Zum Inhalt springen

Header

Zur Übersicht von Play SRF Audio-Übersicht

Schauspielhaus und Neumarkt Neustart an Zürcher Theatern: Das bringt die kommende Spielzeit

Gleich zwei wichtige Theaterhäuser in Zürich haben ab dieser Spielzeit eine neue Leitung. Was ist von ihnen zu erwarten?

Vorhang auf am Schauspielhaus: Mit Raphael Sanchez und Pınar Karabulut wird die renommierteste und grösste Bühne in Zürich neu wieder von einem Intendanten-Duo geleitet. Sie führen beide Regie, stehen für einen Generationenwechsel und wollen das Ensemble wieder zum Herzen des Theaters machen. Dazu haben sie es auf mehr als 30 Schauspieler und Schauspielerinnen aufgestockt.

Raphael Sanchez, 1975, ist in Basel aufgewachsen, hat am Jungen Theater Basel seine ersten Erfahrungen am Theater gemacht und von 2008 bis 2013 das Zürcher Theater Neumarkt Co-geleitet.

Pınar Karabulut, Jahrgang 1987, hat sich einen Namen gemacht für Produktionen, in denen sie Klassiker so verspielt wie feministisch gegen den Strich liest. In der Schweiz etwa am Theater Basel, wo sie 2022 eine Adaption des Spielers von Dostojeweki auf die Bühne brachte.

Schweizer Stoff zum Auftakt

Zum Auftakt am Donnerstag inszeniert Raphael Sanchez den erfolgreichen Debüt-Roman «Blösch» des Schweizer Autors Beat Sterchi aus dem Jahr 1983: Die Geschichte eines spanischen Gastarbeiters, den es aufs Schweizer Land verschlägt.

Die Bühnenfassung des Romans hat der Schauspieler und Comedian Mike Müller geschrieben. Er wird ab der neuen Spielzeit auch Teil des Ensembles sein und spielt selbst in «Blösch» mit.

Pınar Karabulut stellt sich dem Publikum zwei Tage später mit einer bereits bestehenden Inszenierung vor: «Like Lovers do (Memoiren der Medusa)» von den Münchner Kammerspielen, mit dem sie 2022 ans Berliner Theatertreffen eingeladen wurde. Ihre erste für Zürich erarbeitete Theaterarbeit folgt Ende November.

Turbulente Jahre

Die Erwartungen an die neue Leitung sind hoch, hat das Schauspielhaus in den letzten Jahren doch turbulente Zeiten erlebt und viele Abos verloren.

Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg, die das Haus von 2019 bis 2024 leiteten, wagten zwar einen beachtlichen künstlerischen Aufbruch, gerieten aber vor allem gegen Ende ihrer Intendanz zum kulturpolitischen Spielball einer giftig geführten «Wokeness»-Debatte – und überwarfen sich dabei mit dem Verwaltungsrat, der ihren Vertrag nicht mehr verlängerte.

Für eine Zwischenspielzeit konnte der renommierte Intendant Ulrich Khuon gewonnen werden. Ihm ist es im letzten Jahr gelungen, die Wogen zu glätten und wieder mehr Publikum anzulocken

Neustart am Neumarkt

Auch am kleineren Theater Neumarkt im Zürcher Niederdorf kommt es zu einem Wechsel. Dort übernimmt der gebürtige Walliser Mathieu Bertholet.

Mann mit Schnurrbart in grauem Lederoutfit zwischen roten Vorhängen.
Legende: Mathieu Bertholet leitete in den vergangenen zehn Jahren das Théâtre du Poche und wird der erste Westschweizer sein, der das Theater Neumarkt leitet. Keystone/Michael Buholzer

Er will zeitgenössischen Autorinnen und Autoren von beiden Seiten des Röstigrabens eine wichtige Rolle im Programm geben. Auch er erweitert das Ensemble. Neu wird es 13 Schauspieler und Schauspielerinnen umfassen, darunter die bekannte Schauspielerin Rahel Braunschweig.

Die letzten vier Jahre hatten die Dramaturginnen Hayat Erdogan, Tine Milz und Julia Reichert das Theater Neumarkt geleitet, ihre Direktionsperiode lief im Sommer turnusgemäss aus.

Neben dem Programm wird es unter der neuen Leitung noch andere Neuerungen geben. Alle Inszenierungen der Saison werden in nur zwei Bühnenbildern gespielt und die Premieren finden neu – und in der Theaterwelt ungewohnt – jeweils an einem Montag statt.

Mathieu Bertholet selbst wird sich Mitte November mit seiner ersten Inszenierung dem Zürcher Publikum vorstellen, und zwar mit einem Stück über eine Frau, die Schweizer (Film-)Geschichte geschrieben hat: Gilberte de Courgenay.

So starten die Schweizer Stadttheater in die neue Spielzeit

Box aufklappen Box zuklappen

Hamlet: Der Klassiker aller Klassiker

Am Theater Basel spielt die Schauspielerin Gala Othero Winter den dänischen Prinzen, der den Mord an seinem Vater rächen soll. Das Ensemble ist viruos, die Inszenierung so dunkel wie unterhaltsam. Alles ist Spiel!

Das Stück der Stunde: Biedermann und die Brandstifter

1958 in Zürich uraufgeführt, gehört «Biedermann und die Brandstifter» von Max Frisch zu den meistgespielten Klassikern des Schweizer Theaters. In Luzern, Basel und Winterthur kommt die Parabel über Mitläufertum und politischer Naivität in den nächsten Wochen gleich in drei neuen Inszenierungen auf die Bühne.

Boss/y Helvetia

Ist Macht und Führung immer noch Männersache? Mit einem «feministischen Leaderabend» geben am Stadttheater Solothurn die Schauspielerinnen Fabienne Hadorn und Kathrin Veith darauf eine eindeutige Antwort.

Ein neues Theaterstück von Kim de l’Horizon

Für die Bühnen Bern hat Kim de l’Horizon den Märchenstoff um die kleine Meerjungfrau überschrieben. Das Stück heisst neu «Die kleinen Meerjungraun» und wird vom Trio ACE auf die Bühne gebracht.

Radio SRF 2 Kultur, Kulturplatz-Talk, 17.9.2025, 9:03 Uhr

Meistgelesene Artikel