PSI die Abteilung Infrastrukturen und Elektroinstallationen leitet, bei einer Strommangellage mit Auflagen des Bundes: «Je nach Schweregrad werden wir wahrscheinlich zehn bis zwanzig Prozent einsparen müssen.» Darauf bereiten sie sich aktuell vor, schreiben Notfallpläne und überlegen, welche Forschungs-Anlagen sie reduziert laufen lassen oder gar ganz abschalten könnten.

Ohne Strom keine Wetterprognosen beim Bund

Ebenfalls betroffen ist das Hochleistungs-Rechenzentrum CSCS in Lugano – da wo die täglichen Wetterprognosen von MeteoSchweiz berechnet werden. Das Zentrum benötigt rund 40 Gigawattstunden pro Jahr. Es ist damit ebenfalls ein Grossverbraucher und so voraussichtlich auch von Sparanordnungen betroffen. Darum schmieden die Verantwortlichen bereits Pläne für den Ernstfall. Die Wetterprognosen seien aber nicht in Gefahr, wie der stellvertretende Direktor Michele de Lorenzi betont.

Auf dem Bild ist der Supercomputer am CSCS Lugano zu sehen.
Legende: Der Supercomputer im CSCS Lugano – käme es hier zu Unterbrüchen oder Ausfällen, wäre das für die Forschenden schmerzhaft. Keystone / GABRIELE PUTZU

Für den Minimalbetrieb von MeteoSchweiz benötigen sie rund zehn Prozent des normalen Stromverbrauchs. Der Rest der Rechenpower der Hochleistungscomputer ist für die Forschung reserviert. Käme es hier zu längeren Unterbrüchen oder Ausfällen, wäre das für die Forschenden schmerzhaft. Denn die Zeitfenster sind lange im Voraus vergeben – genau wie am PSI. Verschiebungen wirft die Forschung entsprechend um Monate zurück.

Energiehungrige Teilchenbeschleuniger

Gleich ergeht es dem Cern. Das Kernforschungszentrum verbraucht extrem viel Strom: halb so viel wie der ganze Kanton Genf. Praktisch die gesamte Menge bezieht es aus Frankreich – es ist damit einer der grössten Stromverbraucher des Nachbarlandes. Den Löwenanteil verschlingen die Teilchenbeschleuniger, darunter der Large Hadron Collider, der weltweit leistungsstärkste seiner Art.

Auf dem Bild ist der Large Hadron Collider zu sehen.
Legende: Der Large Hadron Collider am Cern ist ein richtiger Energiefresser. Imago Images / agefotostock

Dass dieser im Ernstfall nicht vom Netz geht, hat für das Cern oberste Priorität. Solange es planbar ist, wäre aber auch dies verkraftbar und technisch machbar. Viel schlimmer wäre ein Blackout, sagt etwa Markus Jörg vom PSI: «Unsere grösste Sorge ist, dass die Spannung von einem Moment auf den anderen wegfällt». Dann könnten gewisse Geräte und Komponenten nämlich kaputt gehen.

Energiepreise strapazieren Budgets

Kopfzerbrechen bereiten den Instituten aber auch die steigenden Strompreise. «Wenn die Kosten weiterhin so hoch bleiben, wird uns das auf jeden Fall schwer treffen», sagt etwa Michele de Lorenzi vom CSCS. Die Energiekrise mit ihren Preisschocks, möglichen Blackouts und Mangellagen könnte die Forschung also ordentlich durchschütteln.

Wissenschaftsmagazin, 01.10.2022, 12:40 Uhr

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