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Berset als Kulturminister «Er wollte die Kultur für möglichst alle zugänglich machen»

Bundesrat Alain Berset gibt sein Amt auf Ende Jahr auf – nach 12 Jahren als Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Inneren. Als solcher war Berset auch Kulturminister, was bei öffentlichen Auftritten oft augenfällig war: Er zeigte sich regelmässig etwa am Filmfestival von Locarno oder in Solothurn an den Literaturtagen und den Filmtagen. Alain Berset könne repräsentieren und öffentlich für die Kultur ein gutes Wort einlegen, hat SRF-Gesellschaftsredaktor Raphael Zehnder über die letzten Jahre beobachtet.

Raphael Zehnder

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Raphael Zehnder (geb. 1963) ist seit 2002 Produzent und Redaktor bei Radio SRF 2 Kultur, wo er sich mit kulturellen und gesellschaftlichen Themen u.a. für die Radiosendungen Kontext und Kultur kompakt auseinandersetzt.

SRF: Was hat Alain Berset für die Kultur geleistet?

Raphael Zehnder: In seine Amtszeit fällt die Umsetzung des Kulturförderungsgesetzes, das am 1. Januar 2012 in Kraft getreten ist – also zur selben Zeit, als er die Arbeit als Bundesrat aufgenommen hat. Das Kulturförderungsgesetz konkretisiert den Kulturartikel der Bundesverfassung und grenzt die Zuständigkeiten des Bundes gegenüber den Kantonen und Gemeinden ab.

Das klingt reichlich administrativ ...

Wichtig ist dabei vor allem, dass unter Alain Berset das Instrument der sogenannten «Kulturbotschaft» umgesetzt und inhaltlich entwickelt wurde. Das ist eine Art Vierjahresplan, der die Kulturförderungsstrategie des Bundes und den Einsatz der Finanzen festlegt. 2012 gab es erstmals eine solche Kulturbotschaft, allerdings noch nicht unter seiner Ägide ausgearbeitet.

War bei den späteren Kulturbotschaften eine Handschrift von Alain Berset erkennbar?

Das ist schwierig zu sagen. Federführend ist jeweils das Bundesamt für Kultur: Wer da genau welche Idee einbringt, lässt sich kaum eruieren. Doch eine sozialdemokratische Handschrift erkennt man schon.

In welchen Punkten?

Etwa im Konzept der «kulturellen Teilhabe», also dem Ziel, dass Kultur für möglichst alle Menschen zugänglich sein soll. Oder auch, wie in der Kulturbotschaft 2025-28 (derzeit in Vernehmlassung), dass der Bund die soziale Sicherheit der Kulturschaffenden und ihre oft prekäre Einkommenssituation stärker im Auge behalten soll.

Ein wichtiger Ansatz – gibt es noch andere Anzeichen seiner Handschrift?

Ein weiteres Anliegen aus der neuesten Kulturbotschaft: Alain Berset will die Kultur nachhaltiger machen, also zum Beispiel die Filmproduktion ressourcen-schonender ausrichten.

Wichtig ist auch – das steht seit 2016 in der Kulturbotschaft – das Ziel des «Kulturellen Zusammenhalts». Damit ist gemeint, dass Kultur als Ort der Diskussion und des Austauschs zum Zusammenhalt des Landes und der Gesellschaft beitragen soll: Sprachregionen, unterschiedliche Bevölkerungsschichten, Stadt und Land. Explizit sind solche Themen unter Alain Berset auf die Traktandenliste gekommen.

Das Gespräch führte Annina Salis.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualtität, 21.06.2023, 17:10 Uhr. ; 

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