Das Video wurde im Juli heimlich in einem Restaurant in Paris aufgenommen. Es zeigte zwei Journalisten des öffentlich-rechtlichen Senders France Inter im Gespräch mit zwei Verantwortlichen des Parti Socialiste (PS). Dabei sagte einer der Journalisten: «Wir tun, was für Dati nötig ist, Patrick und ich.» Er deutete damit an: Man werde gegen die Kandidatin der Republikaner für das Stadtpräsidium von Paris arbeiten.
Erläuterungen der RTS-Korrespondentin in Paris zur Affäre:
Publiziert wurde das Video Anfang September vom konservativen Medium «L'Incorrect». Die beiden Journalisten mussten sich vorwerfen lassen, sie hätten sich von der Sozialisten einspannen lassen und seien gegenüber der ehemaligen Kulturministerin voreingenommen. Die Journalisten behaupteten ihrerseits, die Bilder seien manipuliert worden, und forderten, dass «L'Incorrect» das vollständige, ungeschnittene Videomaterial herausrücken muss.
Rachida Dati war als Kulturministerin zuständig für das Dossier der Umstrukturierung des öffentlichen Rundfunks und hat ein äusserst schlechtes Verhältnis zu Journalisten. Sie hatte einen der beiden Protagonisten des Videos in einer Rundfunksendung heftig angegriffen, als dieser sie zu einer der Affären befragte, in die sie verwickelt ist: nicht deklarierte Schmuckstücke im Wert von 420'000 Euro.
Viel Echo in Bolloré-Medien
Das heimlich aufgenommene Video wurde ausführlich kommentiert in verschiedenen Medien, die alle im Besitz des Milliardärs Vincent Bolloré sind. Sie interpretierten die Bilder als ein Zeichen für die politische Voreingenommenheit des öffentlichen Rundfunks.
Diese neue Episode im Konflikt zwischen dem öffentlichen Rundfunk und den Medien des konservativen Milliardärs veranlasste Vincent Meslet, Redaktionsdirektor von Radio France, ein «feindliches Oligopol» und «militante Medien voller Obsessionen» anzuprangern. Es war das erste Mal, dass ein Verantwortlicher von Radio France direkt zurückschlug und dabei die Medien der Bolloré-Gruppe namentlich nannte.
«Diese Leute werden verrückt», konterte Pascal Praud, der Starmoderator des zur selben Gruppe gehörenden Fernsehsenders CNews. Er prangerte eine «Offensive aus allen Richtungen gegen das an, was Gutmenschen als Bolloré-Presse bezeichnen, die aber schlicht eine freie und unabhängige Presse ist».
Das wiederum veranlasste die Präsidentin von France Télévisions, Delphine Ernotte Cunci, in einem Interview mit «Le Monde» zur Aussage: «Man muss zugeben, dass CNews ein Meinungsmedium ist. Sie sollen dazu stehen, ein rechtsextremer Sender zu sein!» CNews ist in Frankreich der Nachrichtensender mit den höchsten Publikumsanteilen.
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«Das ist eine Kriegserklärung» und «eine Schande», entgegnete Moderator Praud von CNews.
Die Debatte hat inzwischen auch das politische Parkett erreicht. Marine Le Pen, die Chefin des rechtspopulistischen Rassemblement National (RN), forderte umgehend die Privatisierung von Radio France und von France Télévisions. Ein mit ihrer Partei verbündeter Abgeordneter forderte einen «Untersuchungsausschuss zur Neutralität des öffentlich-rechtlichen Rundfunks».