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Fahrdienstanbieter Ein Jahr Uber im Tessin: eine durchzogene Bilanz

Der Fahrdienst Uber hat die Taxiszene im Tessin ziemlich aufgemischt. Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus.

Seit fast 1 Jahr gibt es den privaten Fahrdienst Uber auch im Tessin. Das kalifornische Unternehmen zeigt sich durchaus zufrieden mit seiner Expansion in den Südkanton.

Die Recherche der RSI-Kollegin mit deutschen Untertiteln:

«12 Monate nach dem offiziellen Start sind wir sehr zufrieden mit dem Wachstum der Uber-App in Lugano sowie im ganzen Kanton Tessin», schreibt das Unternehmen auf Anfrage des Radio und Fernsehens der italienischsprachigen Schweiz (RSI). Uber spricht von Dutzenden professionellen Taxi- und Mietwagenfahrern, die ihre Einnahmen durch den neuen Dienst steigern konnten. Das Unternehmen betont auch die Absicht, weiterhin mit Fahrern und lokalen Behörden zusammenzuarbeiten, um «die positive Wirkung» in der Region zu maximieren.

Gewerkschaft und Politiker wollen Klarheit

In anderen Schweizer Regionen hat die Ankunft von Uber rechtliche und gewerkschaftliche Fragen aufgeworfen. In der Romandie ist das Bundesgericht in zwei Urteilen zum Schluss gekommen, dass die Plattform die Rolle einer Arbeitgeberin übernehmen und Sozialabgaben zahlen muss. Im Tessin ist jedoch unklar, ob dasselbe gilt. Die Gewerkschaft Unia hat um Klärung gebeten, bisher ohne Erfolg.

Auch auf politischer Ebene ist die Situation blockiert. Auf eine Anfrage von SP-Grossrat Yannick Demaria antwortete der Staatsrat, dass das Amtsgeheimnis es verhindere, auf konkrete Sachverhalte einzugehen. Noch hängig ist eine Motion der SVP-Grossräte Tiziano Galeazzi und Roberta Soldati, die vorschlagen, den Taxisektor auf kantonaler Ebene zu vereinheitlichen.

Taxifahrerinnen und -fahrer reagieren unterschiedlich

Um zu verstehen, wie Uber den Markt verändert, hat RSI bei Taxifahrern in Locarno, Bellinzona und Lugano nachgefragt. Einige berichten, dass Uber seit seiner Ankunft einen starken Einfluss hat, es habe ihnen fast «das Genick gebrochen». Andere sind selbst gelegentlich als Uber-Fahrer unterwegs, um zu sehen, ob es sich lohnt. Aber es gibt auch die, die keine grossen Veränderungen bemerken, vielleicht auch weil sie eine treue Stammkundschaft haben, wie RSI vermutet.

Uber in der Deutschschweiz

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Uber gibt es seit 2013 in der Schweiz. Zürich war die erste Stadt, in welcher der private Fahrdienst eingeführt wurde. Mittlerweile kann man in der Deutschschweiz unter anderem auch in Basel, Olten, Thurgau, Schaffhausen und neu auch in Solothurn einen Uber-Fahrer bestellen.

Laut einer Mitteilung vom Juni wolle Uber bis im Jahr 2026 in der gesamten Schweiz präsent sein, schrieb kürzlich das Grenchner Tagblatt.

Klare Worte findet Marco Ruocci, Vizepräsident der Taxifahrer-Vereinigung in Lugano. Der US-Fahrdienst sei eine Konkurrenz, die schwer auszuhalten sei: «Uber verwendet Niedrigpreis-Geschäftsstrategien, gegen die wir nicht mehr ankommen können.» Deren Tarife seien viel niedriger: «Wir haben Tarife von Fr. 4.60 pro Kilometer, während Uber Tarife von 1 Franken anbietet.»

Seiner Meinung nach hat UberX, der Luxusservice des Unternehmens, die Situation verschärft. Dort könne man Luxusautos samt Chauffeur mieten, die die Hälfte des regulären Preises kosten und bei Werbeaktionen gar noch günstiger seien. «Ich versetze mich in die Lage der Kundinnen und Kunden: Jeder würde weiterhin UberX rufen, wenn er solche Luxusautos ankommen sieht», so Ruocci.

Seine Vereinigung hat mehrmals versucht, mit den Behörden über die Situation zu diskutieren, bisher aber ohne wirkliche Ergebnisse. «Die Gemeinde sagt, es hänge vom Kanton ab. Der Kanton sagt, die Gemeinde sei auch involviert. Die Wahrheit kennen wir nicht», sagt Ruocci. «Wir möchten darüber diskutieren und eine Lösung finden, die allen irgendwie passt. Aber dafür muss ich erstmal wissen, wer der Ansprechpartner ist.»

Diskutieren Sie mit:

RSI; Seidisera; 27.7.2025; 19:16 Uhr;liea

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