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Kampf gegen die Vogelgrippe Impfen für den Artenschutz? Schweizer Zoos zeigen erste Erfolge

Ein Schweizer Impfstoff schützt Tiere vor dem Influenzavirus H5N1. Kommt nun die Massenimpfung in freier Wildbahn?

Wie wichtig und drängend die Entwicklung wirksamer Impfstoffe gegen die Vogelgrippe ist, zeigen alarmierende Nachrichten aus betroffenen Gebieten: Immer mehr sogenannte Spill-Over-Infektionen von Wildvögeln auf Säugetiere – und damit auch auf den Menschen – deuten darauf hin, dass die Virusvariante H5N1 das Zeug für eine neue Pandemie haben könnte.

«Deswegen wäre es dringend geboten, wenn dem Virus und seiner Ausbreitung auch in Wildvogel-Populationen Einhalt geboten werden könnte», warnt Timm Harder, Virologe am Deutschen Friedrich-Löffler-Institut. Umso mehr erfreut ihn der Forschungsbeitrag aus der Schweiz, «den die Wissenschaft und sicherlich auch die Zoo-Welt sehr interessiert beobachten» – und der bald veröffentlicht wird.

Europaweit der einzige Versuch

Auf Initiative von Stefan Hoby, dem verantwortlichen Veterinär des Berner Tierparks, entwickelte ein Team um den Virologen Gert Zimmer am Institut für Virologie und Immunologie (IVI) in Mittelhäusern bei Bern einen Impfstoff. Dieser soll, insbesondere bei Wildvögeln, eine gute Reaktion des Immunsystems bewirken.

Die geimpften Arten des Tierpark Bern

Mit einer Bewilligung des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) begann im Spätsommer 2023 im Zoo Basel und im Tierpark Bern schliesslich der derzeit europaweit einzige sogenannte «Freisetzungsversuch eines Vakzins» an Wildtieren. Zweimal bekamen rund 300 Vögel aus 24 verschiedenen Arten, den Impfstoff in die Muskulatur gespritzt.

Wieso die Impfung für Basels Pinguine besonders bedeutend ist

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Eine Infektion mit dem Vogelgrippe-Virus würde sich gerade bei den vom Aussterben stark bedrohten Brillenpinguinen des Basler Zoos verheerend auswirken, sagt der Zoo-Tierarzt Christian Wenker. Wenn sich nur schon ein Pinguin anstecken würde, wäre Wenker womöglich dazu gezwungen, alle Tiere zu keulen – sprich zu töten. Umso erfreulicher, dass die Analyse der Blutproben gerade bei den Brillenpinguinen einen ausserordentlich hohen Antikörper-Wert ergeben hat.

Für die scheuen Wildvögel bedeute dies zwar Stress. Doch der Basler Zoo-Tierarzt Christian Wenker ist überzeugt: «Der Nutzen der Impfung überwiegt die Risiken.» Denn ohne eine Impfung muss er seine Schützlinge immer wieder monatelang in Quarantäne-Quartieren unterbringen.

Darunter leidet die Psyche der Tiere und es kommt zu körperlichen Beschwerden – zum Beispiel zu schmerzhaften Entzündungen an den Füssen.

Die geimpften Arten im Zoo Basel

Massenimpfung an Wildtieren?

Die Analyse entnommener Blutproben im Labor des IVI erbrachte nun durchwegs positive Ergebnisse. Alle geimpften Tiere haben Antikörper entwickelt, die Forschungsleiter Gert Zimmer zufolge ausreichend Schutz vor einer Infektion mit H5N1 bieten können. Dass diese Immunantwort tatsächlich schützt, darauf deuten erste Infektionsversuche am IVI an Hühnern hin: Kein einziges Huhn wurde krank.

Im Moment sehe ich keine Möglichkeit, im grösseren Rahmen einzugreifen und die Ausbreitung dieses Virus und seiner Varianten verhindern zu können.
Autor: Timm Harder Virologe am Deutschen Friedrich-Löffler-Institut

Doch der Schritt hinaus in die freie Wildbahn, vielleicht über das massenhafte Auslegen von Impf-Ködern, ist nach Meinung der Experten nahezu unmöglich. Zu gross wäre der logistische und finanzielle Aufwand. Insbesondere dann, wenn es um den Schutz von mitunter stark bedrohten Tierarten in weit entlegenen Regionen der Erde geht.

«Im Moment sehe ich keine Möglichkeit, im grösseren Rahmen einzugreifen und die Ausbreitung dieses Virus und seiner Varianten verhindern zu können», so der Virologe Timm Harder. Er ist besorgt, dass die internationale Forschung im Kampf gegen die Vogelgrippe bis jetzt nicht dort ist, wo sie eigentlich stehen will. Und so erscheint der Impferfolg aus dem kleinen Mittelhäusern bei Bern wie ein Hoffnungsschimmer am Horizont.

Nano, 08.02.24, 05:55 Uhr

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