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Markenschutz Wieso Österreich von einem «Käsekrieg» mit der Schweiz spricht

Der Emmentaler Käse aus der Schweiz befindet sich in der Krise – und auch juristisch wird die geschützte Bezeichnung zurzeit diskutiert.

Um der serbelnden Käsebranche unter die Arme zu greifen, möchte der Bund verbieten, dass ausländische Produktionen ihren Käse «Emmentaler» nennen. Jene Länder, die diese Bezeichnung verwenden, halten davon jedoch nicht viel – der Begriff werde seit langem allgemein verwendet und dürfe kein schweizerisches Monopol sein.

Zu den Ländern zählen insbesondere Deutschland, Frankreich, die Niederlande, Österreich und Polen. Sie protestierten bei der EU, und die EU-Kommission gab ihnen recht und befand, dass der Begriff auch weiterhin genutzt werden könne. Nun hat die Schweiz Rekurs eingelegt und der Europäische Gerichtshof wird darüber entscheiden müssen. Die österreichische «Kronen Zeitung» sprach darum kürzlich vom «Käsekrieg».

14'000 Tonnen pro Jahr

Insbesondere in Österreich wird Kritik am Plan der Schweiz geäussert. Das Nachbarland produziert rund 14'000 Tonnen Emmentaler pro Jahr. An Wiener Märkten wird stolz Emmentaler aus dem Vorarlberg verkauft.

Stephan Gruber, seit über zwanzig Jahren als Käser tätig, verkauft sowohl Emmentaler aus der Schweiz als auch solchen aus Österreich, wie er gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS) sagte: «Was den jungen Emmentaler angeht, sehe ich wenige Unterschiede zwischen den beiden Ländern. Und bei Blinddegustationen gewinnt immer der junge Emmentaler aus Vorarlberg.»

Wenn ich von Gruyère spreche, denke ich sofort an einen Schweizer Käse.
Autor: Stephan Gruber Käser

Für den Käser ist «das, was die Schweizer können und machen, den Emmentaler zu veredeln, mit etwa 18 bis 24 Monaten Reife». Hingegen «ist das in Österreich unüblich und ich denke, das hätte weniger kommerzielles Potenzial, weil die Leute das nicht gewohnt sind».

Emmentaler Käse aus der Schweiz
Legende: Darf Käse, der nicht aus dem Emmental stammt, «Emmentaler» heissen? Darüber wird der Europäische Gerichtshof entscheiden. KEYSTONE/EMMENTALER

Für Gruber ist daher auch nicht denkbar, dass der Emmentaler der Schweiz vorbehalten sein sollte. «Wenn ich von Gruyère spreche, denke ich sofort an einen Schweizer Käse. Aber wenn es um Emmentaler geht, weiss das niemand, denn er wird an vielen Orten produziert, insbesondere in Vorarlberg. Deshalb fände ich es nicht korrekt, wenn die Schweiz sich durchsetzen würde.»

Teil der Käsekultur

Hauptsächlich im Westen von Österreich wird Milch und Käse produziert, Letzterer oft Heumilch. Ein «wahres Qualitätsmerkmal und ein echtes Erbe», meint Johann Költringer, der Direktor des österreichischen Milchverbands. Auch er wehrt sich entschieden gegen den Anspruch der Schweiz. «Ich verstehe es aus Marketing-Sicht, aber es ist nicht gerechtfertigt. Das kommt hundert Jahre zu spät.»

Für Költringer ist die Emmentaler-Produktion schon lange verbreitet, und es handelt sich um eine allgemeine Bezeichnung. «In Österreich ist Emmentaler seit einem Jahrhundert ein gängiger Käse und wird seit Generationen hergestellt. Warum sollte das heute anders sein? Das widerspräche allen Regeln der Europäischen Union.»

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Auch hebt er hervor, dass Emmentaler «eindeutig ein wichtiges Element der österreichischen Käsekultur ist». Und weiter argumentiert er: «Alle Heumilch produzierenden Regionen haben sich grösstenteils durch die Produktion von Emmentaler oder Bergkäse entwickelt. Und sie haben die Landschaften und Produktionen entsprechend geprägt, indem sie auf Silage verzichtet haben. Das Heu wird natürlich getrocknet, und die Kühe werden spezifisch damit gefüttert.»

Auch der österreichische Landwirtschaftsminister, Norbert Totschnig, weist den Anspruch der Schweiz zurück. Ein Verbot der Namensverwendung würde der österreichischen Käseindustrie «schweren Schaden» zufügen.

RTS, Ici la Suisse, 30.10.2025, 6:50 Uhr;liea

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