Zum Inhalt springen

SRG-Abstimmungsumfrage Wachsende Zustimmung zur Finanzierung der Frontex

  • 69 Prozent der Teilnehmenden sagen in der zweiten SRG-Umfrage Ja zur Finanzierung der EU-Grenz- und Küstenwache Frontex.
  • Das sind sechs Prozentpunkte mehr als noch in der ersten Umfrage.
  • Auch die Jungen befürworten jetzt das Gesetz: 54 Prozent (+ 10 Prozentpunkte) der 18- bis 39-Jährigen sagen Ja zur Aufstockung der Unterstützung der Frontex.

Die Vorlage zur Finanzierung der EU-Grenz- und Küstenwache Frontex geniesst weiterhin breite Zustimmung. Das zeigt die 2. SRG-Umfrage, welche GFS Bern im Auftrag der SRG durchgeführt hat. Hätte die Abstimmung in der letzten Aprilwoche stattgefunden, hätten die Stimmberechtigten die Vorlage deutlich angenommen: 45 Prozent der Befragten hätten bestimmt dafür gestimmt, 24 Prozent wären eher dafür gewesen. Damit ist die Gesamtzustimmung seit der ersten SRG-Umfrage Mitte März um insgesamt sechs Prozentpunkte gestiegen.

Vor allem Sympathisanten der SVP sind jetzt deutlich für die Vorlage. Lukas Golder von GFS Bern: «Für die Entwicklung der letzten Wochen war die Ja-Parole der SVP recht entscheidend. Denn die grössten Veränderungen haben bei der SVP stattgefunden, die jetzt klar für die Frontex-Finanzierung stimmen will». Zeigten sich die Sympathisanten der SVP in der ersten Umfrage noch gespalten, sind sie nun im Verhältnis 2:1 für die Frontex-Finanzierung. Im gleichen Verhältnis haben die SVP-Delegierten Anfang April für die Ja-Parole gestimmt.

Damit dürfte die SVP nicht nur die eigenen Sympathisanten, sondern auch die regierungskritischen Stimmberechtigten im Allgemeinen stärker auf die Ja-Seite gezogen haben. «Somit kann der Zangengriff gegen dieses Gesetz nicht funktionieren – das Referendum kam ja von links.»

Im Gegensatz zur SVP haben bei den Linken die Nein-Parolen offenbar nicht dieselbe Wirkung entfaltet. Der Ja-Anteil bei SP und den Grünen bleibt beinahe stabil. Damit ist im linken Lager weiterhin ein gewisser Konflikt zwischen der Parteielite und der Basis vorhanden. Golder: «Denn selbst in linken Kreisen haben viele den Eindruck, dass mehr Ressourcen und Geld helfen könnten, die Missstände bei Frontex zu beheben.». Bei GLP, Mitte und FDP verstärkte sich das Ja von der ersten zur zweiten Umfrage hingegen recht deutlich.

Auch die Jungen sind jetzt dafür

Ein deutlicher Trend hin zu einem Ja gibt es auch bei den Jungen. Auch sie wollen jetzt die EU-Grenz- und Küstenwache mehrheitlich mit 61 statt wie bisher 14 Millionen Franken jährlich unterstützen. So hatte es das Parlament letzten Herbst mit knappem Mehr beschlossen. Das linke Aktivistennetzwerk Migrant Solidarity Network hat in der Folge das Referendum ergriffen.

Die Verhältnisse in der 2. SRG-Umfrage sind also deutlich: Die Vorlage zur Frontex-Finanzierung findet in allen untersuchten Gruppen Zustimmung. Auch der Rücktritt des Chefs der Frontex Fabrice Leggeri Ende letzter Woche dürfte kaum mehr einen Einfluss haben. Golder: «Dafür ist die Umfrage nach meinem Verständnis zu klar.» Zudem sieht er die Möglichkeit, dass der Rücktritt eher als Bestätigung aufgefasst werde, dass die Frontex gewillt sei, mit Missständen aufzuräumen.

Datenerhebung und Stichprobengrösse

Box aufklappen Box zuklappen

Die Umfrage ist im Auftrag der SRG SSR vom Forschungsinstitut GFS Bern zwischen dem 20. und 27. April 2022 durchgeführt worden. Der mittlere Befragungstag war der 24. April 2022. Insgesamt wurden die Antworten von 6315 Stimmberechtigten für die Auswertung berücksichtigt.

Telefonisch befragt wurden 1205 stimmberechtigte Personen mit Wohnsitz in der Schweiz. Die Interviews wurden per Festnetz und Handy durchgeführt.

Diese Stichprobe ist sprachregional gewichtet und repräsentativ für die Schweizer Stimmberechtigten. Der statistische Fehler beträgt ± 2.8 Prozentpunkte. Bei 1205 Befragten und einem Ergebnis von 50 Prozent liegt der effektive Wert mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen 47.2 und 52.8 Prozent. Dabei sind kleinere Abweichungen wahrscheinlicher, grössere unwahrscheinlicher.

Online-Befragung

Zusätzlich wurden mehrere Tausend Personen online befragt. Nach der Bereinigung und Kontrolle der Daten konnten die Angaben von 5110 Stimmberechtigten für die Auswertung verwendet werden. Die Online-Befragung wurde über die Webportale der SRG-Medien realisiert als sogenanntes Opt-in (Mitmachbefragung).

Diese Online-Stichprobenzusammenstellung erfolgte nicht zufällig und die resultierende Stichprobe ist nicht repräsentativ. Es haben beispielsweise weniger ältere Personen als jüngere an der Online-Umfrage teilgenommen und mehr Männer als Frauen.

Deshalb hat das Institut gfs.bern die Antworten gewichtet: Den Verzerrungen in der Stichprobe wurde mittels statistischer Gewichtungsverfahren entgegengewirkt und so die Repräsentativität optimiert.

Die Aufteilung der Befragten insgesamt auf die Sprachregionen ist wie folgt: 4316 in der Deutschschweiz, 1611 in der Romandie und 388 in der italienischsprachigen Schweiz.

Wie wird gefragt?

Die befragten Stimmberechtigten hatten jeweils fünf Antwortmöglichkeiten zur Verfügung: «bestimmt dafür», «eher dafür», «weiss nicht/keine Antwort», «bestimmt dagegen» und «eher dagegen».

Für eine vereinfachte Darstellung im Artikel wurden in den meisten Fällen die Antworten «bestimmt dafür» und «eher dafür» zusammengezählt – entsprechend wurde auch mit den Antworten «bestimmt dagegen» und «eher dagegen» verfahren.

Konkret wurde etwa gefragt: «Ganz unabhängig davon, wie sicher Sie sind, dass Sie an dieser Volksabstimmung teilnehmen werden: Wenn morgen schon über die Vorlage abgestimmt würde, wären Sie dann bestimmt dafür, eher dafür, eher dagegen oder bestimmt dagegen?»

Umfragen sind Momentaufnahmen

Das Forschungsinstitut gfs.bern führte zwei Umfragen zur Abstimmung vom 15. Mai 2022 durch. Die Autoren der Studie betonen, die Ergebnisse seien kein vorweg genommenes Abstimmungsergebnis, sondern eine Momentaufnahme zur Zeit der Befragung. Allerdings sind bei zwei Befragungen Aussagen über Trends möglich.

Detaillierte Informationen zur Befragungsart und den Interpretationen der Ergebnisse finden Sie auf der Website des Instituts gfs.bern .

Abstimmungsdossier

Box aufklappen Box zuklappen
Grafik
Legende: SRF

News und Hintergrund zu den Abstimmungen vom 15. Mai 2022.

SRF News, 04.05.2022, 06.00 Uhr

Meistgelesene Artikel