Hybride Kriegsführung, Sabotageakte, Truppenstationierungen nahe der Grenze und natürlich der andauernde Krieg gegen die Ukraine: Mit all seinen offenen und verdeckten militärischen Operationen hält Russland Europas Regierungen seit Monaten auf Trab. Und ebenso lange ringen diese darum, wie sie darauf reagieren sollen.
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Vor diesem Hintergrund erstaunt es, wie entspannt sich die Schweizer Bevölkerung in Bezug auf ihre eigene Sicherheit gibt. Gemäss einer grossen SRG-Meinungsumfrage fühlen sich neun von zehn Befragten in ihrem Alltag sicher.
Multimilliardäre als höchstes Risiko
Die Umfrage fand im vergangenen Mai und Juni statt, 55'000 Personen nahmen daran teil (vgl. Box). Damals beherrschten noch nicht Drohnenangriffe die Schlagzeilen. Aber schon da jagte ein Gipfeltreffen das andere. Das Thema war immer dasselbe: Europa muss massiv aufrüsten, um der Bedrohung durch Russland gewachsen zu sein.
Aufs Bedrohungsgefühl der Befragten hatte das aber offenbar weniger Einfluss als das Wirken von Elon Musk und anderen Tech-Unternehmern. 74 Prozent sagten, sie empfänden den Einfluss von Multimilliardären auf Politik und Gesellschaft als Risiko für ihre persönliche Sicherheit.
Auf dem zweiten Platz der Rangliste der Sicherheitsrisiken folgt die Cyberkriminalität mit 69 Prozent Zustimmung, danach kommen Klimawandel und Naturkatastrophen sowie die Sorge um den Erhalt demokratischer Prozesse und der Freiheitsrechte mit je 60 Prozent Zustimmung. Die Gefahr eines militärischen Angriffs durch eine andere Macht bezeichneten hingegen nur 29 Prozent der Befragten als Risiko für ihre persönliche Sicherheit.
Cyberabwehr als Toppriorität
Diese Gelassenheit in Bezug auf die eigene Sicherheit ist umso erstaunlicher, als ja auch in der Schweiz seit Monaten darum gerungen wird, wie der Armee zu mehr militärischer Kraft verholfen werden kann.
Doch woher kommt diese Haltung? Eine herausragende Rolle für das Sicherheitsgefühl der Befragten spielt die Tatsache, dass es in der Schweiz ein funktionierendes Rechtssystem mit Polizei und Gerichten gibt. 96 Prozent der Befragten erachten das als wichtig für ihre Sicherheit. Weitere wichtige Stützen des Sicherheitsgefühls sind die finanzielle Stabilität sowie Familie und Freunde.
Eine starke Armee spielt im Vergleich dazu eine eher untergeordnete Rolle. Nur 54 Prozent der Befragten bezeichneten sie bei der Befragung im Mai und Juni als wichtig für ihre Sicherheit im Alltag.
Dementsprechend rangiert die Erhöhung der militärischen Verteidigungsfähigkeit auch nicht zuoberst auf der To-do-Liste der Befragten, wenn es darum geht, die Sicherheit in der Schweiz zu stärken. 58 Prozent erachten das in diesem Zusammenhang als wichtig. Weit mehr Priorität haben aus ihrer Sicht Massnahmen für mehr Cybersicherheit (89 Prozent Zustimmung) und gegen Naturkatastrophen (76 Prozent).