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Antwort auf SpaceX Die Frau, die Europas Raumfahrt umkrempeln will

Hélène Huby ist die Chefin eines der am schnellsten wachsenden Start-ups in der Raumfahrtindustrie. Ihr Team baut Raumkapseln. Das Ziel: Europa im Weltall unabhängiger machen.

Der Name ihres Start-ups «The Exploration Company» mag sperrig klingen. Doch CEO Hélène Huby hat glasklare Vorstellungen – und sie sind ehrgeizig: «Wir wollen die erste Raumkapsel für Europa bauen», sagt die studierte Mathematikerin und Ökonomin.

Dieses Raumschiff soll landen können und wiederverwendbar sein. Auch das ein Novum für Europa.

Wirklich günstiger als SpaceX?

Für ihr Projekt hat «The Exploration Company» (kurz TEC) einen ersten Zuschlag von der Europäischen Weltraumorganisation ESA erhalten. So ist Hubys Team nun voll beschäftigt mit dem Bau einer Raumkapsel namens Nyx.

Diese Frachtkapsel soll die Internationale Raumstation ISS mit Alltagsgütern versorgen. Die 47-jährige Französin peilt dafür rekordtiefe Preise an – tiefer sogar als jene des heute dominierenden Weltraum-Unternehmens SpaceX. Das sei machbar, behauptet die Französin, denn: «In Europa sind die Ingenieure günstiger als in den USA, und viel Technologie stellen wir selbst her.»

Zwei Frauen in Reinraumkleidung schauen sich einen Prototyp an.
Legende: Hélène Huby (links im Bild) will mit ihrem Unternehmen die erste Raumkapsel für Europa bauen. zVg

Bisher zumindest ist die Rechnung aufgegangen. Vor knapp vier Jahren verliess die ehemalige Managerin grosser Raumfahrtkonzerne wie Airbus und Ariane Group ihre gesicherte Position, um mit Arbeitskollegen in München und Bordeaux das Start-up TEC zu gründen.

Wir wollen alles schneller machen, als das in Europa heute der Fall ist.
Autor: Hélène Huby Raumfahrtunternehmerin

Warum der Sprung ins kalte Wasser? Um die europäische Raumfahrtindustrie international wettbewerbsfähig zu machen, erklärt sie. «Wir wollen alles schneller machen, als das in Europa heute der Fall ist.»

Das Start-up mit aktuell 250 Mitarbeitenden, auch in Italien und den USA, gilt als eines der am schnellsten Wachsenden der Branche weltweit. Und bei den Investoren haben Huby & Co. gemäss eigenen Angaben bis anhin die stolze Summe von 225 Millionen Euro Privatkapital eingesammelt.

Testflug ab Juni geplant

Bald haben sie Gelegenheit, ihr Können auch dort unter Beweis zu stellen, wo es langfristig zählt: im All. Das Team hat nämlich eine Testkapsel, halb so breit wie Nyx, bereits fertig zusammengebaut. Die soll irgendwann ab Juni mit einer Rakete von SpaceX in den Erdorbit fliegen – bis etwa auf die Höhe der ISS.

Dort sind drei Umrundungen der Erde geplant, danach muss die Testkapsel den heissen Ritt zurück durch die Atmosphäre überstehen und zuletzt mit einem Fallschirm im Ozean heil landen.

Konzeptbild: Raumstation dockt an ISS an.
Legende: Mit Nyx soll dereinst die Raumstation ISS mit Gütern versorgt werden. zVg

«Raumfahrt für alle»

Diese Testkapsel sei bereits voll gebucht, sagt Huby – nicht nur von zahlenden Kunden wie Tech-Firmen oder Raumfahrtagenturen, die in der Schwerelosigkeit etwa Schimmelsporen oder neue Messinstrumente testen. «Wir haben auch ein Experiment mit sieben Schulen aus verschiedenen Teilen der Welt an Bord.» Dies mit der Botschaft: «Raumfahrt ist für alle Menschen.»

«Mission Possible» heisst die Testmission. Unabhängig vom Ergebnis wollen Huby und ihr Team den Flug im Anschluss genau analysieren und daraus lernen. Ob sie ab 2028 dann tatsächlich die ISS mit Gütern versorgen werden, hängt aber auch davon ab, wie gut sie sich in der nächsten Runde des harten ESA-Wettbewerbs durchsetzen.

Weiterführende Informationen

Später auch mit Menschen an Bord und bis zum Mond

Die Ungewissheit lähmt die Managerin aber nicht. Sie denkt schon weiter, plant eine Nyx-Kapsel auch für Menschen sowie für Flüge bis zum Mond. Und – «ja, warum nicht?», lacht sie – vielleicht irgendwann mal auch Raketen.

Wissenschaftsmagazin, 17.5.2025, 12:40 Uhr

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