Die Zahl der Auszeichnungen ist enorm: 94 Kategorien gibt es bei den Grammy Awards dieses Jahr. Logisch, dass sich die Show sonntagnachts auf die Hauptkategorien beschränkt. Doch jeweils vor der Show kommen Nebenkategorien zum Zug. Davon gibt es dieses Jahr gleich drei Neue.
Mehr Anerkennung für afrikanische Musik
Eine der neuen Kategorien heisst «Best African Performance» . Hier werden Stücke ausgezeichnet, die «die einzigartigen und vielfältigen Ausdrucksformen des afrikanischen Kontinents verwenden», wie die Recording Academy schreibt. Hineingeworfen wird da alles von Afrobeat über Genge bis zu ghanaischer Drill Musik. Angesichts des Afrobeat-Booms der letzten Jahre ist diese Kategorie längst überfällig.
Die Dominanz der USA auf dem globalen Musikmarkt wird zunehmend durch Länder wie Südkorea, Nigeria und Puerto Rico herausgefordert. Diese Länder bringen aber genauso internationale Stars hervor, die sich gerade nicht in eine exotisierende Kategorie wie «Global Music» pressen lassen.
Dasein neben Dauerabos
Das Verfahren ist simpel: Die Recording Academy erhält im Laufe des Jahres Vorschläge aus der Musik-Community. Ein Komitee entscheidet daraufhin, wie die Kategorien aktualisiert werden müssen, um der Musiklandschaft gerecht zu werden.
Bisher gab es immer wieder Kritik, dass sich Stars wie Beyoncé, Rihanna und Co. in den bestehenden Dance- und Pop-Kategorien allzu breit machen. Nun schafft die neue Kategorie «Best Pop Dance Recording» Platz – etwa für den Australier Troye Sivan, der mit seinem Eurodance-Song «Rush» erstmals nominiert ist.
Platz für Hybrides
Durch neue Kategorien finden auch alte Grammy-Hasen eine bessere Genre-Heimat, etwa die US-amerikanische Musikerin Meshell Ndegeocello. In ihrer Musik verbindet sie Jazz mit Funk, Soul, Reggae und Hip-Hop.
2021 gewann sie den Grammy in der Kategorie «Best R&B Song» – dieses Jahr ist sie eine der Nominierten in der neuen Kategorie «Alternative Jazz» . Diese wurde genau für Künstlerinnen wie sie geschaffen: jene, die Jazz durch andere Genres erweitern. Und von solchen «hybriden» Artists gibt es immer mehr.
Immer mehr Kategorien – macht das Sinn?
Historisch gesehen wurden die Kategorien kontinuierlich vielfältiger. Bei der ersten Verleihung 1959 waren es nur 28 Kategorien, im Jahr 2011 ganze 109. Damit war ein Peak erreicht – und die Recording Academy trat auf die Bremse und reduzierte.
Die Musikbranche ist sich uneinig, ob stetes Kategorien-Wachstum sinnvoll ist: Die «weniger ist mehr»-Fraktion befürchtet, der Wert der Awards würde durch zu viele Kategorien verwässern. Die anderen finden, dass auch die Grammys abbilden müssen, wenn sich die Musiklandschaft in immer mehr Genres und Ausdrucksformen verästelt.
Eins ist aber klar: Eine Einführung von neuen Kategorien hat mehr als nur Symbolwert. Sie sind entscheidend für die Repräsentation von Musikschaffenden. Sollten die Grammys aber einen Anspruch an eine musikalische Horizonterweiterung und einen wirklich globalen Blick wollen , dann müssten auch die Kategorien nochmal ganz neu gedacht werden.