Zum Inhalt springen

Aus Twitter wird X Umbenennung von Twitter offenbar spontan erfolgt

Elon Musk hat den Kurznachrichtendienst Twitter in X umbenannt – der kleine blaue Vogel hat ausgezwitschert. Grund für diese Änderung seien die grossen Pläne, die er für die Plattform habe, sagt Musk. Der Marketingexperte Gordon Nemitz zeigt sich skeptisch, ob die Marke X ebenso gut funktionieren wird wie Twitter.

Gordon Nemitz

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Gordon Nemitz ist Geschäftsführer Strategie bei Thjnk , einer Schweizer Agentur für Marketingstrategie und Kommunikation.

SRF News: Was will Twitter-Besitzer Elon Musk mit der Markenänderung erreichen?

Gordon Nemitz: Offenbar will Elon Musk, indem er aus Twitter X macht, seinen Stempel aufdrücken. Dieses Rebranding ist quasi der letzte Schritt eines längeren Prozesses, an dem er seit der Übernahme von Twitter gearbeitet hat.

Twitter und Tweets sind inzwischen feste Bestandteile unseres Sprachgebrauchs – wie sinnvoll ist da die Umbenennung in X?

Musk ist ein sehr egoistisch getriebener Mensch – und er hat eine Agenda: Er hat Twitter gekauft als Grundlage für ein soziales Netzwerk nach seinen Vorstellungen. Für seine Ziele ist die Umbenennung daher wohl sinnvoll. Für die Userinnen und User ist das Ganze etwas fraglich, schliesslich haben sie inzwischen eine emotionale Bindung zu Twitter.

Elon Musk wird neue Features einführen, die Twitter vorher nicht hatte.

Musk will eine neue Marke aufbauen – wird das funktionieren?

Es besteht die Gefahr, dass er den bisherigen Usern viel wegnimmt: Twitter steht für Freiheit des Ausdrucks, das Netzwerk hat eine grosse Community, es ist ein Instrument für Freiheit. Das neue Produkt X wird sich daran messen lassen müssen. Da stellt sich die Frage, ob die Userinnen Plattform bleiben werden, wenn ihnen essenzielle Elemente genommen werden. Andererseits wird Musk neue Features einführen, die Twitter vorher nicht hatte.

Aus Orange wurde erfolgreich Salt

Box aufklappen Box zuklappen

Ein erfolgreiches Rebranding ist die Umbenennung des Mobilfunkanbieters Orange zu Salt. Dazu sagt Gordon Nemitz: «Telekom-Provider sind relativ emotionslose Marken – niemand hat eine emotionale Bindung zu seinem Provider. Deshalb war dort die emotionale Basis völlig anders als im Fall von Twitter. Zudem wurde das Rebranding von Orange zu Salt sehr organisiert und orchestriert gemacht – mit einer grossen, begleitenden Kampagne. Ausserdem hat man am angebotenen Produkt nur wenig verändert. Das hat den Erfolg wohl möglich gemacht.»

Bei Twitter erscheint jetzt in manchen Versionen bereits das X als Logo, andernorts ist immer noch der blaue Vogel zu sehen. Wurde das Rebranding also wenig durchdacht umgesetzt?

Musk zeichnet sich schon immer durch seine Spontaneität aus. Auch dieser Schritt bei Twitter fühlt sich sehr spontan an. Es scheint, dass das Ganze nicht komplett durchdacht und orchestriert ist.

Bei Musk ist es oft so, dass das, was er gestern gesagt hat, morgen nicht mehr bedeutsam ist.

Es wird spannend zu sehen sein, ob der Vogel im Logo nicht doch noch eine Rolle spielen wird in Zukunft – auch wenn Musk sagt, wir sollten uns von dem Vogel verabschieden. Doch bei Musk ist es ja oft so, dass das, was er gestern gesagt hat, schon morgen nicht mehr so bedeutsam ist.

Werden wir künftig statt «twittern» «ixen» sagen?

Nur wenige Marken schaffen es, Eintritt in den Sprachgebrauch zu erhalten. Google oder Twitter haben das geschafft. Beides sind neu kreierte Worte, die es vorher nicht gab. Ausserdem funktionieren sie sowohl als Substantiv als auch als Verb. Das sehe ich bei X weniger: Einerseits wird es von vielen Marken bereits benutzt – X-Box oder etwa SportXX in der Schweiz. X hat also keine Exklusivität. Und andererseits wird es wohl schwierig werden, alles zu ixen.

Das Gespräch führte Zoë Geissler.

SRF 4 News, 26.7.2023, 06:55 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel