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Aus Twitter wird X Twitterst du noch oder ixt du schon?

Elon Musk hat den Kurznachrichtendienst Twitter überraschend in «X» umbenannt. Damit verschwindet der blaue Vogel aus dem Logo. Was bedeutet die Namensänderung für unseren Sprachgebrauch?

Werden wir künftig «ixen» statt twittern? Unwahrscheinlich. Im Gegensatz zu Twitter oder auch Google funktioniert der neue Name nicht als Verb. Viele Menschen werden vermutlich noch jahrelang von «Twitter», «Tweet» und «twittern» sprechen. Das zeigen auch andere Beispiele von Namensänderungen: Noch immer fällt zum Beispiel der Name «DRS», auch wenn das Unternehmen seit über zehn Jahren «SRF» heisst. Auch das «Natel» hat in der Schweiz als Bezeichnung für das Handy überlebt.

Gibt es Alternativen zum «ixen»? Aus der englischen Aussprache «ex» liesse sich noch das Verb «exen» ableiten – nur gibt es das im Deutschen schon: wenn man ein Glas hinunterkippt, ohne es abzusetzen. Im Schweizerdeutschen wären auch die Formen «ixle» oder «exle» denkbar, analog zu «smsle». Welcher Begriff in einigen Jahren «twittern» ablösen wird, lässt sich jedoch nicht mit Sicherheit vorhersagen. Dafür entwickelt sich die Sprache zu spontan und zu demokratisch.

Warum halten wir meist lange an alten Ausdrücken fest? Weil wir sie verinnerlicht haben. Solange wir einander verstehen, gibt es wenig Druck, sie zu ändern. Manchmal machen inhaltlich überholte Bezeichnungen auch einen Bedeutungswandel durch – das Natel etwa. Das ist nichts weiter eine Abkürzung für «Nationales Autotelefon», ein Mobilfunk-Dienst, den es so schon lange nicht mehr gibt. Trotzdem hat das Natel als Bezeichnung für «Handy» überlebt. Beim Telefonieren sprechen wir auch immer noch von «abnehmen» und «auflegen» oder «aufhängen», obwohl physische Hörer längst nicht mehr benutzt werden.

Nachansicht eine grossen «X» auf einem Gebäudedach mit leicht roter Beleuchtung.
Legende: Auf dem dem Dach des Twitter-Hauptquartiers in San Francisco prangt bereits ein grosses «X». In den Köpfen der Menschen wird der Name nicht so schnell ankommen. KeystoneAP Photo/Noah Berge

Gibt es erfolgreiche Namensänderungen? Anfang der 1990er-Jahre wurde der bekannte Schokoriegel «Raider» in «Twix» umbenannt. Viele Leute sagten zwar lange noch Raider, aber mit der Zeit ist der neue Name in die Alltagssprache übergegangen. Inzwischen sagen fast alle «Twix». Wie lange so etwas dauert, hängt unter anderem davon ab, wie etabliert und beliebt der alte Name ist und wie attraktiv der neue. Die ersten, die den neuen Namen verwenden, sind in der Regel junge Menschen, die mit dem neuen Namen aufwachsen und den alten Namen gar nicht mehr kennen.

Das Rebranding von Orange zu Salt

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Ein erfolgreiches Rebranding ist die Umbenennung des Mobilfunkanbieters Orange zu Salt. Dazu sagt Marketingexperte Gordon Nemitz: «Telekom-Provider sind relativ emotionslose Marken – niemand hat eine emotionale Bindung zu seinem Provider. Deshalb war dort die emotionale Basis völlig anders als im Fall von Twitter. Zudem wurde das Rebranding von Orange zu Salt sehr organisiert und orchestriert gemacht – mit einer grossen, begleitenden Kampagne. Ausserdem hat man am angebotenen Produkt nur wenig verändert. Das hat den Erfolg wohl möglich gemacht.»

Wird sich «X» langfristig durchsetzen? Der neue Name wird sich mit der Zeit durchsetzen. Schwieriger als mit dem Markennamen selbst wird es mit den davon abgeleiteten Wörtern wie «Tweet» oder «twittern». Elon Musk kann keinen neuen Sprachgebrauch erzwingen – die Leute werden noch jahrelang von «twittern» sprechen, wenn jemand etwas auf «X» postet.

Eine Einschätzung von SRF-Mundartredaktor und Linguist André Perler.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 31.07.2023, 17:10 Uhr ; 

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