Fast vier Tage benötigte eine Expedition von rund einem Dutzend Wissenschaftlern, um aus der Schweiz zu den Hochgebirgsketten Zentralasiens zu gelangen. Diese ziehen sich über Tausende Kilometer hin und umfassen unter anderem den Pamir.
Sehen Sie die Bilder Forschungsmission im Pamir:
Das Ziel der Mission: Gletscher zu erkunden, die auf der Welt einzigartig sind. «Im Gegensatz zu den Gletschern der ganzen Welt, von denen wir wissen, dass sie in zunehmendem Tempo an Masse verlieren, ist die Masse der Gletscher der Pamir-Region relativ stabil geblieben», sagt Evan Miles, Glaziologe an der Universität Zürich, gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS). «Einige von ihnen wachsen sogar.»
«Das war für uns ein starker Antrieb, in diese Region zu gehen, um mit direkten Messungen zu verstehen, wie gross diese Anomalie ist und wie lange sie andauert», fügt Miles hinzu.
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Das Phänomen wird als «Karakorum-Anomalie» bezeichnet. Unter den verschiedenen Hypothesen, die diese zu erklären versuchen, gilt eine als besonders plausibel: Auf pakistanischer Seite der Region Pamir-Karakorum liegt eines der grössten bewässerten Gebiete der Welt. Aufgrund der dadurch erzeugten starken Verdunstung kehrt Wasser in die Atmosphäre zurück. Dieses wird in die Höhen des Pamir transportiert, wo es in Form von Schnee wieder herunterfällt.
Wie ein Klima-Archiv
Die Glaziologen versuchen nun, diese Theorie vor Ort zu überprüfen. Eine Woche lang hielten sie sich auf über 5800 Metern Höhe auf, auf der Eiskappe von Kon Tschukurbatschi, und bohrten dort zwei 105 Meter lange Eisbohrkerne aus dem Gletscher heraus.
Diese während Jahrhunderten, vielleicht Jahrtausenden entstandenen Eisschichten sind wie ein Klima-Archiv. Sie ermöglichen es, abzulesen, wie es bis weit zurück in die Vergangenheit um Schneefälle, Temperaturen, Atmosphäre und Staub stand.
Mit diesen Forschungen hofft Miles, mehrere Fragen beantworten zu können: «Werden diese Gletscher einen Rückgang erleben wie im Rest der Welt? Oder könnten sie sich auch erholen? Und könnte die Anomalie länger andauern?»
«Wir möchten das verstehen, und ich denke, die Eisbohrkerne werden uns einen sehr guten Verlauf liefern, um zu verstehen, wie sich die Karakorum-Anomalie manifestiert hat und wie sie sich in Zukunft entwickeln wird», betont der Glaziologe. Die Forschungsergebnisse könnten den Gletscherschutz auf globaler Ebene beeinflussen.