Gemeint sind Kopien oder vielmehr Inspirationen, die den Originalen sehr nahekommen und zu einem erheblich günstigeren Preis verkauft werden. Längst kein Nischenphänomen mehr, sondern ein Trend, der die Parfumbranche aufmischt. Und zahlreiche Grossverteiler steigen mit ein.
Warum Dupes gerade trenden (mit dt. Untertiteln)
Sasha Tognarelli ist Gründer der Schweizer Website Parfumunglaublich.ch. Er verkauft seine Made-in-Italy-Düfte für 18 bis 60 Franken. In seinen Büros in Zug präsentiert er stolz seinen Bestseller, inspiriert von Baccarat Rouge von Francis Kurkdjian. «Ich bin nicht Robin Hood, aber ich denke, man muss nicht 500 Franken ausgeben, um gut zu riechen», erklärt er gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS). Sein Rezept? Die Kosten für Flakons und Verpackungen reduzieren und auf aufsehenerregende Marketingkampagnen verzichten. «Man braucht keinen Johnny Depp auf einem Pferd in der Wüste.»
Das Rezept nachbauen
Was hingegen nötig ist, ist das technische Know-how. Jean-Jacques Rouge, Parfumeur von Beruf, erklärt, wie man Duftimitationen herstellt: «Man gibt einige Tropfen des Parfums in ein Gerät namens Gaschromatograph. Es identifiziert die Moleküle und ihre Menge. Dann gilt es, das Rezept nachzubauen. Anschliessend bittet man eine professionelle Nase, die letzten Anpassungen vorzunehmen, und fertig ist es.»
Die Luxusindustrie versucht, den Kopisten zuvorzukommen, indem sie neue Duftmoleküle entwickelt und schützt. Doch dieser Vorsprung währt meist nur kurz, denn die Kopisten reagieren schnell. Und das Risiko für sie? Praktisch null. Denn die Duftkomposition selbst kann rechtlich nicht geschützt werden. Es genügt bereits, dass sich die Zusammensetzung des Dupes nur minimal von der des Originalparfums unterscheidet – schon hat das Gesetz nichts einzuwenden.
Den Marken bleibt lediglich die Möglichkeit, ihre Flakons zu schützen. Eveline Capol von der Vereinigung «Stop à la piraterie» betont, wie schmal der Grat zwischen Inspiration und illegaler Nachahmung ist: «Wenn der Parfumflakon, der Name oder die Verpackung identisch sind, dann handelt es sich um eine Fälschung. Ansonsten ist es rechtlich toleriert.»
Sind Dupes legal?
Und das wissen die Zollbehörden genau. Am Flughafen Genf prüfen sie verdächtige Pakete. Parfumfälschungen stellen eine Herausforderung dar. Immerhin können sich die Behörden auf die Markeninhaber stützen: Diese entscheiden letztlich selbst, ob sie gegen Käufer verdächtiger Parfums vorgehen – oder nicht.
Solange die Dupes die Originaldesigns nicht exakt kopieren, bleiben sie legal. Folgerichtig erobern sie mittlerweile auch die Regale grosser Ketten wie Zara, Lidl oder Mango. Doch wie überzeugen sie die Nase? Der RTS-Experte verglich ausgewählte Dupes mit ihren Vorbildern: Während manche sehr gut abschneiden (etwa das Chanel No. 5 von Parfumunglaublich), enttäuschen andere – wie Lidls Abwandlung von One Million, vom Experten als «blasse Imitation» bezeichnet.
Während Eigentumsschützer besorgt auf die Entwicklung blicken, stimmen viele Verbraucherinnen und Verbraucher mit dem Portemonnaie ab. Für sie ist der Hauch von Luxus so greifbar wie selten zuvor.