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Holzbau XXL «Wood City»: Besuch in der Holz-Stadt von morgen

Wie baut man verdichtet und nachhaltig in einer Stadt? Mit «Wood City» macht es Stockholm vor und transformiert ein ganzes Stadtquartier mit Holzbau: nachhaltig und visionär. Wie geht das – und warum Holz? Ein Besuch auf der Baustelle des wohl verrücktesten Holz-Grossprojekts der Welt.

Wenn Oskar Norelius an Holz denkt, sieht er eine ganze Stadt vor sich. Der 40-jährige Architekt aus Stockholm arbeitet derzeit an der Stadt-Vision von morgen: ein ganzes Quartier – komplett mit Holz gebaut.

Die Menschen müssen diese Vision erst begreifen, damit sie sie mittragen können.
Autor: Oskar Norelius Architekt «Wood City» Stockholm

Im Stadtteil «Sickla», im Südosten Stockholms, entsteht auf einer riesigen Fläche von 250’000 Quadratmetern Gebäude um Gebäude ein neuer Stadtteil in Holzbau: 7000 neue Arbeitsplätze, 2000 neue Wohnungen. Es wird das grösste Holz-Quartier in einer Stadt weltweit.

Wir nennen das die 5-Minuten-Stadt, weil alles so schnell erreichbar sein wird.
Autor: Oskar Norelius Architekt «Wood City» Stockholm

«Es ist riesig – und ein grosser Challenge. Das hat man noch nirgends auf der Welt gemacht. Die Menschen müssen diese Vision erst begreifen, damit sie sie mittragen können», sagt Norelius.

«Wood City» – ein Stadtteil in Holz entsteht

Schweden macht nachhaltigen Holz-Grossbau vor

2021 hat Norelius im Norden Schwedens bereits das legendäre «Sara Kulturhus» gebaut. Es gilt als absoluter Vorzeige-Holzbau in Sachen CO₂-Effizienz und Nachhaltigkeit.

Das legendäre «Sara Kulturhus»

20 Stockwerke hoch, mit integriertem Hotel, Kongress- und Konzerthaus. Brett-Sperrholz mit riesigen neuen Spannweiten, etwa im neuen Konzertsaal. Es sind ganz neue Dimensionen.

Die 5-Minuten-Stadt

«Wood City» wird mit lokalem Holz aus den umliegenden Wäldern gebaut. Mit dem Umbau eines ganzen Stadtviertels in Holz stellen sich auch ganz andere Fragen als bei einem einzelnen Bau.

«Mit Wood City müssen wir ein ganzes Ökosystem andenken: Arbeiten, Wohnen, Leben. Das bedeutet eben auch Shopping in der Nähe, und Kindergärten und Schulen, öffentliche Plätze, Kulturangebot. Wir nennen das die 5-Minuten-Stadt, weil alles so schnell erreichbar sein wird», so Norelius.

Wir bauen das Quartier mit Holz um und achten darauf, die beste Klimabilanz zu erzielen.
Autor: Oskar Norelius Architekt «Wood City» Stockholm

Norelius: «80 Prozent des Materials aus dem Wald geht heute in kurzlebige Produkte wie Papierbecher, Zellulose oder Heizenergie. Es gibt ein grosses Potential, das, was wir aus dem Wald herausholen, lieber zu verbauen. Gleichzeitig drängen wir unsere Zulieferer aus der Waldwirtschaft, den daraus entstehenden Impact auf die Biodiversität des Waldes weiter gut zu überwachen.»

Ein Vorbild für den Schweizer Städtebau?

Olin Bartlome, Bauingenieur und Holz-Experte des Schweizer Forschungsnetzwerks «Swiss Wood Innovation Network» begleitet das «Einstein»-Team in Stockholm. Wäre ein solcher Gross-Umbau in Holz auch in der Schweiz denkbar?

«Absolut. Auch in Bezug auf die Nachhaltigkeit. Unser bestehendes Waldgesetz stellt sicher, dass nie mehr Holz aus den Wäldern genommen würde als wieder nachwachsen würde. Zudem baut man in Stockholm so, wie es auch in der Schweiz am meisten Potenzial hätte: Aufstockungen von Bestandsbauten, mit Holz.»

Wir haben heute ein Potenzial von rund drei Millionen Kubikmetern an zusätzlichem Holz, das wir noch nicht nutzen im Bau.
Autor: Olin Bartlome Bauingenieur und Holz-Experte vom «Swiss Wood Innovation Network»

«Wenn man in der Schweiz ganze Stadtteile so andenkt, dann müsste das sicher auch mit Holz aus dem Ausland realisiert werden», sagt Bartlome.

Grosses Potenzial im Holzbau

Bartlome rechnet vor: «Wir haben heute im Wald rund drei Millionen Kubikmetern an zusätzlichem Holz, das wir noch nicht nutzen im Bau». Und das entspricht doppelt so viel wie heute in der Schweiz jährlich in Holz gebaut wird.

Wenn man bedenkt, dass jeder Kubikmeter Holz etwa eine Tonne CO₂ bindet, dann ist das Nachhaltigkeitspotenzial mit Holz riesig.

In «Sickla» sind die ersten Wohnsiedlungen bald bezugsbereit; Wohnraum für die ersten paar hundert Menschen im neuen Holz-Quartier. Die Transformation in einen Holz-Stadtteil wird aber bis mindestens 2030 dauern.

SRF 1, Einstein, 30.10.2025, 21:05 Uhr

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