Erstaunlich: Bärlauch heisst nicht nur auf Deutsch so. Das wilde Lauchgewächs, das jetzt wieder ganze Waldböden überzieht, nannten die Römer schon vor 2000 Jahren « Allium ursinum», also Bärenknoblauch. Und diese Bezeichnung gibt es auch im heutigen...
- Französisch (ail des ours)
- Italienisch (aglio orsino)
- Spanisch (ajo de oso)
- Englisch (bear’s garlic)
- oder sogar auf Polnisch (czosnek niedźwiedzi).
Was also hat das würzige Frühlingskraut mit dem Bären zu tun? Eine naheliegende Frage – leider ohne gesicherte Antwort. So etwa ist zu lesen, der Bär sei in vielen Kulturen ein Symbol für Kraft und Stärke. Daher seien viele kräftige und besonders heilwirksame Pflanzen nach dem Bären benannt. Was ja auch stimmt – man denke an den Bärlapp, das Bärenkraut, die Bärentraube, die Bärwurz. Und eben den Bärlauch.
Der hat zudem den Vorteil, dass er dank der Nährstoffe in seiner Zwiebel schon früh im Jahr ganze Bestände bilden kann. Er bietet daher, noch bevor andere Pflanzen austreiben, eine attraktive und ergiebige Nahrungsquelle – auch für Bären, wenn sie hungrig aus dem Winterschlaf erwachen? Ja, fressen Bären überhaupt Bärlauch?
Kaum Bärlauch für Schweizer Bären
Auch darüber wird in der Bärlauch-Literatur viel spekuliert. Gewissheit schafft der WWF Schweiz: Dessen Bärenexpertin, Joana Schönenberger, sagt, sie habe in ihrer früheren Tätigkeit als Rangerin in Nordamerika mehrmals mit eigenen Augen gesehen, wie sich die tapsigen Waldbewohner am Bärlauch gütlich tun.
Im Engadin, wo in Teilen der Alpen zuweilen Bären gesichtet werden, dürfte das allerdings nicht möglich sein, weil dort gemäss dem Pflanzenbuch «Flora Helvetica» gar kein Bärlauch wächst. Dasselbe gilt für andere Bärengebiete weltweit.
Warum das wilde grüne Lauchgewächs gleich über mehrere Sprachgrenzen hinweg den Bären im Namen hat – darüber darf also weiter spekuliert werden.