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Freiwilliger Kriegseinsatz Zürcher berichtet vom Horror im Kriegsdienst für die Ukraine

Bei der Schweizer Militärjustiz laufen Verfahren gegen 24 Schweizer, die verdächtigt werden, in der Ukraine gekämpft zu haben. Einer dieser Freiwilligen ist Jona Neidhart, ein 36-jähriger Zürcher. Er ist kürzlich zurückgekehrt und kritisiert die «Heuchelei» der Schweiz in diesem Konflikt.

Vor zwei Monaten ist Jona Neidhart in die Schweiz zurückgekehrt. Er ist stolz darauf, für die Ukrainer und für die Freiheit gekämpft zu haben. Trotz der Barbarei des Konflikts habe er weder Kriegsverletzungen noch psychische Nachwirkungen erlitten.

«Die Russen sind viel zahlreicher und halten sich nicht an irgendwelche Regeln auf dem Schlachtfeld», sagt er dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS). «Das bedeutet, dass wir einen Feind bekämpfen müssen, der absolut brutal und ohne Gewissen ist.»

Schockiert vom Einmarsch der Russen, brach der damals 34-Jährige im März 2022 sein Studium in Bern ab, um sich der internationalen Legion der ukrainischen Armee «Slava Ukraina» anzuschliessen.

Er diente zwei Jahre lang in der Kompanie «Bravo». Sie musste schwere Verluste erleiden. «Einer meiner Kameraden starb letztes Jahr im November», erinnert sich Neidhart. «Wir mussten seine Leiche bergen. Sein Kopf war weg.»

Mit «dialog» einen Blick über die Sprachgrenzen werfen

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Dieser Artikel erschien zuerst auf Französisch bei RTS und wurde von der «dialog»-Redaktion übersetzt. Die Originalversion können Sie auf  RTS  lesen.

«dialog»  ist das Angebot der SRG, das mit Debatten und dem Austausch von Inhalten Brücken baut zwischen den Sprachregionen in der Schweiz und den Schweizerinnen und Schweizern im Ausland.

Trotz des Schreckens habe er am Sinn seines Kampfes nicht gezweifelt und nie seine Motivation auf dem Schlachtfeld verloren. Wenn er in befreite Gebiete gekommen sei, hätten sich die ukrainischen Zivilisten äusserst dankbar gezeigt, erzählt er. «Sie bedankten sich bei uns und sagten, dass sie sich endlich von diesen ‹russischen Monstern› befreit fühlten.» Neidhart ist davon überzeugt, dass er in der Ukraine für die Demokratie gekämpft hat.

Warten auf den Prozess

Am 13. Juni ist der Zürcher in die Schweiz zurückgekehrt. Er stellte sich freiwillig der Militärjustiz. Denn in der Schweiz ist es illegal, für eine ausländische Armee zu kämpfen.

Neidhart hofft, die Höchststrafe von drei Jahren Haft zu erhalten. Dies gäbe ihm die Möglichkeit, die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, wie absurd es sei, jemanden zu verurteilen, der für eine gerechte Sache kämpfe, von der seiner Meinung nach der ganze Westen und auch die Schweiz abhänge.

Es ist jedoch nicht sicher, ob die Militärjustiz so streng sein wird. Sie könnte es bei einer Geldstrafe bewenden lassen. Bei der Festlegung des Strafmasses spielt auch die Motivation eine Rolle, mit der ein Schweizer Staatsbürger in einer ausländischen Armee diente.

Während Neidhart auf seinen Prozess wartet, darf er die Schweiz nicht verlassen. Es sei eine Situation, die er als schwierig empfinde. Er würde gerne viel mehr tun, denn in seinen Augen werden «jeden Tag unschuldige Menschen von den Russen getötet, massakriert».

Inzwischen setzt er seinen Kampf mit dem Schreiben eines Buchs fort. Darin will er die mangelhafte Lieferung westlicher Militärgüter an die Ukraine anprangern.

Krieg in der Ukraine

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Tagesschau, 30.7.24, 19.30 Uhr

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