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Täuschend menschlich KI oder Kind? Texterkennung wird für Schulen immer schwieriger

KI ist in den Arbeiten von Schülerinnen und Studierenden dank sogenannter «Humanisierer» kaum mehr nachweisbar – eine immer grössere Herausforderung für Lehrpersonen.

Neben dem Kugelschreiber benutzt Igor Sekulic, Sek-Lehrer im Kanton Freiburg, beim Korrigieren von Prüfungen auch eine Software zur Erkennung künstlicher Intelligenz.

«Im vergangenen Semester war das Erkennungs-Tool sehr effektiv», erklärt er. «Doch zu meinem grossen Erstaunen ist in diesem Semester der Anteil an KI-Nutzung auf ein extrem niedriges Niveau gesunken.»

Tatsächlich aber hat die KI-Nutzung nicht abgenommen. Sie wurde einfach kaum mehr entlarvt, wie Sekulic später bemerkte.

Sogenannte «Humanisierer» ermöglichen es, einen von KI generierten Text so umzuschreiben, dass er menschlicher wirkt und nicht mehr als KI-generiert erkennbar ist.

Der RTS-Beitrag zur KI-Nutzung in Schulen mit dt. Untertiteln:

Auch kostenlose KI-Anwendungen wie ChatGPT verfügen mittlerweile über diese Funktion.

Künstliche Intelligenz tarnen

«Die ersten KI-Generationen wurden mit relativ neutralen, enzyklopädischen Texten trainiert», erklärt der KI-Forscher Jean Hennebert gegenüber dem Westschweizer Fernsehen RTS.

«Heute ist das nicht mehr der Fall. Die KI-Modelle werden zunehmend mit menschlichen Gesprächen trainiert – mit unseren Gesprächen. Wenn man ChatGPT benutzt, unterhält man sich mit dem Chatbot und er nutzt diese Gespräche, um sich weiter zu verbessern.»

Diese «Humanisierer» werden auch an Universitäten verwendet. «Viele nutzen diese Tools am Ende des Schreibprozesses für ihre Arbeiten als eine Art Review-Werkzeug, um die Qualität der Arbeit zu überprüfen», gibt ein Student zu.

«Man kann die Parameter ziemlich gut einstellen, sodass man nicht mehr erkennt, dass es sich um KI handelt», ergänzt ein anderer.

Neue Bewertungsmethoden nötig

Angesichts immer leistungsfähigerer KI-Systeme müssen Lehrpersonen ihre Bewertungsmethoden überdenken.

«Man kann trotzdem überprüfen, ob die Schülerinnen und Schüler die angestrebten Kompetenzen und Kenntnisse wirklich erworben haben, indem man den mündlichen Teil der Leistungsnachweise stärker gewichtet», betont Fabian Simillion, Rektor des Collège du Sud in Bulle.

Auch die Kursinhalte müssen neu gedacht werden

«Was wollen wir im Zeitalter der KI lehren und lernen? Welche Kompetenzen bleiben relevant, welche sind überholt?», fragt sich Christiane Caneva, Leiterin des Bereichs Didaktik an der Universität Freiburg. «Wir stellen uns all diese Fragen – und in manchen Fällen muss man seine Lehrveranstaltungen komplett überarbeiten.»

Eine grosse Herausforderung – aber unerlässlich, um die kommenden Generationen angemessen auszubilden.

RTS 19h30, 8.6.2025, 19:30 Uhr; sten

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