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Lebensmittelallergie Immer mehr Kinder sind allergisch auf Cashewnüsse

Bei Kindern führen neuerdings Cashewnüsse besonders häufig zu schweren Reaktionen – vermutlich, weil sie immer häufiger und teils versteckt in Lebensmitteln enthalten sind.

Ob als salziger Snack oder versteckt in glutenfreiem Mehl und pflanzlicher Milch – die Cashewnuss liegt im Trend. Sie kommt ursprünglich aus Brasilien, ist eiweissreich und enthält weniger Fett als andere Nüsse.

Die wachsende Beliebtheit spiegelt sich auch in einer Allergiestudie des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) wider. Diese zeigt nämlich einen deutlichen Anstieg schwerer allergischer Reaktionen bei kleinen Kindern.

Ein internationales Forschungsteam untersuchte alle zwischen 2007 und 2024 erfassten lebensmittelbedingten Anaphylaxien, also akuten allergischen Reaktionen.

Rund 1000 gut dokumentierte Fälle von Nussallergien wurden genauer analysiert. Das überraschendste Ergebnis: Bei Kindern, meist unter fünf Jahren, war in über 40 Prozent der Fälle die Cashewnuss der Auslöser der Anaphylaxie. Ein Drittel der betroffenen Kinder reagierte bereits auf Mengen unter einem Teelöffel. Seltener genügten sogar Hautkontakt oder das Einatmen, um eine allergische Reaktion auszulösen.

Steigender Konsum

Bisher konzentrierten sich Studien zu schweren Nussallergien auf heimische Sorten wie Hasel- oder Walnüsse. Diese belegen bei Kindern nun den zweiten und dritten Platz.

Der RTS-Radiobeitrag (mit deutschen Untertiteln):

Der Anstieg der Cashew-Allergien lässt sich sehr wahrscheinlich auf den gestiegenen Konsum in den letzten Jahrzehnten zurückführen. Cashewnüsse, die botanisch gesehen eigentlich keine echten Nüsse sondern Fruchtkerne sind, sind häufig in Produkten wie Pesto enthalten oder werden als vegane Eiweissquelle verwendet. «Viel mehr Kinder als früher kommen daher schon sehr früh mit Cashewnüssen in Kontakt», erklärt Karin Hartmann, Chefärztin der Allergologie am Universitätsspital Basel.

Wie bei vielen Nussallergien ist ein Speicherprotein der Auslöser, das in grossen Mengen enthalten ist. Studien zeigen, dass das kindliche Immunsystem besonders heftig auf dieses Protein reagiert.

Erwachsene weniger empfindlich

Bei Erwachsenen hingegen spielen Cashew-Allergien laut europäischem Register nur eine geringe Rolle. Offenbar reagiert das reifere Immunsystem weniger empfindlich.

Karin Hartmann spricht sich dennoch nicht dafür aus, Cashewnüsse grundsätzlich vom Speiseplan von Kindern zu streichen. «Aus ernährungsphysiologischer Sicht sind Nüsse eine wertvolle Nährstoffquelle», sagt sie.

Bei Verdacht auf eine Allergie rät die Forscherin jedoch, unbedingt ärztlichen Rat einzuholen.

 

RTS, 12h30, 29.7.2025, 12:39 Uhr; sten

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