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In Fotofalle getappt Der Bär ist los – was tun?

In der Schweiz ist in diesem Jahr der erste Bär in eine Fotofalle getappt. Eine Anleitung für den Fall der Fälle.

Was ist passiert? Ein Wanderer hat am Sonntagabend im Bereich Rankweil-Übersaxen im Westen Österreichs, wenige Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt, Bärenspuren entdeckt, wie ORF berichtete. Laut dem obersten Wildökologen des Bundeslandes Vorarlberg gibt es Hinweise, dass es sich beim Bären mit grosser Wahrscheinlichkeit um ein jüngeres, männliches Tier handelt, das vermutlich aus der norditalienischen Region Trentino-Südtirol stammt.

Kommt der Bär in die Schweiz? Dass der Bär den Kanton St. Gallen betritt, sei unwahrscheinlich, sagt Bärenexperte Sven Signer von Kora, einer Schweizer Stiftung für Wildtiermanagement und Raubtierökologie. Denn «zwei grosse Barrieren» hielten ihn davon ab: der Rhein – obwohl ein Bär schwimmen kann – und die Autobahn. Wahrscheinlicher sei es, dass er übers Prättigau oder das Unterengadin in die Schweiz gelangt. Dort hat bereits ein erster Bär dieses Jahr seine Pfoten auf Schweizer Boden gesetzt und ist in eine Fotofalle getappt. Dass es sich um denselben Bären handelt, ist eher unwahrscheinlich.

Wie häufig sind Bären in der Schweiz? Urgeschichtlich lebte der Braunbär überall in der Schweiz. Durch die Besiedelung des Menschen und Abschüsse wurde der Bär hierzulande mit der letzten Erlegung einer Bärin 1904 ausgerottet. Zuletzt beobachtet wurde der Bär 1923, bis ein deutscher Student 2005 den ersten Bären seit Jahrzehnten wieder sichtete. Seither konnten sie fast jedes Jahr nachgewiesen werden. Die Bären stammen aus dem nahegelegenen italienischen Nationalpark Adamello Brenta in Südtirol-Trentino. Bisher waren es immer Männchen, die in die Schweiz kamen und auf der Suche nach Weibchen waren. Es gibt derzeit keine in der Schweiz ansässige Population.

Projekte für Bären bei unseren Nachbarn

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Schwarz-Weiss-Nachtbild eines Bären im Wald.
Legende: Der Bündner Bär JJ3, von einer Fotofalle ertappt. (25.03.2008) Archivbild/KEYSTONE/AMT FÜR JAGD UND FISCHEREI GRAUBÜNDEN

In Italien und Österreich gab es Versuche, die Bärenpopulation in der Region zu stärken. In der italienischen Region Trentino-Südtirol habe es um die Jahrtausendwende fast keine Bären mehr gegeben, erklärt Sven Signer, der Wildtierökologie und -management studiert hat und Mitglied einer internationalen Expertengruppe zu Bären ist. Um die Population zu stützen, wurden in Trentino Bären aus Slowenien ausgesetzt. Heute leben rund 100 Bären dort.

In Österreich wanderte 1972 ein Bär aus dem ehemaligen Jugoslawien ins Land. Man wollte versuchen, mittels Wiederansiedlungsprojekt eine Bärenpopulation aufzubauen. Drei Bären wurden ausgesetzt. Es bildete sich vorübergehend eine kleine Population von zirka 30 Individuen. Doch 2011 erlosch die Population.

Ist ein Bär gefährlich? Grundsätzlich nicht, einzelne Individuen können jedoch für den Menschen gefährlich werden, sagt Bärenexperte Signer. Ein Bär sei in der Regel zurückhaltend. Es gibt aber Bären, die sich problematisch verhalten, beispielsweise dann, wenn ein Bär lerne, dass es Futter in der Nähe von Menschen gebe und er die Scheu verliert. In Trentino zeigten weniger als fünf Prozent ein problematisches Verhalten. «Der Rest verhält sich so, wie wir Menschen es uns wünschen», so Signer.

Wie soll ich mich in Regionen verhalten, wo der Bär ist? Die Grundsatzregel lautet: So unterwegs sein, dass ein Bär dich wahrnehmen kann. Weiter gilt: auf Wanderwegen bleiben und Hunde an der Leine führen. Entweder bleiben die Bären versteckt oder sie ziehen sich zurück, ohne dass es zu einer Begegnung kommt. Falls doch, bestimmt, aber mit ruhiger Stimme auf sich aufmerksam machen. Flüchtet er nicht, soll man sich langsam zurückziehen. Im schlimmsten Fall, wenn der Bär angreift, besteht noch die Möglichkeit, die Embryostellung einzunehmen, die Hände in den Nacken zu legen und so zu versuchen, sich tot zu stellen.

Braunbär: sieben Fakten

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  • Grösse : Kopfrumpflänge 140–200 cm, Schulterhöhe 70–110 cm, Männchen grösser als Weibchen
  • Gewicht : Männchen 150–280 kg, Weibchen rund 50 Prozent leichter
  • Lebenserwartung : bis zu 21 Jahren in freier Wildbahn
  • Bevorzugtes Habitat : grossräumig bewaldet, von Menschen dünn besiedelt, meist gebirgig, reiches Nahrungsangebot, unzugängliche Orte für Winterschlaf
  • Nahrung : variiert im Laufe des Jahres: Beeren, Früchte, Nüsse, Honig, Insekten, ungeschützte Nutztiere, Aas
  • Gesetzlicher Status : streng geschützt (Berner Konvention)
  • Rote Liste gefährdeter Arten : global und in Europa nicht gefährdet. In der Schweiz gilt der Braunbär mangels Reproduktion als ausgestorben.

Quelle: Kora

Was ist ein absolutes No-Go? Das Wichtigste laut Bärenexperte Signer ist es, keine Bären anzufuttern, also zum Beispiel bei Grillstellen keine Essensreste liegenzulassen. Denn so könnte der Bär lernen, dass es in der Nähe von Menschen Futter gibt.

Wie kann ich über eingewanderte Bären informiert werden? Im Kanton Graubünden, der in der Schweiz am meisten von Bären betreten wird, wird jede Beobachtung eines Grossraubtiers (Bären, Wölfe, etc.) auf einer Webseite aufgeschaltet . Zudem ist es vor allem für Älpler oder Bäuerinnen möglich, eine SMS-Warnung zu abonnieren, um über die neuesten Beobachtungen schnellstmöglich informiert zu sein.

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Regionaljournal Ostschweiz, 27.05.2024, 17:30 Uhr;kesm

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