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SRF-Bestenliste Die besten Bücher im November 2025

Er ist ein Meister der schlichten Sprache – und fesselt die Leserschaft mit psychologischer Tiefe. Im November steht Peter Stamm ganz oben auf der SRF-Bestenliste. Hier die im November von der Jury gekürten Lese-Highlights im Countdown.

5. Martina Clavadetscher: «Die Schrecken der anderen» (17 Punkte)

Buchcover mit Katze und Huhn, Titel 'Die Schrecken der Anderen' in pink.
Legende: Martina Clavadetscher: «Die Schrecken der anderen». 333 Seiten. C.H. Beck, 2025. C.H. Beck/SRF

Der Roman beginnt wie eine Kriminalgeschichte: Im zugefrorenen «Ödwilersee» wird eine Leiche gefunden. Doch Martina Clavadetscher belässt es nicht bei einem einzigen Handlungsstrang. Es gibt mehrere, und so geht es beispielsweise auch um den Verein der «Herren mit Zylinder», der einen gesellschaftlichen Umsturz plant. Clavadetscher mischt historische Fakten mit Fiktion und holt unliebsame Erinnerungen an die Schweiz während der Zeit des Nationalsozialismus hervor.

Martina Clavadetscher erzählt nicht nur Geschichten, sondern auch Geschichte – und das mit einem Personal, das alles andere als blutleer ist und auf verschiedenen Ebenen Spannungen erzeugt. All das geschrieben in einer Sprache, die dem Roman einen unverwechselbaren Soundtrack verleiht.
Autor: Martin Walker Festivalleiter «Zürich liest»

4. Jehona Kicaj: «ë» (22 Punkte)

Buchcover mit grossem schwarzen Buchstaben E.
Legende: Jehona Kicaj: «ë». 176 Seiten. Wallstein, 2025. Wallstein/SRF

«ë» von Jehona Kicaj erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die als Kind geflüchteter Eltern aus dem Kosovo in Deutschland aufwächst. Die Erzählerin leidet unter Bruxismus – nächtlichem Zähneknirschen – und besucht regelmässig ihren Zahnarzt. Die körperlichen Symptome werden zum Ausgangspunkt einer tiefen Reflexion über Sprachverlust, Migration und die Nachwirkungen des Kosovokriegs.

Jehona Kicaj erzählt in diesem schmalen Buch in unglaublich präzisen und starken Bildern von Krieg, Identität und Trauma, von Sprache und Sprachlosigkeit – und vom Zähneknirschen. Für mich ein literarisches Kunstwerk, das berührt und dem ich sehr viele Leser wünsche.
Autor: Regula Stucki Mediothekarin Berufsfachschule Winterthur

3. Ian McEwan: «Was wir wissen können» (26 Punkte)

Buchcover von 'Was wir wissen können' von Ian McEwan.
Legende: Ian McEwan: «Was wir wissen können». Aus dem Englischen von Bernhard Robben. 480 Seiten. Diogenes, 2025. Diogenes/SRF

Ian McEwan ist 77 Jahre alt, und seine Erzähllust ist ungebrochen. Auch mit seinem neuen Roman legt er ein komplexes, tiefgründiges und nicht zuletzt spannendes Werk vor. «Was wir wissen können» ist eine Dystopie, die im 22. Jahrhundert spielt: Nach Tsunamis, Kriegen, Krankheiten und Hungersnöten hat sich die Weltbevölkerung auf knapp vier Milliarden Menschen dezimiert. Ein Literaturwissenschaftler begibt sich auf die Suche nach einem verschollenen Gedicht. Einem Gedicht aus unserer heutigen Zeit.

Ian McEwan ruft uns mit diesem Buch in Erinnerung, dass wir den Menschen der Zukunft auch eine Zukunft schulden.
Autor: Katja Schönherr SRF-Literaturredaktorin

2. Dorothee Elmiger: «Die Holländerinnen» (32 Punkte)

Buchcover von 'Die Holländerinnen' mit dunklem Waldmotiv.
Legende: Dorothee Elmiger: «Die Holländerinnen». 160 Seiten. Carl Hanser, 2025. Carl Hanser/SRF

Dorothee Elmiger hat sich einen Kriminalfall vorgenommen, und zwar einen, der sich tatsächlich zugetragen hat: 2014 sind zwei niederländische Touristinnen im Urwald Panamas verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Elmiger nun lässt eine Theatergruppe in den Urwald reisen, um den Fall zu rekonstruieren. Vollständig in der indirekten Rede verfasst und mit einer Vielzahl an Erzählebenen, wird dieser Roman selbst zum Sprachdschungel. Und überall lauert das Grauen.

Dicht und doch leichtfüssig erzählt und inszeniert Dorothee Elmigers Roman – und führt dabei das Erzählen und das Inszenieren vor.
Autor: Florian Bissig Freier Kulturjournalist und Übersetzer

1. Peter Stamm: «Auf ganz dünnem Eis» (38 Punkte)

Buchcover von 'Auf ganz dünnem Eis' von Peter Stamm.
Legende: Peter Stamm: «Auf ganz dünnem Eis». 192 Seiten. S. Fischer, 2025. S. Fischer/SRF

Peter Stamms Erzählband «Auf ganz dünnem Eis» ist ein literarisches Mosaik über das fragile Gleichgewicht des Lebens. Da gibt es zum Beispiel eine Schauspielerin, deren Leben zunehmend mit ihrer Rolle verschmilzt – oder einen jungen Mann, der im Keller seiner Eltern eine Mission auf den Mars simuliert. Die neun Geschichten sind verbunden durch ihre leise Dramatik, ihre existenzielle Tiefe und die Frage: Was passiert, wenn das Leben ins Rutschen gerät – und man trotzdem weitergeht?

Peter Stamm wird immer besser! Wie er mal satirisch, mal mit hinreissender Empathie von verdrängten oder bewältigten Schuldgefühlen erzählt, weist weit über die Schweizer Landesgrenzen hinaus: Erfindungsreich und literarisch vertrackt.
Autor: Hansruedi Kugler Literaturredaktor CH Media

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An der Erstellung der Bestenliste für November 2025 waren 35 Jurymitglieder beteiligt, die insgesamt 537 Punkte vergeben haben.

So entsteht die SRF-Bestenliste

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Die SRF-Bestenliste wird jeden Monat von einer Fachjury bestimmt. Zur Jury gehören 50 Buchkritikerinnen, Bibliothekare, Buchhändlerinnen, Literaturwissenschaftler und Vertreterinnen von literarischen Institutionen.

Jedes Jurymitglied darf jeweils bis zu vier Titel, deren Veröffentlichung nicht länger als sechs Monate zurückliegt, für die SRF-Bestenliste nominieren. Die Punktewertung funktioniert wie folgt:

  • 1. Platz: 7 Punkte
  • 2. Platz: 5 Punkte
  • 3. Platz: 3 Punkte
  • 4. Platz: 1 Punkt

Die vergebenen Punkte werden addiert und ergeben die jeweilige Reihung. Jedem Jurymitglied steht es frei, weniger (oder auch gar keinen) Titel zu nominieren. Sobald ein Titel drei Mal auf der SRF-Bestenliste vorgekommen ist, wird er gesperrt, um einen gewissen Titelumlauf zu gewährleisten.

Im Sinne einer grösstmöglichen Transparenz, Objektivität und Unparteilichkeit im Abstimmungsverfahren dürfen keine Bücher nominiert werden, deren Autor:in Mitglied der Jury ist.

Die Jurymitglieder von A bis Z

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Nachrichten, 29.10.2025, 7:00 Uhr ; 

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