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Wasserversorgung Kampf dem Wasserverlust – Liechtenstein zeigt, wie’s geht

In der Schweiz versickern im Schnitt zwölf Prozent des Trinkwassers, zum Beispiel in undichten Leitungen. Um Lecks zu erkennen und zu orten, könnten im Wassernetz sogenannte «Smart Meter» zum Einsatz kommen, wie sie im Stromnetz Standard sind.

Die Wasserversorgung Liechtensteiner Unterland (WLU) ist Pionierin bei der Digitalisierung des Wassernetzes. Sie setzt auf fernauslesbare Wasserzähler. Aus deren Daten kann eine Software intelligent auswerten, wer wie viel Wasser verbraucht.

Möglichst sparsam mit Wasser umzugehen – und dennoch alle Abnehmer jederzeit zuverlässig damit zu versorgen – sei die Aufgabe seines Teams, sagt Geschäftsführer Georg Matt von der Wasserversorgung.

Screenshot mit vielen Werten in einer farbigen Tabelle.
Legende: Wasserverbrauch von Einfamilienhäusern vom 21. Mai 2025. Abnormalitäten fallen Georg Matt sofort auf. Screenshot zVg

Damit das gelingt, setzen sie auf Daten. Viele Daten. Die kommen aus den Durchflusszählern der grossen Zuleitungsrohre, aber auch aus den Smart Metern, die in jedem Gebäude installiert sind. Rund 4800 Geräte sind installiert in einem Versorgungsgebiet, das fünf Gemeinden mit etwa 15’000 Einwohnerinnen und Einwohnern umfasst.

Ungewollten Wasserverbrauch erkennen

Die Wasserzähler übermitteln einmal pro Tag den Wasserverbrauch jedes Anschlusses mit einer Genauigkeit von einem Liter pro Stunde. Auf dem grossen Monitor auf seinem Schreibtisch kann Georg Matt dann die neusten Werte ablesen.

Die Software hat automatisch etwa ein dutzend Fälle markiert, die auffallen, weil sie vom Durchschnittsverbrauch abweichen. Ursache kann zum Beispiel ein undichter WC-Spülkasten sein. Der Klassiker – und schon fast an der Tagesordnung.

Schweizer Wasserversorger nutzen Potenzial nicht voll aus

Box aufklappen Box zuklappen

Smart Meter sind auch in verschiedenen Schweizer Wasserversorgungsnetzen angekommen. Sie werden aber in der Regel lediglich genutzt, um ein, zweimal pro Jahr den Zählerstand abzulesen, ohne, dass ein Mensch das Haus betreten muss.

Die Wasserversorgung liegt in den Händen der Gemeinden. Um das kontinuierliche Auslesen der Daten zu erlauben, also das volle Potenzial der Smart Meter nutzen zu können, müssten auf Kantons- bzw. Gemeindeebene zuerst die rechtlichen Grundlagen dafür geschaffen werden. Diese sind vielerorts (noch) nicht vorhanden.

Georg Matt macht dann jeweils die Kundinnen und Kunden auf den ungewollten Wasserverbrauch aufmerksam. Und die sind dankbar. Denn auch wenn Wasser sehr günstig ist, summieren sich kleine Mengen über einen längeren Zeitraum zu einem grösseren Betrag.

Eine Balkengrafik, die eine Abnormalität im Wasserverbrauch eines Kunden anzeigt.
Legende: Ein Kunde mit einer Abnormalität: Die schwarzen Balken zeigen den Verbrauch in der Nacht. Er weicht im Februar und März stark ab von den Monaten davor. Screenshot zVg

Wasser sparen heisst auch Strom sparen

Wenn man Wasser verschwendet, verschwendet man auch Energie. Denn die vielen Pumpen, die das Wasser ständig in die Reservoirs fliessen lassen, brauchen Strom. Eine Anlage steht in einer idyllischen Waldlichtung. Ein Gebäude, das auch von der Forstverwaltung sein könnte.

Zwei grosse Edelstahltanks, verbunden mit dicken Rohren.
Legende: Das Reservoir Gantenstein ist speziell, weil es nicht wie sonst üblich unter der Erde als grosses «Schwimmbad» gebaut ist, sondern aus zwei grossen Edelstahlbehälter besteht. Sie haben einen Durchmesser von neun Meter und sind fünf Meter hoch. SRF/Reto Widmer

Von hier wird es an die Liechtensteiner Gemeinden Schellenberg und Gamprin geliefert.
Und das ohne die riesigen Verluste, wie es sie noch in den 1990er-Jahren gab: Damals verschwand bei der Wasserversorgung Liechtensteiner Unterland fast ein Drittel des Wassers irgendwo im Netz.

Ein Mann in einem weissen Hemd vor einem der riesigen Edelstahlbehälter.
Legende: Georg Matt vor einem der riesigen Edelstahlbehälter des Reservoirs Gantenstein. SRF/Reto Widmer

Dank der Sanierung vieler Leitungen konnte der Wert anfangs der 2000er-Jahre erstmals unter zehn Prozent gesenkt werden. Seit 2019 liegt der Verlust bei maximal zwei Prozent. Dazu beigetragen haben auch die Smart Meter, die seit zehn Jahren im Einsatz sind.

Eine Grafik an einer Wand, die den eindrücklichen Rückgang der Wasserverluste zeigt.
Legende: Von einem Drittel auf unter zwei Prozent: Wasserverluste hat die Wasserversorgung Liechtensteiner Unterland im Griff. SRF/Reto Widmer

Dank künstlicher Intelligenz Lecks schneller orten

Mit den Echtzeitinformationen aus den Messungen in den Hauptleitungen und dem Wasserverbrauch bei den Kunden lassen die WLU ein Modell trainieren – einen digitalen Zwilling. Dieser soll durch Veränderungen bei den verschiedenen Messpunkten im Netz errechnen können, wo eine allfällige Leckstelle ist.

Erste Versuche in einem Dorf sind vielversprechend. Gut möglich, dass KI in naher Zukunft dem zeitraubenden, flächendeckenden Suchen nach Leckstellen ein Ende setzen wird.

Radio SRF 4 News, 28.5.2025, 10:00 Uhr

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