Coltan spielt eine wichtige Rolle bei der Herstellung von Laptops, Smartphones oder den Batterien von Elektroautos. Abgebaut wird es in nur wenigen Ländern. Unter anderem im Kongo.
Die gewaltigen Ressourcen des Landes haben seit über 30 Jahren Konflikte geschürt – sowohl zwischen ethnischen Gruppen als auch mit den Nachbarländern.
Anfang dieses Jahres beispielsweise weitete die kongolesische Rebellengruppe M23, die von Ruanda unterstützt wird, ihre Präsenz im Kongo durch eine neue Offensive aus. So kontrolliert M23 nun auch die wichtige Rubaya-Mine, beschlagnahmen dort Ressourcen und schmuggeln sie in die globale Lieferkette.
Infolgedessen müssen Rohstoffhändler zunehmend überprüfen, ob die Rohstoffe aus Konfliktzonen stammen und ob deren Erlöse den Krieg finanzieren. In diesem Fall wäre der Handel mit solchen Mineralien illegal.
«Es gibt zunehmend Belege für grenzüberschreitenden Betrug, da Mineralien – insbesondere Coltan aus der von M23 kontrollierten Rubaya-Mine – weiterhin nach Ruanda geschmuggelt werden», heisst es in einem UN-Bericht vom Juli 2025.
Als lokal deklariert
«Der illegale Handel hat die legale Ausfuhr von Zinn, Tantal und Wolfram aus der Region gefährdet», heisst es in dem Bericht weiter. In Ruanda werden die gestohlenen Mineralien mit der lokalen Produktion vermischt und in den nachgelagerten Lieferketten als Materialien ruandischen Ursprungs deklariert. Laut der UNO-Comtrade-Datenbank exportiert Ruanda beispielsweise mehr Tantal, als es produziert. 2024 produzierte das Land offiziell 350 Tonnen Tantal, exportierte jedoch schätzungsweise 715 Tonnen.
«Es besteht ein hohes Risiko, dass Coltan, das aus Ruanda gehandelt wird, aus dem Kongo geschmuggelt wurde oder aus Konfliktzonen stammt», sagte Robert Bachmann, Rohstoffexperte der Schweizer Organisation Public Eye, gegenüber Swissinfo.
Der UNO-Expertenbericht fordert eine unabhängige geologische Überprüfung der aus Ruanda exportierten Rohstoffe. Es gibt auch Anzeichen dafür, dass Mineralien aus dem Konflikt in die Europäische Union gelangt sind.
Eine im April 2025 veröffentlichte Untersuchung der Organisation Global Witness ergab, dass der internationale Rohstoffhändler Traxys mit Sitz in Luxemburg im Jahr 2024 280 Tonnen Coltan aus Ruanda kaufte.
«Es scheint, dass die EU keine wirksamen Schutzmassnahmen umgesetzt hat. Sie sollte ihre Rohstoffpartnerschaft mit Ruanda sofort beenden», sagte Alex Kopp, Kampagnenleiter bei Global Witness. Im Februar 2024 hatte die EU eine strategische Partnerschaft mit Ruanda unterzeichnet, um einen besseren Zugang zu kritischen Rohstoffen wie Coltan und Tantal aus Ruanda zu sichern.
Ein Jahr später, im Februar 2025, kritisierte das Europäische Parlament unzureichende Massnahmen zur Bewältigung der Krise im Kongo und forderte die Aussetzung des Abkommens.
Der Bundesrat erklärte im März dieses Jahres, dass er wiederholt die Präsenz ruandischer Truppen auf kongolesischem Gebiet und deren Unterstützung der M23 verurteilt habe.
Abgesehen von Kaffee würden keine Rohstoffe aus Ruanda in die Schweiz importiert, hiess es. Kaffee und Kakao aus Ruanda könnten jedoch von in der Schweiz ansässigen Händlern gehandelt werden. Der Bundesrat verfolge die Diskussionen in der EU über Ruanda und würde in Erwägung ziehen, mögliche Sanktionen zu übernehmen.