Wie kam Uber nach St. Gallen? Weltweit ist der Fahrdienstleister Uber in über 10'000 Städten verfügbar. In St. Gallen war die Nachfrage offenbar schon lange gross: Vor vier Jahren schwirrte die Zahl von 1000 App-Aufrufen pro Woche in St. Gallen durch die Medien – Aufrufe, die im Nichts endeten, weil der Dienst dort nicht verfügbar war. Uber darf in St. Gallen aufgrund des Taxireglements jedoch keine eigenen Fahrten anbieten, dies dürfen nur lizenzierte Fahrerinnen und Fahrer mit zugelassenen Autos.
Nun nutzt Uber ein «Schlupfloch» im Reglement und bietet in Kooperation mit lokalen Taxiunternehmen Fahrten an. Ein neues Geschäftsmodell, das in St. Gallen seit Anfang Mai besteht.
Funktioniert Uber in anderen Schweizer Städten anders? Teilweise. Laut Uber selbst funktioniert der Dienst in Bern, Neuenburg und La Chaux-de-Fonds gleich wie in St. Gallen. In Luzern, Zürich, Basel, Freiburg, Lausanne und Genf vermittle der Dienst Fahrten sowohl an Limousinen- als auch an Taxi-Fahrerinnen und -Fahrer. Zudem ist Uber auch in Baden, Olten, Yverdon-les-Bains, Zug, Sitten und Winterthur verfügbar.
Warum gibt es Kritik aus der Taxibranche? Samuel Holenstein ist Besitzer des grössten St. Galler Taxiunternehmens und Vorstand der Fachgruppe TaxiSuisse des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbands. Er sagt: «Unsere Hauptkritik ist, dass Uber mit tiefen Preisen in einen Markt eindringt, der sowieso mit tiefen Margen kämpft, und so die Branche kaputt macht.»
Was sagt Uber dazu? Mit tieferen Preisen könne die Auslastung der Fahrzeuge erhöht werden, schreibt Uber in einer Stellungnahme gegenüber SRF. So würden die Standzeiten reduziert, es gäbe mehr Fahrten und damit mehr Umsätze pro Stunde. Die tieferen Preise, so Uber, eröffneten auch neue Zielgruppen und vergrösserten damit den potenziellen Kundenkreis.
Sind die herkömmlichen Taxis zu teuer? Uber bietet über die App-Buchung vorgegebene Preise an, die Taxiunternehmen nicht unterbieten können. Samuel Holenstein sagt: «Wir drehen wirklich jeden Franken zweimal um. Das ist leider so in der Branche. Wir können auch nicht die allerhöchsten Löhne bezahlen. Es ist ziemlich knapp kalkuliert. Ich kann mir kaum vorstellen, dass tiefere Preise profitabel sind.» Uber weist in seiner Stellungnahme daraufhin, dass «die bisherigen Taxipreise in St. Gallen im landesweiten Vergleich sowieso bereits auf einem sehr hohen Niveau» seien.
Andere Taxiunternehmen sind den Deal mit Uber eingegangen. Warum? Naeem Ullah, Geschäftsführer von Taxi Ostschweiz, sagt: «Wir haben es oft erlebt, dass unsere Fahrer leer zurückkamen.» Ullah besitzt fünf Taxis, die grossen Unternehmen würden den Markt dominieren. Er ist froh über mehr Aufträge, auch wenn er fünf Prozent des Umsatzes an Uber abgeben muss: «Es ist viel besser als nichts. Wenn wir mit einer Null nach Hause gehen, wie bezahle ich dann die Löhne?»
Was ändert sich politisch? Die Stadt St. Gallen überarbeitet das veraltete Taxireglement. Uber hofft auf einen einfacheren Zugang, die Taxifahrer haben Angst, dass sich der Preiskampf noch zuspitzen könnte. Stadträtin Sonja Lüthi: «Wir sind an übergeordnete Gesetzgebungen gebunden, etwa ans Binnenmarktgesetz. Wir können nicht eine Käseglocke über das Taxigewerbe setzen und sie so vor der Konkurrenz abschotten.» Für Fahrdienstanbieter wie Uber soll eine zusätzliche Kategorie geschaffen werden. Das neue Reglement soll im Juni ins Stadtparlament kommen.