Andere haben eine Schmusekatze oder einen Hund, der sie auf Schritt und Tritt begleitet. Yvonne Holy Graf und ihre Tochter Josepha Graf hingegen haben Hühner. Während die Tochter das Gatter zum Auslauf öffnet, springt eine der Appenzeller-Barthennen von einem Stein. «Schau, sie ähnelt einem Tyrannosaurus rex», sagt die Ethnologie- und Biologie-Studentin und schmunzelt. Tatsächlich sind die Dinosaurier die Urahnen unserer heutigen Hühner.
Wie Hühner zu uns Menschen kamen
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Das Huhn und wir – lange lebten wir unabhängig voneinander.
Studien zufolge
haben Menschen im Gebiet des heutigen Thailands erstmals vor 3000 Jahren Hühner gehalten.
Die Forschenden beschreiben, dass damals Dschungelhühnerarten von Ernteresten angelockt wurden und wegen des Nahrungsangebots blieben. Ihre Vermutung: Mit dem Reis- und Hirseanbau ging die Domestizierung der Haushühner einher.
Lange Zeit wurden Hühner aber nicht verspeist, sondern verehrt. Erst im Römischen Reich sei es üblich geworden, Hühner und ihre Eier zu essen. Zum Nutztier im grossen Stil wurden Hühner erst durch die Industrialisierung. Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen Menschen, sie auf Hochleistung zu züchten. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen leben heute weltweit 33 Milliarden Hühner als Nutztiere.
Vor 15 Jahren hat sich die Familie aus Oberillnau im Kanton Zürich Hühner zugelegt. Sie mochten die humorvolle Art der Tiere, und «bei uns haben die Hühner auch wichtige Aufgaben», erklärt Yvonne Holy Graf.
Nachdem sie den Rasen des ganzen Umschwungs geschnitten hat, bekommen ihn die Hühner zum Scharren und Umwühlen, eine ihrer Lieblingstätigkeiten. Dabei entsteht feine Komposterde für den Gemüsegarten. Und der Kot der Tiere wird als Dünger verwendet. «Ein nachhaltiger Kreislauf.»
Zudem schätze sie es, keine Eier aus kommerzieller Produktion kaufen zu müssen. Und gar Kunstwerke entstehen mithilfe der Eier. Holy Graf stellt ihre eigenen Eitemperafarben her, wofür sie Eier, Leinsamenöl und Pigmente vermischt und damit Landschaften malt.
Hühner als Familienprojekt
Mit ihrer Hühnerbegeisterung ist die Familie nicht allein. Laut einer Schätzung des Bundes leben in der Schweiz rund 70'000 Hühner bei Privatpersonen. Und es werden mehr. «Seit Corona erleben wir einen regelrechten Hühner-Boom», sagt Andreas Ehrismann, der im Vorstand des Verbands Kleintiere Schweiz sowie im Verein Rassegeflügel Schweiz engagiert ist. Seine Vermutung: «Immer mehr Leute steigen auf den Selbstversorger-Trend auf und haben Freude an eigenen Eiern.»
Wer Hühner hält, muss sie registrieren
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Als Hobbyhalterin oder -halter ist es obligatorisch, seine Hühner bei der zuständigen
kantonalen Stelle
zu registrieren.
Obwohl der Schweizer Tierschutz STS und der Verband Kleintiere Schweiz einen klaren Trend in der privaten Hühnerhaltung feststellen, nehmen Registrierungen und Meldungen betreffend Tierschutz in den Kantonen Zürich, Bern und St. Gallen nicht zu, wie die zuständigen Stellen auf Anfrage schreiben.
Diesen gefiederten Haustier-Boom stellt auch der Schweizer Tierschutz (STS) fest. «Im Home-Office schien Hühnerhaltung vor allem bei Familien in der Agglomeration hoch im Trend. Ein Hobby, das sie zu Hause mit ihren Kindern teilen konnten», erzählt die Biologin Lucia Oeschger des STS.
Auch bei Familie Holy Graf übernehmen alle gewisse Aufgaben: «Mein Mann mistet den Stall aus, meine Tochter und ich holen die Hühner morgens nach draussen, geben ihnen Futter und Wasser und abends bringen wir sie sozusagen ins Bett auf ihre Stangen», erklärt Yvonne Holy Graf. Der Berater Erhismann, der an diesem Tag für eine Kontrolle vorbeischaut, begrüsst eine überlegte Arbeitsteilung.
Häufigste Todesursache von Hühnern
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In der privaten Haltung werden Hühner oft vom Fuchs geholt oder andere Fressfeinde töten sie. «Daher ist es wichtig, Löcher im Zaun oder im Stall zu vermeiden und alle Hühner abends im Stall zu kontrollieren», so der Hühnerexperte Andreas Ehrismann.
Zudem ist die rote Vogelmilbe besonders gefährlich für Hühner. Vor allem im Sommer kann sich der Parasit rasant ausbreiten. Während des Tages ziehen sich die Milben in Ritzen des Stalls zurück, in der Nacht klettern sie auf die schlafenden Hühner und saugen deren Blut. Schlimmstenfalls verenden die Tiere wegen akuter Blutarmut. «Falls ein Befall besteht, muss dieser sofort mit Präparaten bekämpft werden.»
Erhismann schaut bei seiner Kontrolle genau hin, er prüft und misst und meint schliesslich: «Die Hühner haben es sehr gut hier.» Der begrünte und schattige Auslauf, die Voliere, der Stall mit Sitzstangen und Nester, das Staubbad und die Trinkstelle - es ist alles da, um die Hühner glücklich zu machen.
Doch längst nicht alle Hühner werden so vorbildlich gehalten, wie der Schweizer Tierschutz (STS) feststellte und deswegen Anfang Jahres eine Informationskampagne mit dem Bund lancierte. «Es gibt sehr grosse, tierschutzrelevante Missstände», so Oeschger. Ein neuer Trend habe dies häufig zur Folge. Bei Sichtproben stellte der STS fest, dass die Ställe oft ungeeignet und viel zu klein sind. «In einigen Fällen hatte ein Huhn etwa so viel Platz wie ein A4 Blatt.»
Bei der Familie in Oberillnau picken die Hühner auf der Weide fleissig Würmer, der Hahn kräht durchs Quartier. «Es sind keine Kuscheltiere, trotzdem gehören sie zur Familie», sagt Yvonne Holy Graf. «Auch schon früher war hier ein Hühnerhof und vorläufig soll dies so bleiben.»
Hühner halten: Achtung, darauf sollten Sie achten!
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Wer Hühner halten möchte, braucht Zeit, Geld und Geduld. «Es ist eine anspruchsvolle Haltung», sagt Lucia Oeschger vom Schweizer Tierschutz.
Hühner brauchen Freunde:
Die gefiederten Haustiere sind sehr sozial und sollten in Gruppen von mindestens drei Tieren gehalten werden.
Hühner brauchen Sand:
Sie verbringen viel Zeit mit Scharren und Futtersuche. Zudem halten sie ihr Gefieder sauber und frei von Parasiten. Deswegen nehmen sie täglich mehrmals Sand- oder Staubbäder.
Hühner brauchen Rückzugsorte:
Ein geräumiger Stall und Nester zum Eierlegen sind wichtig, damit es den Hühnern gut geht. Vom richtigen Einstreu bis zum Licht: Der Stall muss den Bedürfnissen der Tiere entsprechen. Dafür müssen schnell einige Tausend Franken in die Hand genommen werden.
Hühner brauchen Sitzstangen:
Da die Vorfahren der heutigen Haushühner auf Bäumen schlafen, haben sie noch immer den Instinkt, in der Nacht in die Höhe zu steigen. Jeder Stall sollte daher zwei Sitzstangen auf unterschiedlicher Höhe haben.
Hühner brauchen Freilauf:
Zusätzlich zu einer Weide empfehlen Bund und STS, eine Voliere (vergitterter Auslauf) anzuschaffen. Im Fall der Vogelgrippe oder anderer Tierseuchen können sich die Tiere so im geschützten Aussenbereich aufhalten.
Hühner brauchen Buddys:
Da es in der Gruppe eine klare Rangordnung gibt und Veränderungen in der Zusammensetzung grossen Stress für sie bedeutet, sollten mindestens zwei Hühner gemeinsam integriert werden.
Jede Rasse hat eigene Ansprüche:
«Die Fertigmischungen sind meist auch Hochleistungs-Hühner ausgelegt», so Oeschger. Deshalb sei es wichtig, fundiert zu recherchieren, was die eigene Rasse genau für Hauptfutter benötige. Dazu mögen Hühner Rüstabfälle aus der Küche und dem Garten, jedoch sollten diese nur in kleineren Mengen verfüttert werden. Zudem brauchen sie ausreichend frisches Trinkwasser.
Hennen brauchen (nicht immer) einen Hahn:
Ein Hahn beruhigt die Dynamiken innerhalb der Gruppe», sagt Oeschger. Es empfehle sich, einen Hahn mit mindestens fünf Hennen zu halten. Aber: Oft führen Hähne auch zu Lärmklagen aus der Nachbarschaft, die teils gar bis vors Gericht gehen. Daher muss vor der Anschaffung eines Hahns immer abgeklärt werden, ob sämtliche Nachbarn einverstanden sind.
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