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Verheerendes Erdbeben In Afghanistan läuft ein Kampf gegen die Zeit

Afghanistan ist international isoliert und wurde von einem verheerenden Erdbeben erschüttert. Der nahende Winter und fehlende finanzielle Mittel erschweren es humanitären Organisationen, die Opfer zu erreichen.

Ende August bebte in Afghanistan die Erde. Die Naturkatastrophe mit Stärke 6 auf der Richterskala traf vor allem abgelegene Gebiete in den Bergprovinzen im Osten des Landes.

Nach Angaben der UNO kamen bisher rund 2200 Menschen ums Leben, weitere 3640 wurden verletzt. Es wurden erhebliche Schäden an der Infrastruktur verursacht. Strassen, Brücken, Spitäler, Schulen und mehr als 6700 Häuser wurden zerstört.

«Der Bedarf ist enorm», stellt Achille Després, Sprecher des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK), fest. Er ist seit mehreren Tagen im Land. «Die Spitäler sind überlastet und nehmen nur sehr schwere Fälle auf. Ich habe das Spital in Jalalabad gesehen. Es handelt sich um sehr abgelegene Regionen, die nur schwer erreichbar sind. Ich habe Dörfer gesehen, in denen kein einziges Haus mehr stand.»

140 Millionen Dollar benötigt

Da der Winter mit harten Wetterbedingungen näher rückt, stehen die humanitären Organisationen unter Zeitdruck. «Es ist kaum zu glauben, da es im Moment noch 35 Grad heiss ist», sagt Després. «Aber in wenigen Wochen werden die Temperaturen in den Bergen sinken, und es wird Schnee fallen.»

Eine weitere Herausforderung ist das Erreichen der am stärksten betroffenen Gemeinden. Zufahrtswege sind unpassierbar geworden, und starke Regenfälle haben den Boden instabil gemacht und Erdrutsche verursacht. Ausserdem sind noch immer Antipersonenminen und andere Sprengkörper vergraben und durch das Beben verschoben worden.

Die UNO hat einen Notfallplan präsentiert, um 457'000 Menschen zu helfen. Kostenpunkt: 140 Millionen Dollar. Damit soll der Bedarf an Gesundheitsversorgung, Nahrung, Unterkunft und Hygiene gedeckt werden.

Das Beben hat ein Land getroffen, das ohnehin schon mit vielerlei Problemen zu kämpfen hatte. Mehr als eine Million Afghaninnen und Afghanen sind aus Pakistan und dem Iran ausgewiesen worden und mussten zurückkehren. Regelmässig kommt es zu Dürren und Überschwemmungen.

Zudem ist das Land durch 40 Jahre Krieg verwüstet. Es herrscht grosse Armut. In den vergangenen Jahren gab es bereits mehrere Erdbeben. Die Hälfte der Bevölkerung – rund 24 Millionen Menschen – ist von humanitärer Hilfe abhängig.

Frauen werden nicht gerettet

Seit ihrer Rückkehr an die Macht im August 2021 haben die Taliban die Freiheiten der afghanischen Frauen schrittweise eingeschränkt. Zunächst verwehrten sie ihnen den Zugang zu Bildung, dann die Arbeit in humanitären Organisationen.

In den konservativsten Regionen ist es zudem undenkbar, dass sich ein männlicher humanitärer Helfer um eine Frau kümmert. Der afghanische Rote Halbmond gibt an, es stünden in der Katastrophenregion 14 gemischte medizinische Teams mit etwa zwanzig Frauen im Einsatz.

Laut der «New York Times» gab es Fälle, in denen Männer sich weigerten, verletzte oder unter Trümmern begrabene Frauen zu retten.

Rendez-vous, 8.9.2025, 12:30 Uhr;brus

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