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Geplante Abschüsse Slowenien ringt um den richtigen Umgang mit Braunbären

Slowenien beherbergt eine der grössten Braunbärenpopulationen weltweit. Doch ein Gerichtsbeschluss gegen die jährlichen Abschüsse sorgt für Probleme.

Im Süden Sloweniens leben schätzungsweise rund 954 Braunbären. Damit hat das Land die höchste Bärendichte Europas. Um die Population stabil zu halten, legt das Ministerium für natürliche Ressourcen und Raumplanung jährlich Abschussquoten fest. Zusätzlich werden die Tiere in bestimmten Gebieten gefüttert, um sie von Siedlungen fernzuhalten.

So geht Slowenien mit der Bärenpopulation um (dt. Untertitel)

«Die Bevölkerung will mit dem Bären leben – weil sie daran gewöhnt ist und weil er wirtschaftliche Vorteile bringt», erklärte die Journalistin Valentina Grignoli im Gespräch mit dem Radio und Fernsehen für die italienischsprachige Schweiz (RSI).

Gericht stoppt geplante Abschüsse

Doch zuletzt hat sich die Lage verändert. Die für dieses Jahr geplanten 206 Abschüsse wurden zunächst bis Ende 2026 verschoben und dann durch eine Klage der Umweltschutzorganisation Alpe Adria Green vor dem Verwaltungsgericht ganz gestoppt.

Die Aktivistinnen und Aktivisten kritisieren vor allem die offiziellen Schätzungen aufgrund des genetischen Monitorings: Ihrer Ansicht nach liegt die tatsächliche Zahl der Bären unter den 954 Tieren, die die slowenische Forstbehörde angibt.

Braunbär mit Jungtier
Legende: Die Bärenpopulation in Slowenien wird oft als Beispiel für gelungenes Wildtiermanagement genannt. Über Jahre hat dieses ein weitgehend konfliktfreies Zusammenleben von Mensch und Tier ermöglicht. IMAGO / Le Pictorium

Die geplanten Abschüsse würden demnach mindestens 30 Prozent der Population betreffen. Zudem prangert die Organisation die künstliche Fütterung an: «Durch das ständige Nahrungsangebot pflanzen sich Weibchen früher fort, bekommen mehr Junge, die Population wächst künstlich und wird abhängig vom Menschen», berichtet RTV Slovenija, die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Sloweniens.

Mehr Bären in Wohngebieten

Die Folgen sind bereits sichtbar. In Rakitna, einer Gemeinde im Südosten Sloweniens, wurden dieses Jahr ungewöhnlich viele Bären in Wohngebieten gesichtet – ein Hinweis auf unkontrolliertes Wachstum durch die Verzögerung des Abschussplans.

Die Bären haben die Angst vor den Menschen verloren.
Autor: Gorazd Kovačič Soziologieprofessor

«Die Bären kommen fast täglich in die Siedlungen, kippen Müllcontainer um, auch wenn sie nur leere Verpackungen enthalten, die nach Essen riechen. Sie greifen Kompostbehälter und Bienenstöcke an. Das Schlimmste ist: Sie haben die Angst vor den Menschen verloren», berichtet Gorazd Kovačič, Soziologieprofessor an der Philosophischen Fakultät in Ljubljana.

Petition fordert Eingreifen der Regierung

Kovačič ist Erstunterzeichner einer Petition der Bewohner von Rakitna. Darin fordern sie das Ministerium und die Regierung auf, den Empfehlungen der Experten der Biotechnologischen Fakultät der Universität Ljubljana zu folgen. Diese sehen den jährlichen Abschuss von 206 Bären vor, um die Population zu kontrollieren.

Laut Klemen Jerina, Forscherin und Expertin für Bärenmanagement, ist eine Trendwende in einem bisher gut funktionierenden System sichtbar: «Der hervorragende Erhaltungszustand ist nicht nur günstigen Lebensraumbedingungen zu verdanken, sondern auch der Unterstützung der lokalen Bevölkerung und der exzellenten Arbeit aller beteiligten Dienste und Forscher – einschliesslich der Regierung. Doch jetzt läuft es nicht mehr in die richtige Richtung.»

Politische Interessen verschärfen Konflikt

Die Petition ist bereits von über 4000 Personen unterzeichnet worden. Fachleute der Universität Ljubljana halten ein sofortiges Eingreifen für notwendig, um die Population zu begrenzen. Andernfalls könnte sie bis Frühjahr 2027 auf 1100 Tiere anwachsen.

RSI Il giardino di Albert, 22.11.2025, 18:00 Uhr;brus

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