Darum geht es: Die Landekapsel «Kosmos 482» ist fast 500 kg schwer, kugelförmig und hat einen Durchmesser von rund einem Meter. Im Jahr 1972 wurde sie im Rahmen der sowjetischen «Venera» Missionen zur Venus geschickt. Wegen einer Raketen-Fehlfunktion konnte sie die Erdumlaufbahn aber nie verlassen und rast seitdem um die Erde. Anfangs in einer elliptischen Bahn, die aufgrund der Erdanziehung immer kreisförmiger und erdnaher wurde. So nah, dass sie nach 53 Jahren zurück auf die Erde stürzen wird.
So selten ist das: Weltraumschrott stürzt wöchentlich auf die Erde. Und der ist oft viel grösser und schwerer als die erwartete Kosmos 482. Zum Beispiel am 6. Mai 2025: da verglühten 2.5 Tonnen einer Sojus Rakete in der Atmosphäre. Alte Starlink-Satelliten treten derzeit alle paar Tage wieder in die Atmosphäre ein, kleinere Teile noch häufiger. Trotzdem ist Kosmos 482 besonderer Weltraumschrott.
Das Besondere: Die Raumkapsel sollte auf der Venus landen, also eine Landung auf unserem Nachbarplaneten überstehen. Deshalb ist sie mit einem starken Hitzeschild ausgestattet und soll auch extremen Druck standhalten. Es ist also möglich, dass Kosmos 482 den Absturz übersteht, beim Eintritt also nicht zerbricht und nicht in der Atmosphäre verglüht. Unklar ist allerdings, ob oder wie stark ihr die mehr als fünf Jahrzehnte im All zugesetzt haben.
Wann und wo passiert es: Stand Freitag, 9. Mai 2025, wird die Kapsel am 10. Mai um 8:26 Uhr wieder eintreten, plus minus 4.35 Stunden. Die ESA berechnet das Zeitfenster mehrmals täglich und publiziert dies in einem Blog. Sicher ist nur: Der Eintritt wird zwischen 52 Grad nördlich und südlich des Äquators stattfinden. Also irgendwo zwischen Berlin und Auckland. Die Erdoberfläche ist zu über 70 Prozent von Wasser bedeckt, die Chancen stehen also gut, dass die sowjetische Raumsonde im Meer landet.
Kein Grund zur Panik: Laut ESA ist die Chance von dem Objekt getroffen zu werden bei 1 zu 100 Milliarden. Viel wahrscheinlicher ist es, von einem Blitz getroffen zu werden. Durch die Atmosphäre wird die Kapsel stark gebremst. Sollte die Kapsel auf die Erde fallen, kann sie natürlich Schaden anrichten – an Häusern, Autos, Bäumen, aber es gibt keine Detonation.
Unsicherheiten bei Vorhersagen: Erdnahe Objekte im All – wie Kosmos 482 – werden mit Radar beobachtet. In Europa gibt es ausserdem Sensoren zur Meteoritenbeobachtung, die auch den Eintritt aufzeichnen könnten. Radar und Sensoren decken aber nicht den gesamten Himmel ab. Dazu kommt, dass über die Schicht zwischen 100 und 300 Kilometer Höhe wenig bekannt ist, denn dort ist es schwierig, Satelliten zu betreiben. Modelle für diesen Bereich sind also ungenau.
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Bild 1 von 2. Radaranlagen wie das TIRA in Wachtberg bei Bonn beobachten Objekte – wie Kosmos 482 – im All. Bildquelle: IMAGO/Manngold.
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Bild 2 von 2. Ein simulierter Einblick in das Weltraumbeobachtungsradar TIRA (Fotomontage). Bildquelle: Fraunhofer FHR.