Zum Beispiel Flughunde. Sie sind die häufigsten Säugetiere Afrikas. Tagsüber hängen sie upside down in den Bäumen. Nachts flattern und fressen sie Nektar, Pollen, Früchte, bestäuben Blüten, verfrachten Samen und pflanzen so jede Nacht viele Millionen von Bäumen.
Flughunde – die nächtlichen Langstreckenflieger
«Flughunde sind die Gärtner des Waldes. Sie tragen massiv zum Schutz der Biodiversität und des Klimas bei», sagt Martin Wikelski, Leiter des Icarus-Projekts. Doch vieles, was diese Fledertiere angeht, liege noch im Dunkeln.
Warum gibt es unter ihnen ausgesprochene Langstreckenflieger? Welche Faktoren beeinflussen ihr Zugverhalten und wie werden sie fertig mit den Eingriffen des Menschen in die Natur und dem Klimawandel?
Das heimliche Leben der Turmfalken
Icarus kann die Flugdaten dieser Nachtflieger auswerten, genauso wie das Bewegungsverhalten anderer Tierarten.
Mindestens 100'000 mit Sendern ausgerüstete Tiere sollen ihre Daten in den kommenden Jahren ins All funken und den Forschenden ihre Geheimnisse verraten. Dazu gehört auch das heimliche Leben der Turmfalken.
Einige ihrer Routen bis nach Afrika sind bekannt, aber nicht die Details. Martin Wikelski hat viele Fragen: «Wo gehen sie hin? Welche Strategien haben sie? Wie überleben sie? Wo sterben sie?»
Minisender verraten Bewegungsmuster
Die Icarus-Sender sind mittlerweile winzig, manche nur gerade ein Gramm schwer, sodass sie auch auf zierliche Tiere passen – auf ziehende Totenkopfschwärmer, afrikanische Wanderheuschrecken oder Libellen, die von Indien nach Afrika fliegen.
Minisender sind auch wichtig bei der Beobachtung von ganz kleinen Singvögeln, sagt Barbara Helm, Vogelzugexpertin an der Vogelwarte Sempach: «So ein kleiner Vogel ist wahnsinnig leicht. Eine Grasmücke oder ein Laubsänger, die wiegen zwischen neun und zwölf Gramm, also halb so viel wie ein Briefumschlag.»
Bei neun Gramm Körpergewicht ist selbst der leichteste Sender eine Bürde und kann das Verhalten beeinflussen. Barbara Helm beobachtet das Icarus-Satellitenprogramm darum mit vorsichtiger Distanz. Auch weil die Erfahrung zeige: je kleiner der Sender, desto unzuverlässiger.
Russlands Angriff auf die Ukraine legte Icarus lahm
Icarus hat schon 2018 Richtung All abgehoben. Damals empfing eine Antenne auf dem russischen Teil der internationalen Raumstation ISS die Daten. Doch nach dem Angriff auf die Ukraine wurde die Kooperation mit Russland eingestellt.
Jetzt ersetzen eigene Satelliten die russische Antenne. Ab Frühling 2026 wird Icarus wieder Tierwanderungen beobachten und hat auch Bewegungen en miniature auf dem Schirm – zum Beispiel das Ohrwackeln von Wildschweinen: An Schweinepest erkrankte Tiere schlackern anders mit den Ohren als gesunde.
Icarus kann Verdachtsdiagnosen praktisch in Echtzeit melden und so vielleicht mithelfen, verheerende Tierkrankheiten einzudämmen.