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Nicoletta della Valle Das neue umstrittene Mandat der ehemaligen Fedpol-Chefin

Die frühere Chefin des Bundesamts für Polizei, Nicoletta della Valle, wird Beraterin des israelischen Investmentunternehmens Champel Capital.

2025 trat Nicoletta della Valle als Chefin des Bundesamts für Polizei (Fedpol) zurück, gemäss Recherchen des «Blicks» mit einer Abgangsentschädigung von 340'000 Franken.

Nun übernimmt die frühere Bundesbeamtin eine neue Rolle, wie das Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS) berichtet: Sie arbeitet künftig als Beraterin für das israelische Investmentunternehmen Champel Capital. Dort wird sie für ihre Sicherheitsexpertise in der Schweiz, mit internationaler Verknüpfung, angepriesen.

Champel Capital und Amir Weitmann

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Das Unternehmen Champel Capital unterstützt Firmen, insbesondere israelische, die in den Bereichen Sicherheit und Verteidigung tätig sind. Gegründet wurde es 2017 von Amir Weitmann, israelisch-schweizerischer Doppelbürger. Er ist bekennender Vertreter Hardliner des Likud, der Partei von Israels Premierminister Nethanyahu. 2005 empfing er Swissinfo in seiner Wohnung in Har Homa, einer Siedlung in Ostjerusalem, dem palästinensischen Teil der Stadt. Nach dem Massaker vom 7. Oktober 2023 verteidigte er gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS) einen Plan zur Evakuierung aller Palästinenser im Gazastreifen und deren Umsiedlung nach Ägypten.

Im Beirat des Unternehmens sitzen neben della Valle etwa Kobi Shabtai, der ehemalige Generalinspektor der israelischen Polizei, Yoav Har-Even, früherer CEO des israelischen Waffenherstellers Rafael, aber auch eine Führungskraft von Swiss Innovation Forces, der Innovationsagentur der Schweizer Armee.

Hinweis auf Privatsphäre

Welche Rolle della Valle nun spielen wird, ist unklar: Die frühere Fedpol-Chefin gibt auf Anfrage von RTS an, durch eine Geheimhaltungsvereinbarung gebunden zu sein und möchte sich nicht zu einer Angelegenheit äussern, die zu ihrer Privatsphäre gehöre.

Reaktionen auf das neue Mandat von della Valle im Beitrag von RTS

Amir Weitmann antwortet auf die Frage, ob die aktuelle Finanzierungsrunde des Unternehmens von 100 Millionen Dollar auch Firmen zugutekomme, die mit der israelischen Armee in Verbindung stehen, dass der Fonds sich «auf Unternehmen konzentriere, die Produkte von kritischer Bedeutung für die Förderung der Verteidigung und Sicherheit der freien und demokratischen Welt schaffen».

Um diese Finanzierungsrunde durchzuführen, hat das Unternehmen einen grossen Player aus der israelischen Armee rekrutiert: den pensionierten Generalmajor Giora Eiland, früherer Chef des israelischen Nationalen Sicherheitsrats. Sein Name erscheint mehr als dreissig Mal in der Genozid-Anklage, welche Südafrika beim Internationalen Gerichtshof eingereicht hat.

Bevor Eiland die Einstellung der Gefechte in Gaza forderte – was er heute regelmässig tut – unterstützte er den «Plan der Generäle»: also die Belagerung Nord-Gazas, um dort den Zugang zu Lebensmitteln und Wasser zu kappen und so die Hamas-Kämpfer zur Aufgabe zu zwingen, nachdem Zivilpersonen die Gelegenheit gegeben worden war, das Gebiet zu verlassen.

«Keine Politik»

Weitmann äussert sich dazu folgendermassen: «Wir machen keine Politik, sondern nur Investitionen, und wir interessieren uns nicht für die politischen Meinungen der Mitarbeiter und Berater unseres Unternehmens, die nur sie selbst betreffen und im Übrigen vielfältig und unterschiedlich sind. Wir respektieren die Privatsphäre jedes Einzelnen.»

Das Kadermitglied von Swiss Innovation Forces sitzt im gleichen Gremium wie della Valle. Die dem Bund gehörende Innovationsagentur versichert RTS, dass diese dort als Privatperson fungiert und dass es sich um eine Nebentätigkeit handelt, bei der die Einhaltung der Compliance-Anforderungen gründlich überprüft wurden. Auf der Website von Champel Capital wird die Funktion des Kadermitglieds im Zusammenhang mit der Schweizer Armee jedoch präzise beschrieben.

RTS, La matinale, 29.8.2025, 7 Uhr;liea

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