Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

Grammy beeinflusst Musik Grammy sorgt für Kreativitätsschub

Seit 1959 vergibt die Recording Academy die Grammys, aktuell in 91 Kategorien. Nun haben Forschende herausgefunden, dass der Preis auch direkten Einfluss hat auf die Musik der Involvierten.

Die Grammys gelten als Rolls-Royce unter den Musikpreisen. Wer die goldene Grammophon-Statue in Empfang nehmen kann, darf mit weltweiter Aufmerksamkeit und steigenden Verkaufszahlen rechnen. Ausserdem macht ein Grammy kreativer und experimentierfreudiger. Das zeigt eine Studie von Giacomo Negro, Balázs Kovács und Glenn Carroll, drei Professoren der Verhaltenswissenschaft.

Rückenwind für Gewinner

Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler über 1000 Grammy-Nominationen zwischen 1959 und 2018. Die Auswertung zeigt, dass Grammys einen grösseren Einfluss auf das musikalische Schaffen haben, als man vermuten würde.

Salopp formuliert: Wer einen Grammy gewinnt, wird kreativer. Denn nach einem Gewinn weichen Künstler und Künstlerinnen stilistisch von ihren früheren Arbeiten ab. Und unterscheiden sich auch stärker von anderen Musikschaffenden ihres Genres. Die Vermutung liegt nahe, dass eine Grammy-Auszeichnung das Selbstvertrauen in den eigenen kreativen Weg stärkt.

Christina Aguilera am Singen, links und rechts zwei Tänzer
Legende: Christina Aguilera 2000 bekam Christina Aguilera den Grammy als beste Newcomerin. Danach veränderte sich ihre Musik weg von Teen-Dance-Pop hin zu flamencoinspiriertem R & B. REUTERS/Phil McCarten

Grammys machen stark

Die Studie zeigt zudem, dass sich der Gewinn eines Grammys auch auf die Beziehung der Preisträger zu ihrem Geschäftsumfeld auswirkt. Immer wieder gibt es Fälle, in denen Musikschaffende sich darüber beschweren, dass Plattenfirmen ihre künstlerische Freiheit einschränken, um kommerziell erfolgreiche Musik zu produzieren. Ein Grammy kann auch die eigene künstlerische Position stärken im Kampf mit Plattenfirmen.

Nomination macht konventioneller

Wer einen Grammy gewinnt, bekommt kreativen Rückenwind und wird musikalisch mutiger. Ganz anders diejenigen Musikschaffenden, die nominiert sind, aber nicht gewinnen. Ihre Musik entwickelt sich in eine konventionelle Richtung. Die Forscher vermuten dafür zwei Gründe. Weil die Musik nicht zur erhofften Auszeichnung geführt habe, würden Nominierte ihren Stil in eine Richtung lenken, von dem sie sich künftig höhere Erfolgschancen erhoffen. Zum anderen werde die Nichtauszeichnung als Reaktion auf das eigene musikalische Abweichen von Konventionen interpretiert. Die Folge ist in beiden Fällen die gleiche: weniger Risikobereitschaft und weniger Experimentierfreude.

Die Nominierten in den wichtigsten Grammy-Kategorien 2024

Box aufklappen Box zuklappen

Album of the Year

  • Boygenius – The Record
  • Janelle Monáe – The Age of Pleasure
  • Jon Batiste – World Music Radio
  • Lana Del Rey – Did You Know That There’s a Tunnel Under Ocean Blvd
  • Miley Cyrus – Endless Summer Vacation
  • Olivia Rodrigo – Guts
  • SZA – SOS
  • Taylor Swift – Midnights

Song of the Year

  • Billie Eilish – What Was I Made For?
  • Dua Lipa – Dance the Night
  • Jon Batiste – Butterfly
  • Lana Del Rey – A&W
  • Miley Cyrus – Flowers
  • Olivia Rodrigo – Vampire
  • SZA – Kill Bill
  • Taylor Swift – Anti-Hero

Record of the Year

  • Billie Eilish – What Was I Made For?
  • Boygenius – Not Strong Enough
  • Jon Batiste – Worship
  • Miley Cyrus – Flowers
  • Olivia Rodrigo – Vampire
  • SZA – Kill Bill
  • Taylor Swift – Anti-Hero
  • Victoria Monét – On My Mama

Best Pop Dance Recording

  • Bebe Rexha & David Guetta – One in a Million
  • Calvin Harris Featuring Ellie Goulding – Miracle
  • David Guetta, Anne-Marie & Coi Leray – Baby Don’t Hurt Me
  • Kylie Minogue – Padam Padam
  • Troye Sivan – Rush

Best Pop Duo/Group Performance

  • Labrinth Featuring Billie Eilish – Never Felt So Alone
  • Lana Del Rey Featuring Jon Batiste – Candy Necklace
  • Miley Cyrus Featuring Brandi Carlile – Thousand Miles
  • SZA Featuring Phoebe Bridgers – Ghost in the Machine
  • Taylor Swift Featuring Ice Spice – Karma

Best Pop Solo Performance

  • Billie Eilish – What Was I Made For?
  • Doja Cat – Paint the Town Red
  • Miley Cyrus – Flowers
  • Olivia Rodrigo – Vampire
  • Taylor Swift – Anti-Hero

Best Rock Album

  • Foo Fighters – But Here We Are
  • Greta Van Fleet – Starcatcher
  • Metallica – 72 Seasons
  • Paramore – This Is Why
  • Queens of the Stone Age – In Times New Roman…

    Am 4. Februar 2024 wird entschieden, wer gewinnt.

Auswirkung auf Musikindustrie

Dass Grammy-Gewinnerinnen und Nominierte so unterschiedlich reagieren, hat auch Auswirkungen auf die Musikindustrie im Allgemeinen und auf die Musik, die wir hören. Bei einer Grammy-Verleihung gibt es immer mehr Nominierte als Gewinnerinnen. Das heisst, dass nach der Verleihung auch mehr Musikschaffende Richtung Konformität steuern. Entsprechend stellt sich die Frage, ob es nicht besser wäre, wenn die Liste der Nominierten gar nicht erst veröffentlicht würde, sondern nur die Namen der Gewinnerinnen.

Allerdings hätte dieses System für die Künstlerinnen und Künstler auch einen Nachteil: Wer öffentlich für einen Grammy nominiert wird, profitiert kommerziell.  Denn nach einer Nomination rückt ein Album im Schnitt ganze 22 Positionen nach oben in den Billboard-Charts.

SRF3, 10.11.23, 18:10 Uhr ;

Meistgelesene Artikel