Das «Echo der Zeit» war in seinen Anfängen mehrheitlich eine Live-Sendung: Die Texte der Korrespondenten – es waren in der Regel Männer –, die aus dem In- und Ausland berichteten, wurden im Studio von Schauspielern live vorgelesen. Vorher wurde geprobt, oft in verteilten Rollen, damit es während der Live-Sendung möglichst wenig Versprecher gab.
Rillengenau O-Töne von der Schellackplatte
Manchmal wurden aber auch Töne während der Sendung eingespielt, von Schellack-Schallplatten – die damals wichtigsten Tonträger. In den SRG-Studios standen damals grosse Apparaturen, für die Aufnahme und Wiedergabe von Tönen ab solchen Platten.
Für Einspielungen zuständig waren sogenannte Opératricen: Auf das Handzeichen des Technikers starteten sie eine Platte jeweils rillengenau, das heisst jede Einspielung hatte einen präzisen Anfang beziehungsweise Ende.
Schellack-Apparaturen wurden auch in grosse Reportagewagen eingebaut, mit denen Reporter manchmal unterwegs waren. So bestand eine Möglichkeit, O-Töne von ausserhalb des Studios aufzunehmen. Die Schellackplatten hielten sich beim Schweizer Radio bis Anfang der 1950er Jahre.
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Bild 1 von 2. Reporter Friedrich Brawand mit Mikrofon neben dem Reportagewagen im Jahr 1948. Die O-Töne werden auf Schellackplatten aufgezeichnet, die sich im Wagen befinden. Bildquelle: srf.
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Bild 2 von 2. Der Reportagewagen wurde später mit Tonbandgeräten ausgerüstet. Bildquelle: SRF/Hans Tschirren.
Mit dem Tonband änderte (fast) alles
1950 wurde das Tonband erfunden – die Möglichkeit, Ton auf Magnetbänder zu speichern. Für den Radiojournalismus war dies ein Befreiungsschlag, denn von jetzt an war es möglich, Aufnahmen immer und praktisch überall zu machen und sie zu verarbeiten.
Magnetbänder liessen sich viel einfacher schneiden, und man konnte sie mehrfach bespielen, sie waren also auch viel ökonomischer als Schellackplatten.
Auch die Korrespondenten des «Echo der Zeit» nutzten die neue Freiheit – unter ihnen Hans O. Staub (1922–1998), der in den 1950er Jahren aus Frankreich berichtete: Er benutzte ab 1951 das erste tragbare «Nagra»-Aufnahmegerät der Genfer Firma Kudelski, ein Gerät, das er alle drei Minuten mit einer Kurbel aufziehen musste.
Das habe zwar die Interviewpartner manchmal irritiert, aber radiotechnisch war das Avantgarde. Staub erzählte einmal, er sei stolz gewesen, wenn seine französischen Kollegen ihn jeweils baten, «am schweizerischen Aufnahmegerät teilnehmen und an der Schweizer Kurbel drehen zu dürfen.»
Korrespondenten wie er schickten ihre Tonbänder damals häufig per Post, zusammen mit den Anweisungen, wie der Beitrag montiert werden sollte. Das übernahmen im Studio die Techniker, welche die Aufnahmen zerschnitten, neu zusammenklebten und am Schluss auf ein Masterband kopierten.
Aktuelle Berichte übermittelten die Journalisten über die normale Telefonleitung in die Senderegie: Sie lasen zunächst die Texte ein, danach überspielten sie die O-Töne.
Abschied von der analogen Zeit
Mitte der 1990er Jahre beginnt beim Schweizer Radio die digitale Wende. Die Aufnahme, Übermittlung und Bearbeitung von Tönen passiert heute ausschliesslich digital, und mit den modernen Apps kann sich eine Korrespondentin, ein Korrespondent von praktisch jeder Ecke der Welt mit dem SRF-Studio verbinden, in bester Tonqualität. Technik ist heute nicht mehr zum Anfassen, sondern in den Händen der IT.
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Bild 1 von 8. Arthur Welti und Albert Rösler 1945 am Tag der Einweihung in der neuen Senderegie. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 8. Im Radio Studio Bern: Ansagerin Susanne Enz während der Aufnahme im Ansage-Studio. Im Hintergrund sichtbar durch das Fenster, die Opératrice, Margrit Egger. Bildquelle: SRF/Noel Weber.
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Bild 3 von 8. Studiositzung zu viert. Bildquelle: Albert Winkler.
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Bild 4 von 8. Ab den 1950er Jahren dominieren in der Senderegie die grossen Bandmaschinen von Studer Revox das technische Geschehen. Bildquelle: SRF Archiv.
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Bild 5 von 8. Im Neubau Zürich: Die Senderegie im Jahr 1970. Bildquelle: SRF/André Melchior.
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Bild 6 von 8. Redaktionssitzung im Jahr 2019. Bildquelle: SRF/Oscar Alessio.
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Bild 7 von 8. Der Regieraum im Jahr 2025 im Studio Bern. Der Techniker am Sendepult hält die Fäden zusammen. Bildquelle: Lukas Schneider.
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Bild 8 von 8. «Echo»-Moderator Iwan Lieberherr im Einsatz. Bildquelle: Lukas Schneider.
Die moderne Technik hat die Werkzeuge und Arbeitsschritte einer Sendung wie das «Echo der Zeit» komplett verändert und beschleunigt. Der journalistische Anspruch und die Substanz der Sendung jedoch sind seit 80 Jahren die gleichen.