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Iranische Schauspielerin 60 Filme in beinahe zehn Sprachen: Farahani erhält Ehrenleopard

«Das Kino ist mein Lebensgefährte», sagt Golshifteh Farahani. Die iranische Schauspielerin ist eine der starken Stimmen des Protests gegen das Regime im Iran. In Locarno wurde ihr nun ein Ehrenleopard verliehen.

Die 42-Jährige ist zum vierten Mal in Locarno und erinnert sich: «Als ich 2010 das erste Mal hier war, kurz nachdem ich den Iran verlassen hatte, war ich sehr jung und wie ein kleiner Vogel, der vom Baum gefallen war.» Nun widmet sie ihren Ehrenleoparden dem Piazza-Publikum und allen, «die in dieser dunklen, düsteren Welt immer noch an Kunst und Kultur glauben.»

Frau in rotem Kleid hält Mikrofon und Trophäe.
Legende: Die Schauspielerin Golshifteh Farahani gilt dem iranischen Mullah-Regime als Staatsfeindin. Am Locarno Film Festival ist sie mit einem Ehrenleoparden ausgezeichnet worden. Keystone/Jean-Christophe Bott

Nach Locarno mitgebracht hat sie den Body-Horror-Film «Alpha» von Julia Ducournau («Titane»), in dem ein tödliches Virus grassiert. Übertragen durch Blut und Injektionsnadeln, lässt es die Menschen allmählich versteinern. Panik breitet sich aus.

Trauma der Generationen

Mittendrin ist die grossartige Golshifteh Farahani als Ärztin Maman. Die Angst erreicht auch Mamans Familie: Ihre Tochter Alpha hat sich ein Tattoo stechen lassen. Ihr Bruder Amin ist heroinabhängig. Maman kümmert sich aufopferungsvoll um beide, traumatisiert durch Sorge, Kummer und Schmerz.

Dieses generationenübergreifende Trauma sei genau das, was sie mit der Hauptfigur des Films gemeinsam habe, sagt Golshifteh Farahani. Auch in ihrer Familie hat sich ein Drama ereignet: Ihre Grossmutter nahm sich das Leben. Doch auch die Situation im Iran belastete die Schauspielerin: Ihre Kindheit im Iran-Irak-Konflikt, das Leben als Frau in einem totalitären System – all das prägte sie.

Die Künstlerin Golshifteh Farahani

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Die iranische Schauspielerin Golshifteh Farahani wurde 1983 in Teheran geboren. Sie spielte in über 60 Filmen mit, von Hollywood-Blockbustern («Pirates of the Caribbean: Dead Men Tell No Tales»), über iranische Filme («About Elly») bis zu Arthouse-Filmen («Reading Lolita in Tehran»).

In der 2025er-Neu-Verfilmung von Wilhelm Tell spielt sie Tells Frau Suna.

Neben ihrer Schauspielkarriere ist Golshifteh Farahani auch als Musikerin tätig. 2022 spielte sie mit Coldplay in Buenos Aires den iranischen Protestsong «Barayé».

Nachdem sie mit Leonardo DiCaprio in Hollywood 2008 Ridley Scotts «Body of Lies» gedreht hatte, wurde sie vom iranischen Regime derart drangsaliert, dass sie nach Frankreich auswanderte.

Das Kino als treuer Gefährte

Heute lebt Farahani in Paris und ist regelmässiger Gast auf den grossen Filmfestivals. In Cannes feierte ihr Film «Alpha» dieses Jahr Weltpremiere. Gleichzeitig ist sie mit 17 Millionen Followern auf Instagram eine der meistgehörten iranischen Stimmen weltweit und wurde zum Symbol für die Frauenbewegung im Iran.

Drei Menschen halten sich an den Händen auf einem roten Teppich.
Legende: Auf dem roten Teppich: Golshifteh Farahani (links) zur Weltpremiere des Films «Alpha» von Julia Ducournau (Mitte) am Filmfestival von Cannes – zusammen mit Schauspielkollege Tahar Rahim. imago images/Starface

«Die Bewegung ‹Frau, Leben, Freiheit› war für uns, die wir ausserhalb des Irans leben, sehr schwierig auszuhalten», so Farahani. «Denn wenn man mitten im Geschehen ist, merkt man nicht, wie verletzt man ist. Und wenn man im Exil ankommt, wird man auf diese Verletzungen zurückgeworfen. Und muss sie alle heilen.»

Geholfen hat ihr das Filmemachen. Für sie sei das Kino ein treuer Lebensgefährte: «Er war immer bei mir, in allen Phasen meines Lebens. Seit ich 14 Jahre alt war im Iran, dann als ich weggegangen bin ins Exil und in den Momenten, in denen ich wie eine Kakerlake in Paris auf dem Boden lag – völlig zerstört.»

Das Kino sei immer da gewesen, wie ein treuer Freund. Das Kino ist für sie – das wird in Locarno klar – die Kraft, um die düstere Welt heller zu machen.

Sendehinweis

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Aktuell ist Golshifteh Farahani im Drama «Paterson» an der Seite von Adam Driver zu sehen – im Stream auf SRF Play.

SRF 1, Tagesschau, 6.8.2025, 19:30 Uhr

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